Zaun an der Ermekeilkaserne Durchs schmale Tor passt kein Sofa

Südstadt · Die Bonner Ermekeilinitiative ist verärgert über einen neuen Zaun an ihrem Gelände an der Reuterstraße. Die Bezirksregierung Köln weist den Vorwurf zurück.

Blick in Richtung Reuterstraße: Die Toröffnung ist nach Meinung der Ermekeilinitiative zu schmal und nicht hoch genug.

Blick in Richtung Reuterstraße: Die Toröffnung ist nach Meinung der Ermekeilinitiative zu schmal und nicht hoch genug.

Foto: Kristian Golla

Die Ermekeilinitiative ist ratlos: Wie soll bloß ein großer Pflanzkübel, ein Wassertank oder ein Sofa durch das nur 2,05 Meter hohe und ein Meter schmale Tor passen? Denn das ist exakt die Größe des neuen und einzigen Zugangs zum Gelände der Initiative von der Reuterstraße aus.

„Man kriegt nichts mehr rein oder raus und kann auch nichts über den Zaun heben“, klagt Kristian Golla, Vorsitzender der Initiative, die ihre Begegnungsangebote nun auf einem schmalen Streifen am Rande der Ermekeilstraße, rund um Haus 8, anbieten darf. Der alte Eingang an der Argelanderstraße, wo jetzt die Flüchtlinge der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) stehen und rauchen, war nur eine Übergangslösung.

Ende November hatte die Bezirksregierung Köln den seit Mai angekündigten Zaun entlang des Gartens der Initiative samt schmaler Eingangstür aufbauen lassen. „Wir mussten innerhalb von 48 Stunden alles wegräumen“, sagt Golla. Ihn ärgert auch, bei der Auswahl des Tors nicht angehört worden zu sein. „Wir haben es so nicht bestellt und nicht mit entschieden.“

Ein weiteres Problem: Man dürfe wegen des dort geltenden absoluten Halteverbots nicht mal mit dem Auto vorfahren und Getränke ausladen. „Das ist alles Murks“, ärgert sich Golla – und meint damit auch, dass man von der Arbeit der Ermekeilinitiative nicht mehr viel sehe und alles meist im Verborgenen liege.

Wie berichtet, ist die Gruppe seit drei Jahren auch an der Kaserne tätig. Das Ziel des 2005 gegründeten Vereins ist es, bei der Gestaltung des „Ermekeilkarrees“ mitzubestimmen. Die 120 Mitglieder hätten mit der Zeit ungefragt ein funktionierendes Stadtteilzentrum aufgebaut, so der Vorsitzende. Urban Gardening bekam den größten Zuspruch. Das Engagement lag aber auch bei Festen, gemeinsamem Kochen, Fahrradreparaturen, der Kleiderkammer des Roten Kreuzes und dem Begegnungscafé. Golla: „Wir haben etwas aufgebaut, was ein staatlicher Träger in der Kürze der Zeit kaum bewerkstelligt hätte.“

Im Mai kam dann die Kündigung des Vermieters, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Letztlich waren alle froh, dass sich Wilhelm Steitz, der stellvertretende Regierungspräsident, für die Initiative stark machte. So konnte sie bleiben, von dem 1000 Quadratmeter großen Gelände sind aber nur noch 50 übrig geblieben – plus die 200 in Haus 8.

Über die Probleme mit dem neuen Zaun habe man schon mit der Bezirksregierung gesprochen. Das Ergebnis laut Golla: Alles bleibt, wie es ist, oder die Ermekeilinitiative zahlt es selbst. „Das demotiviert Leute, es macht keinen Spaß.“

Die Umzäunung sei von Beginn an bekannt gewesen, teilt Dirk Schneemann, Sprecher der Bezirksregierung, mit. Sie sei notwendig, „damit die Erstaufnahmeeinrichtung entsprechend betrieben werden kann“.

Der feste Zaun ersetze den Bauzaun, der seit Juni dort stand. Der Eingang sei in Absprache mit der Bima hergerichtet worden. Die Ermekeilinitiative sei mehrfach schriftlich gebeten worden, ihre Möbel und andere Gegenstände an Ort und Stelle zu bringen. „Dazu hatte sie nunmehr sechs Monate Zeit“, sagt Schneemann. Auf Absprache sei es auch künftig möglich, sperrige Sachen zu bewegen. Fürs Halteverbot könne man nichts, dafür sei die Stadt zuständig. „Die Ermekeilinitiative wurde ab Mai 2016 aktiv in die Planung einbezogen, weiterhin wurde ihr angeboten, den Schlüssel an der Wache Reuterstraße oder Ermekeilstraße zu hinterlegen, um die Wege möglichst kurz zu halten“, heißt es aus Köln.

Damit auch die Flüchtlinge weiterhin wissen, was alles angeboten wird, darf die Initiative in der Erstaufnahmeeinrichtung auf ihr Programm hinweisen.

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