Reformationstag, Halloween und Allerheiligen Efeu im Gesteck steht für Ewigkeit

BONN · Eine Untersuchung von Studenten ergab: Für viele Menschen im Rheinland hat Allerheiligen eine hohe Bedeutung.

 Der Besuch auf dem Friedhof an Allerheiligen hat für viele Menschen im Rheinland noch eine hohe Bedeutung, ergab eine Untersuchung von Studenten.

Der Besuch auf dem Friedhof an Allerheiligen hat für viele Menschen im Rheinland noch eine hohe Bedeutung, ergab eine Untersuchung von Studenten.

Foto: Katrin Bauer

Zahlreiche schaurige Halloween-Partys werden am Mittwochabend gefeiert, denn am nächsten Tag hat man ja frei, wegen Allerheiligen. Wird der katholische Feiertag überhaupt noch gewürdigt, oder ist sein Hintergrund in Vergessenheit geraten? Dieser Frage sind vier Bonner Studenten für das Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte des Landesverbandes Rheinland (LVR) nachgegangen. 2011 haben sie rund um Allerheiligen - und Allerseelen als Tag danach - zu dem Thema recherchiert. Die Ergebnisse sind in einem Heft zusammengefasst, das im Café Dyck am Nordfriedhof vorgestellt wurde.

Student Philipp Bönders war dem kommerziellen Aspekt des Festes auf den Grund gegangen und kam zu dem Schluss: "Die Nachfrage nach Gestecken und Kerzen für diesen Tag ist deutlich gestiegen." Während der Halloween-Boom im Einzelhandel nachgelassen habe, seien die Produkte für Allerheiligen wieder im Kommen.

Am Feiertag selbst hatten sich Isabeau Marie Peter und Mariola Maria Szumilas auf Friedhöfe begeben und dort festgestellt, dass tatsächlich viele Menschen diesen Tag nutzen, um Gräber zu pflegen und ihrer Verstorbenen zu gedenken. Auch Familien, die nicht in Köln wohnen, habe sie an diesem Tag auf dem dortigen Südfriedhof angetroffen, sagte Szumilas.

Sie hatte dort Menschen aller Generationen befragt. Dabei werde der Anlass besonders von älteren Menschen als Konfrontation mit dem Tod gesehen. Der religiöse Aspekt und die Symbolik - das Efeu im Gesteck etwa steht für die Ewigkeit - stünden dabei nicht im Vordergrund. "Wichtig war den Menschen die Erinnerung an die Verstorbenen", sagte Peters. Insgesamt werde der Tag im Rheinland zum Anlass genommen mal wieder zusammenzukommen.

Auch ein Bericht von der "All hallows eve"-Veranstaltung des Kölner Erzbistums von Szumilas und einer von der Allerheiligenmesse im Bonner Münster von Yannic Han Biao Federer findet sich in dem Heft. Die Studenten wurden von der Volkskundlerin Katrin Bauer im Zuge einer Lehrveranstaltung angeleitet, die ebenso wie der Initiator Alois Döring vom LVR auch Artikel beigefügt hat.

Das Sonderheft "Feier-Tag Allerheiligen" kann kostenlos beim LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, Endenicher Straße 133, unter der Rufnummer 0228/98340 bestellt werden. Auf der Seite www.rheinische-landeskunde.lvr.de kann es heruntergeladen werden.

Kurz gefragt:
"Die Sehnsucht nach Sinnstiftung ist groß" - Pfarrer Joachim Gerhardt ist überzeugt, dass Reformation oder Allerheiligen für Jüngere nicht überholt sind. Welche Bedeutung haben für junge Menschen kirchliche Feste wie Reformation und Allerheiligen? Dazu der Pressepfarrer des evangelischen Kirchenkreises Bonn.

Sind Reformation oder Allerheiligen für die junge Generation Feste von gestern?
Joachim Gerhardt: Nein. Das sehe ich ganz und gar nicht. Meine Erfahrung als Gemeindepfarrer der Lutherkirche sagt, dass die Reformation für viele junge Menschen über das historische Datum hinaus ein aktuelles Thema ist.

Warum?
Gerhardt: Die Reformation steht für die grundlegende Erkenntnis von Martin Luther, dass sich der Mensch nicht darüber identifizieren muss, was er leistet, welche Kleidung er trägt oder ob er beim Casting ganz vorne mitmischt, sondern dass Gott ihn so annimmt, wie er ist. Das ist bei den Jugendlichen in unserer, an vielen Stellen gnadenlosen Leistungsgesellschaft ein immer wichtigeres Thema. Das erlebe ich ganz konkret im Konfirmationsunterricht.

Was sagen Sie den Jugendlichen im Unterricht?
Gerhardt: Reformation ist ja wie der darauffolgende katholische Feiertag Allerheiligen ein eher stiller Tag, der einen zum Nachdenken anregen soll. Er fragt uns: Was ist uns im Leben wirklich wichtig?

Haben diese Feiertage noch eine Chance gegenüber kommerziellen Festen wie Halloween?
Gerhardt: Auf jeden Fall. Wir erleben zur zentralen Reformationsfeier inzwischen seit Jahren eine rappelvolle Kreuzkirche. Auch die katholischen Kirchen und die Friedhöfe sind an Allerheiligen stets gut besucht. Die Sehnsucht nach Sinnstiftung in unserer Gesellschaft ist groß.

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