Prozess gegen zwei junge Männer Duo muss für Taxiüberfall in Bonn in Haft

Bonn · Die Jugendstrafkammer greift im Prozess gegen zwei junge Männer hart durch. Der Vorsitzende sagt, die Zeit der "Samthandschuhe" sei nun vorbei.

Er sei nicht von Marokko nach Deutschland gekommen, um Straftaten zu begehen, sagte der 18-jährige Angeklagte vor der 2. Bonner Jugendstrafkammer unaufgefordert. Doch schon 16 Tage nach seiner Ankunft hat er am 26. September 2017 mit zwei ebenfalls aus Marokko stammenden und reichlich vorbestraften Mittätern in Bonn einen Taxifahrer überfallen. Mit einem der beiden Komplizen, einem wegen zahlreicher Raubtaten verurteilten 19-Jährigen, saß er nun auf der Anklagebank, und für das Gericht stand am Ende fest: Hier muss hart durchgegriffen werden.

Und so schickte die Jugendstrafkammer den 19-Jährigen für vier Jahre und drei Monate hinter Gitter, der 18-Jährige, der überdies noch eine Reihe von Diebstählen begangen oder versucht hatte, wurde zu drei Jahren und zwei Monaten verurteilt. Kammervorsitzender Wolfgang Schmitz-Justen stellte fest: Bisher sei mit „Samthandschuhen“ vorgegangen worden. „Doch das ist jetzt vorbei.“

Da half es den beiden auch nicht, dass sie im Prozess den bisher unbekannten dritten Mann benannten. Wie der 19-Jährige erklärte, sitze der, ein 20-jähriger Marokkaner, mit ihm im Gefängnis und sei erst kürzlich in Bonn von einem anderen Jugendgericht wegen des Überfalls auf einen Supermarkt zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Als der erfuhr, dass der 19-Jährige ihn verpfiffen hat, bedrohte er ihn im Gefängnis. Inzwischen sitzen die beiden in verschiedenen Haftanstalten.

Aktenkundiger Serientäter

Wie beide Angeklagte beteuerten, habe der 20-Jährige die Idee zu dem Überfall auf den Taxifahrer gehabt. Zu dritt stiegen sie in das Taxi, gaben als Ziel die Karl-Barth-Straße an, wollten sich dann aber ans Ende des Wasserland-Parkplatzes fahren lassen. Als der misstrauisch gewordene Taxifahrer vorher stoppte, umklammerten ihn zwei von hinten, der 18-Jährige neben ihm hielt ihm eine abgebrochene Flasche an den Hals. Der 70-Jährige ließ sich blitzschnell aus dem Wagen fallen und flüchtete. Das Trio suchte vergebens nach dem Taxigeld und verschwand mit Handy und Autoschlüssel .

Als besonders dreist bewertete das Gericht die Tat, die der 18-Jährige anschließend in Düren, wo er in einem Flüchtlingsheim untergebracht war, beging: Er wollte ein Rad stehlen, und als dessen Besitzerin ihn davon abhalten wollte, wurde er gewalttätig und erklärte ihr: Frauen dürften sowieso nicht Fahrrad fahren. Dann attackierte er noch ihren Chef, der der Frau zu Hilfe geeilt war. Weil er bei dem Überfall in Bonn seine DNA hinterlassen hatte, wurde er identifiziert, so wie später auch sein 19-jähriger Komplize, der als Serienräuber aktenkundig ist. Hätte man bei diesem früher durchgegriffen, so der Richter, wäre es nicht zu dem Überfall auf den Taxifahrer gekommen. Dem 18-Jährigen hielt er vor: „Bei der Erziehung müssen wir in Ihrem Fall bei null anfangen.“

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