Flora der Region Bonn Ein Buch für Experten und Hobby-Botaniker

Bonn · Fast 175 Jahre hat es gedauert, nun ist erstmals wieder eine detaillierte Darstellung aller Wildpflanzen in Bonn und der Umgebung verfügbar. Zu verdanken ist dies dem Naturhistorischen Verein der Rheinlande und Westfalens (NHV), der den Band "Flora der Region Bonn" als Beiheft seiner renommierten Fachzeitschrift "Decheniana" herausgibt.

 Die Orchidee Dactylorhiza sphagnicola (auch Torfmoos-Knabenkraut genannt) ist in Nordrhein-Westfalen sehr selten und besitzt höchste Schutzwürdigkeit.

Die Orchidee Dactylorhiza sphagnicola (auch Torfmoos-Knabenkraut genannt) ist in Nordrhein-Westfalen sehr selten und besitzt höchste Schutzwürdigkeit.

Foto: Naturhistorischer Verein

Der Vorgänger, die "Flora Bonnensis" von 1841, hatte zwar als Standardwerk Maßstäbe gesetzt, war aber bei der Beschreibung der Flora zwischen Siebengebirge, Voreifel und Kölner Bucht nicht mehr auf der Höhe der Zeit. "Nach vielen Jahren intensiver Recherchen ist es nun endlich soweit: Die “Flora der Region Bonn „ liegt vor", sagt Professor Eberhard Fischer, Wissenschaftler und Vorsitzender des NHV. Das 605 Seiten dicke Buch des in der Region bekannten Botanikers Ingmar Gorissen beschreibt die Vorkommen von mehr als 2000 wildwachsenden Farn- und Blütenpflanzen in Bonn und Umgebung.

Grundlage der Arbeit sind neben den mehr als 1000 beschriebenen Ausflügen in die Region, die umfassende Auswertung der regionalen Literatur sowie Beiträge zahlreicher Pflanzenexperten. Mit der detaillierten Darstellung von mehr als 2000 Pflanzensippen und circa 115.000 Funddaten bietet das Buch dem Experten genauso wie dem Hobby-Botaniker oder dem interessierten Laien eine Fülle von Informationen: Zu jeder Art werden aktuelle und historische Vorkommen sowie ihre typischen Lebensräume und Häufigkeiten genannt.

"Mehr als 200 Fotos, Zeichnungen und Verbreitungskarten runden das Buch ab", erklärt Fischer. "In einer Zeit rasanter Veränderungen unserer Umwelt ist der Band auch eine sehr wertvolle Dokumentation für die Zukunft - beispielsweise im Hinblick auf Veränderungen der Pflanzenwelt durch den Klimawandel oder sogenannte Neophyten", erläutert der Botaniker weiter. Mit diesem Begriff werden aus anderen Ländern oder gar Kontinenten eingewanderte Pflanzen bezeichnet, die in ihrer neuen Umgebung auch ohne menschliches Zutun heimisch geworden sind.

Das Herbarium des NHV - eine wissenschaftliche Sammlung getrockneter Farn- und Blütenpflanzen - ist mit etwa 70 000 Belegen die bedeutendste Sammlung in der Region und ein wichtiges Archiv zur Dokumentation von Veränderungen der Artenvielfalt. Die Hauptaufgabe des Naturhistorischen Vereins sei die regionale Forschung im Bereich von Geowissenschaften, Botanik und Zoologie, erklärt Fischer. Der Verein gibt seine jährlich erscheinende Zeitschrift "Decheniana" bereits seit 1935 heraus; der erste Band der Vorläuferzeitschrift "Verhandlungen des Naturhistorischen Vereines der preußischen Rheinlande" erschien im Jahr 1844. Ein Schwerpunkt der Vereinsarbeit liegt in der Erforschung und Dokumentation der regionalen Biodiversität: "Wir können nur schützen, was wir kennen", so Fischer.

Das Heft mit der ISSN 0416-833 X ist jetzt im Buchhandel oder beim NHV für 30 Euro (Mitglieder), beziehungsweise 40 Euro (Nichtmitglieder) erhältlich. Bestellt werden kann per Mail unter nhv@uni-bonn.de, telefonisch unter 02 28/73 55 25 oder online unter www.naturhistorischerverein.de.

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