Weiterer Bürokomplex entsteht Ein halbes Haus voller Schätze

BONN · Godesberger Architekt saniert einen Altbau gegenüber der Villa Hammerschmidt: "Dieses Haus steckt voller Überraschungen", sagen Architekt Peter Lindel und sein Sohn Philippe.

 Die Baustelle der Villa mit dem neuen Anbau an der Adenauerallee 206.

Die Baustelle der Villa mit dem neuen Anbau an der Adenauerallee 206.

Foto: Richard Bongartz

So manche Odyssee hätten sie nun schon hinter sich. Aber so langsam nimmt die alte, lange leerstehende Villa an der Adenauerallee 208 wieder Form an - innen wie außen.

Die beiden Godesberger nennen ihr Projekt in Erinnerung an die zivile römische Siedlung im heutigen Stadtteil Gronau Vicus Bonn. Eine Besonderheit: Die Villa mit Standerker, die es immer nur als halbes Haus gab, erhält links einen spiegelbildlichen Anbau, allerdings in zeitgemäßer Form. Später entsteht rechts von ihr noch ein moderner Bürokomplex.

"Die Villa war voller Pilz. Über die Parkettböden war Heizungswasser gelaufen", sagt Peter Lindel. Immer wieder hätte es Käufer gegeben, die dann aber wohl das Recht hatten, von ihrem Vertrag wieder zurückzutreten. Das Inventar habe entsprechend darunter gelitten, hier und da seien auch Teile ausgebaut worden.

In jüngster Zeit seien, so der Godesberger, auch noch mehrfach Metalldiebe im Haus gewesen, die eine Leitung gekappt hätten. Um Haaresbreite habe man einen kapitalen Wasserschaden abwenden können.

Dabei steckt das Haus voller Schätze, die derzeit von der Stuckateurfirma Linden im kleinsten Detail wiederaufgearbeitet werden. Da wären der holzvertäfelte Eingang mit einer Deckenhöhe von 4,24 Metern, die Marmorvertäfelungen und der Stuck. "Die Putzer gehen da mit kleinen Dampfstrahlern ran", sagt Peter Lindel. Das ist auch nötig, da bei der Einrichtung der Bundesbehörde 1961 wenig Wert auf eine historische Inneneinrichtung gelegt wurde.

Die in der Tat sehr hohen Decken in den vier Etagen wurden abgehängt. Stuckverzierungen wie Perl-, Eier- und Zahnstäbe wurden einfach überstrichen und verloren dabei völlig ihre Form. Bei einem Besuch der Baustelle fand Philippe Lindel hinter einer Vertäfelung eine alte Schiebetür mit geschliffenen Gläsern, die nun restauriert werden soll.

Ein ehemaliger Wintergarten besteht aus einer Decke mit Glasquadraten, die irgendwann einfach mit weißer Farbe gestrichen wurden. Peter Lindel erinnert sich auch noch an die vielen Flecken auf dem Parkettboden. "Da sieht man, wo die Beamten immer an derselben Stelle gesessen haben." Dutzende Container Schutt habe man aus der Villa herausgeholt.

Das künftige Ensemble mit seinem Anbau soll so gestaltet werden, dass die Villa dabei hervorgehoben wird, so die Vorgaben des Denkmalamts. Im linken Teil wird ein Aufzug für das ganze Haus eingebaut. Voraussichtlich werden ab September 2015 dann Büros auf 1100 Quadratmetern zur Verfügung stehen.

"Es gibt schon erste Mietverträge", sagt Peter Lindel, der alles im Alleingang finanziert und auch vermieten wird. Über eine genaue Investitionssumme will er nicht sprechen, es seien mehrere Millionen Euro. Ihm kämen die derzeitig niedrigen Zinsen gelegen. "Eine Portion Mut gehört dazu."

Dazu gehört dann auch der Bürobau mit 3200 Quadratmetern Nutzfläche auf fünf Etagen, der ab Anfang kommenden Jahres wachsen soll. Fertigstellung ist laut Lindel im Frühsommer 2016.

Infos

Mehr Informationen gibt es auf vicus-bonn.de.

Die halbe Villa

Die alte Villa an der Adenauerallee gegenüber der Villa Hammerschmidt stammt aus dem Jahr 1913. Eigentlich war sie als Doppelhaus geplant, doch die linke Hälfte wurde nie gebaut. 1961 kaufte der Bund die Villa für 200.000 Mark. Nach Angaben von Architekt Peter Lindel gehörte sie zum Bundespresseamt. Durch den Regierungsumzug nach Berlin stand das Haus seit 1999 leer. Vor rund zwei Jahren kaufte Lindel das Denkmal, renoviert es nun und spendiert ihm einen Anbau - alles in Abstimmung mit der Bonner Denkmalbehörde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort