"Kult 41" in Bonn Ein Hort für die Bonner Subkultur

Bonn · Seit 20 Jahren treten im "Kult 41" Musiker und Comedians auf. Mit einer kleinen Feierstunde wurde dieses Jubiläum am Dienstag in dem Vereinsgebäude am Hochstadenring 41 gewürdigt.

 Der aktuelle Vorstand mit (v. l.) dem Vorsitzenden Andreas Gohlke, Daniela Lambertz, Nadia El-Kayed, David Rittel, Christian Carazo, Uwe Sarter und Björn Schädlich.

Der aktuelle Vorstand mit (v. l.) dem Vorsitzenden Andreas Gohlke, Daniela Lambertz, Nadia El-Kayed, David Rittel, Christian Carazo, Uwe Sarter und Björn Schädlich.

Foto: Barbara Frommann

Das gibt es nicht alle Tage: Dass ein Hort der Subkultur mit einem „Tag der verschlossenen Tür“ an den Start geht. Aber was sollten sie machen, die Gründer des Kult 41. Ihr Standort an der Viktoriabrücke in der Bonner Altstadt war noch nicht bezugsfertig. Und sie brauchten dringend Geld, um die restlichen Arbeiten überwiegend in ehrenamtlicher Eigenregie durchführen zu können. Also gaben sie ein Benefizkonzert, ihre erste Veranstaltung. Vor 20 Jahren ist das gewesen, im Jahr 1996. Ein Jahr später war der Kulturförderverein Nordstadt ganz offiziell ordentlicher Mieter im städtischen Gebäude am Hochstadenring 41 am Rande der Altstadt. Er ist es bis heute geblieben, und lud am Dienstag zu einer Feierstunde.

Frank Beilstein ist ein Mann der ersten Stunde und erinnert sich noch genau an die Vorgeschichte. Künstler und Musiker, einige darunter aus der linken Szene, hatten zuvor in losem Verbund Räume in der Wolfstraße 10 gemietet. Als der Mietvertrag nicht verlängert wurde, mussten sie raus. „Wir wussten nicht, wie es weitergehen soll. Nur, dass es weitergehen soll“, sagt Beilstein. Ein alter Witz lautet: Treffen sich drei Deutsche, gründen sie einen Verein. Das ist ein bisschen überspitzt, es braucht nämlich sieben Mitglieder.

Aber in der Sache machten es die Künstler genau so und hoben einen Kulturverein aus der Taufe, aus dem das Kult 41 in Bezug auf die spätere Hausnummer wurde. Erster Vorsitzender: der heutige SPD-Landtagsabgeordnete Bernhard von Grünberg. "Das kann ja nicht sein, dass die da raus müssen", sei damals sein erster Gedanke gewesen. Und der zweite: Wohin könnte es gehen? Die Stadt bot der Gruppe zunächst den Windeck-Bunker an und stellte 25 000 Mark für Umbaumaßnahmen zur Verfügung. Ziemlich schnell stellte sich aber heraus, dass der Bunker nicht für diese Zwecke geeignet war, denn für Zivilschutzübungen hätte man ihn jederzeit innerhalb von 48 Stunden leer räumen können müssen.

Da eignete sich die alte Möbelfabrik am Hochstadenring, die seit mehr als einem Jahrzehnt leer stand und auf deren Gelände in den 90er Jahren vorübergehend Container für Flüchtlinge aufgestellt waren, wesentlich besser. Doch bis die Ateliers für Künstler, die Proberäume für acht Bands und die kleine Loge, in der unter anderem Frank Beilstein Akkordeonstunden gibt, hergerichtet waren, mussten 30 aktive Vereinsmitglieder kräftig anpacken. Die 25 000 Mark städtische Starthilfe gingen für den Einbau einer neuen Heizung drauf. Seitdem kommt der 160 Mitglieder starke Verein ohne Zuschüsse aus.

Kulturell war in Sichtweite des August-Macke-Hauses einiges geboten. Die heute bekannten Comedians Dagmar Schönleber und der unglaubliche Heinz (Gröning) machten vor kleinem Publikum ihre ersten Gehversuche. Olaf Guercke vom Eurotheater inszenierte den Poetryslam „Bonner Blumentopf“. Musikalische Newcomer-Bands traten auf.

Auf eine gute Musikanlage legt der heutige Kult 41-Vorsitzende Andreas Gohlke, selbst Musiker, immer noch großen Wert. „Viele, die hier spielen, loben den Sound“, sagt er. Mit einer Veranstaltung im Monat haben sie begonnen, im vergangenen Jahr waren es 235 an der Zahl. „Um 22 Uhr ist aber Schluss wegen der Nachbarn.“

Um die ehrenamtlich getragene Kulturstube vernünftig bewirtschaften zu können, hat sich das „Chef-Modell“ etabliert. Knapp 40 sogenannte Chefs dürfen Abende organisieren, dann von Anfang bis Ende. Von der Theke bis zum Sound. Zigaretten gequalmt werden draußen in einem ausrangierten Linienbus. Ohne Disziplin lässt sich in der Subkultur auf zwei Jahrzehnte gesehen nichts erreichen.

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