Sanierung des Bonner Hauptbahnhofs Drängelei zwischen Gleis 2 und 3

BONN · Wegen der Sanierung des Hauptbahnhofs fällt derzeit der Bahnsteig 1 weg. Die Fahrgäste müssen deshalb alle zwischen Gleis 2 und 3 warten, wo es oft recht eng wird.

Seit einem Monat weisen wenig hübsche, mit Planen bedeckte Gitter auf Gleis 1 auf die Sanierung im Bonner Hauptbahnhof hin. Ein Bagger fährt über die Steinplatten, während sich die Fahrgäste zu den Stoßzeiten auf dem Hauptbahnsteig an den Gleisen 2 und 3 knubbeln müssen, weil der Bahnsteig 1 Richtung Norden für Züge gesperrt ist.

Aus Sicht der Fahrgäste läuft es offenbar nicht rund, auch wenn es ein Verständnis für die dringend notwendige Modernisierung gibt. „Es waren ja am Ende unglaubliche Zustände“, sagt Markus Lorenz. „Durch die Dächer regnete es rein. Wohl konnte man sich da nicht fühlen.“ Lange sei nichts geschehen.

„Dadurch verlängert sich nun natürlich die Bauzeit.“ An Gleis 2 wartet Evelyn Brosam auf die Regionalbahn nach Köln. Die Bonnerin nutzt die Gleitzeit ihres Arbeitgebers aus und fährt seit der Sanierung eine Stunde später ins Büro. „Um 10 Uhr nimmt der Trubel deutlich ab. Ich will dem Gedränge auf dem Gleis aus dem Weg geben. Ein Wunder, dass da noch nichts passiert ist“, sagt sie.

Die meisten Bahnen in beide Fahrtrichtungen müssen nun Gleis 2 und 3 passieren. Beide sind nur über einen gemeinsamen Bahnsteig erreichbar. Das erschwert die Organisation beim Einstieg und kostet Zeit.

Dass dadurch mehr Verspätungen zustande kommen, kann Dirk Pohlmann, Sprecher der Deutschen Bahn in Düsseldorf, nicht ausschließen. „Natürlich bedeutet die Sperrung eines Bahnsteigs Einschränkungen, aber wir haben in den ersten Wochen keine Zunahme der Beschwerden registriert“, erklärt er.

Die Personenzüge würden weiterhin fahren, auch die Schnellzüge. Nur selten käme es zu Umfahrungen. „Es kann aber durchaus zu Umleitungen von Güterzügen als Folge der Baumaßnahmen kommen“, sagt Pohlmann.

Zur vorläufigen Stilllegung des Bahnsteigs habe es keine Alternative gegeben. Aus Sicht vieler Fahrgäste haben die Verspätungen mit Beginn der Arbeiten zugenommen. Brosam sagt, dass kaum ein Zug mehr pünktlich komme. „Meiner Meinung nach ist es schlimmer geworden.“ Und auch Philipp Herzog, der morgens Richtung Koblenz fährt, hat diesen Eindruck. „Ich kann nur hoffen, dass das im Laufe der Zeit besser wird.“

In den ersten Tagen hätten sich die Pendler noch an die Veränderungen gewöhnen müssen, so Pohlmann. „Das ist immer so, wenn der gewohnte Ablauf nicht mehr funktioniert.“ Mit Schildern, neuen Fahrplänen und zusätzlichem Personal leitet die Bahn ihre Kunden aufs richtige Gleis. Die Geschäfte im Foyer bleiben während der Sanierung geöffnet.

Durchfahrende Züge rauschen in hohem Tempo durch den Hauptbahnhof. Dorothee Raschke stört das seit den Arbeiten noch mehr als sonst, vor allem zu den Hauptverkehrszeiten: „Ich finde, man muss die Geschwindigkeit der Situation anpassen und kann nicht fahren wie gehabt.“

Um die Situation zu entschärfen, bitten die zusätzlichen Bahnmitarbeiter die Fahrgäste, sich möglichst „günstig hinzustellen“, so die Bahn.

Der Hauptbahnhof wird wohl bis Ende 2019 umfassend saniert. Bahn, Bund und der Nahverkehr Rheinland investieren innerhalb einer Modernisierungsoffensive 13 Millionen Euro in den Standort. Die denkmalgeschützte Gussstahlkonstruktion der Dächer wird restauriert, sie soll mehr Glas bekommen und so mehr Licht ins Innere lassen. Später werden neue Lampen und Lautsprecher eingebaut.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort