Kölnstraße in Bonn Ein Besuch im Second-Hand-Geschäft "Lädchen"

Bonn · Der Verein Spenden & Sparen finanziert mit seinen Einnahmen soziale Projekte. Er hat alleine über die Verkäufe im Jahr 2018 mehr als 125.000 Euro eingenommen. Ein Besuch.

Gerahmt von einem Herz steht das Wort „Lädchen“ an dem großen Schaufenster des Second-Hand-Geschäfts, das sich auf der belebten Kölnstraße direkt an der Einfahrt zu Rewe befindet. Wer das gekachelte Gebäude sieht, ahnt kaum, dass dort eine beachtliche Spendenquelle für wohltätige Projekte in der Region ihren Sitz hat. Der Verein Spenden & Sparen hat alleine über die Verkäufe im Jahr 2018 mehr als 125.000 Euro eingenommen. Wie die Vorsitzende Petra Laimann berichtet, blieben nach Abzug der Fixkosten 100.000 Euro. Zu verdanken ist das auch den 38 Ehrenamtlichen, die das ganze Jahr über im „Lädchen“ stehen und an den Verein gespendete Sachen verkaufen.

Viel Kundschaft geht jeden Tag ein und aus. Auch Spender kommen vorbei. Eine Frau liefert einen gefüllten Plastiksack ab, gefüllt mit Polo-Shirts und Pullovern. Sie hat die Garderobe ihres Mannes aussortiert, da er, wie sie sagt, „um den Bauch herum“ zugelegt hat. Die Frau mag die Atmosphäre im „Lädchen“. „Alles wunderschön geordnet. Andere Läden wirken oft nicht so einladend“, sagt sie. Deshalb schaut sie regelmäßig vorbei. Ihre Sachspende ist eine von zahlreichen, die dem Verein seit der Gründung insgesamt mehr als 1,3 Millionen Euro eingebracht haben.

Geld für eine Halbtagsstelle einer Frauenberatung

Die Liste der Spendenempfänger ist lang. Mit den 100.000 Euro konnten vergangenes Jahr unter anderem eine Halbtagsstelle einer Frauenberatung finanziert und eine Ferienreise für Jugendliche ohne Familie realisiert werden. Doch nicht nur die großen Projekte motivieren die Mitarbeiter, sondern auch die kleinen Geschichten des Alltags. Wie zum Beispiel die eines syrischen Familienvaters, an die sich Laimann gerne erinnert. Als der Mann vor knapp einem Jahr zum ersten Mal in das „Lädchen“ kam, lebte er in einem Flüchtlingsheim und konnte nur arabisch. Die Ehrenamtlichen nahmen sich Zeit und verstanden nach kurzer Zeit, was der junge Vater suchte: Kinderbücher. Allerdings nicht für seine Kinder, sondern für sich selbst, um die deutsche Sprache zu lernen.

Mittlerweile ist der Syrer Stammkunde, spricht verständliches Deutsch, hat einen Job und lebt mit seiner Familie in einer Wohnung. Erst Mitte Dezember kam er wieder und zeigte den Mitarbeiterinnen stolz Fotos von seinem neuen Zuhause. Zudem spendete er noch zehn Euro. „Das sind so die Geschichten, wo einem das Herz aufgeht und sagt: ,Jo, dafür sind wir hier'“, sagt Laimann.

Sachspenden und Verstärkung jederzeit willkommen

Ob für Herren oder Damen, Jung oder Alt – das Sortiment ist vielfältig und bunt. Auch Bücher, CDs, Schallplatten, Schmuck und Haushaltswaren sind in den Regalen und an den Ständern zu günstigen Preisen zu finden. Das Angebot richtet sich vor allem an Hilfsbedürftige. „So kann man sich bei uns schon für zehn Euro komplett von Kopf bis Fuß einkleiden“, sagt Laimann.

Neben Sachspenden freut sich das „Lädchen“ auch über weitere Verstärkung. Gerade Menschen ab 60 können hier laut der Vorsitzenden „einen Weg aus der Einsamkeit, oder auch eine vielseitige ehrenamtliche Beschäftigung finden, bei der auch neue Freundschaften entstehen“.

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