Piaggio Ciao Dottendorfer fahren mit Kult-Mofa über die Alpen

Dottendorf · Stephan Heuser, Walther Janßen und Stefan Leineweber haben es gemeistert: Auf Mofas der Marke Piaggio Ciao legten sie in einer Woche 1385 Kilometer zurück. Mit im Schnitt 25 Stundenkilometern fuhren sie von Dottendorf über die Alpen bis in die Toskana.

Am Ziel: Stefan Leineweber, Stephan Heuser und Walther Janßen stehen mit ihren Mofas vor dem Museo Piaggio in Pontedera.

Am Ziel: Stefan Leineweber, Stephan Heuser und Walther Janßen stehen mit ihren Mofas vor dem Museo Piaggio in Pontedera.

Foto: Privat

Ihr Ziel war die italienische Kleinstadt Pontedera, in der die Firma Piaggio ihren Sitz hat. „Gedacht, gemacht“, fasst der 53-jährige Sozialarbeiter Stephan Heuser die Idee zur Reise zusammen. „Motor musste sein, aber diesmal anders.“ Seine Mitstreiter kennt er seit vielen Jahren von gemeinsamen Motorradtouren. Seit etwa fünf Jahren besitzen alle drei auch eine Ciao. Janßen fuhr das Modell schon in seiner Jugend. Als Heuser ihn und Leineweber in seine Pläne einweihte, hätten sie keine Minute gezögert mitzukommen. Die Idee: Zum Jubiläum der Ciao eine Reise zurück zum Ursprung des Kult-Mofas. 1967 war das erste Modell in Pontedera gefertigt worden und 1968 kam die Ciao auch nach Deutschland.

Vier Monate Vorbereitung brauchte es, bis Mann und Maschine abfahrbereit waren. Die größten Zweifel warf dabei die Frage auf, ob die kleinen Motorfahrräder es durchhalten würden, jeden Tag 25 Kilo Gepäck plus den Fahrer zu tragen. Viele Testfahrten, Tüfteleien und Anbauten an den Mofas später, ratterte das Trio am 18. Mai vollgepackt in Bonn los. Sieben Tage blieb ihnen für die Tour in die Toskana.

Zehn Stunden verbrachten sie täglich auf den lautstark knatternden Ciaos. Über den Taunus und die Schwäbische Alb führte ihre Route nach Österreich. Dort angekommen, stand ihnen mit der Überquerung des Reschenpasses eine ihrer größten Herausforderungen bevor. Bei 1455 Metern Höhe und einem PS unter dem Sattel half nur noch treten, treten, treten. Die Ciao hat keine Gangschaltung. Durch das Gewicht von Gepäck und Fahrer werden die Motorfahrräder am Berg immer langsamer, bis sie schließlich stehen bleiben. Um eine Mindestgeschwindigkeit beizubehalten, musste folglich mitgetreten werden. Aber aufgeben gab's nicht. „Notfalls hätten wir dieCiaos die Alpen hochgetragen“, sagt Heuser.

Maschinen haben sie nicht im Stich gelassen

Doch ihre Maschinen aus den 1990er Jahren haben das Trio nicht im Stich gelassen. Bis auf leichten Ölverlust, kaputte Zündkerzen und eine gebrochene Tachowelle seien sie von Pannen verschont geblieben. Zur Not halfen Gaffer-Tape, Kabelbinder und ein wenig Erfindungsreichtum. Stefan Leineweber, der als Agraringenieur arbeitet, hatte sich während der Reise zum Navigator der Truppe aufgeschwungen. Trotzdem hätten sie natürlich mal die falsche Abbiegung erwischt und sich plötzlich auf Autobahnen, Kraftfahrtbundesstraßen oder Radwegen wiedergefunden. Von widrigen Wetterbedingungen blieben die drei nicht ganz verschont. Zwei Mal deutscher Regen und Gewitter in Italien verlangten zusätzlich einiges an Kraftreserven und Durchhaltevermögen.

Aber hinter dem Erleben der Landschaft, der Orte und Menschen seien solche extra Kilometer und Unwegsamkeiten völlig zurückgetreten. Denn, so Heuser, die Seele sei jeden Tag glücklich gewesen. Für Werbetexter Walther Janßen waren die Abendstunden mit das Schönste. „Gemeinsam den Tag Revue passieren lassen und wissen, dass man wieder ein Stück geschafft hat“, sagt der 49-Jährige.

Besonders in Erinnerung geblieben ist allen die Einfahrt in Pontedera. „Das erste Mal das Ortsschild sehen, da sind einem schon die Knie weich geworden“, beschreibt Heuser. Mit großem Hallo wurden sie vom Stadtrat und dem Vespa-Club Pontedera in Empfang genommen und besichtigten sofort das historische Piaggio-Museum. Sogar die Lokalzeitung berichtete über die drei Deutschen und ihre Ciaos. Glücklich, beseelt, aber auch „total durch“ hätten sie sich gefühlt. Zurück nach Hause ging es dann im VW Bus eines Freundes.

Es sei schwer, anderen zu erklären wie intensiv diese Zeit gewesen sei und was sie transportiert habe, sagt Heuser. Zwar hätten sie schon viele Touren unternommen, doch diese habe jede getoppt, allen Strapazen zum Trotz. Ihre Ciaos fahren sie weiter, eine weitere Tour planen sie bislang aber nicht.

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