Schriftstellerin und Regisseurin Doris Dörrie gibt Tipps zum kreativen Schreiben in Bonn

Bonn · Als Schriftstellerin und Regisseurin ist Doris Dörrie schon lange im Geschäft, weniger bewusst ist den meisten, dass sie inzwischen auch als Dozentin tätig ist und jungen Menschen das kreative Schreiben vermittelt. Bei einer Kreativwerkstatt in Bonn gab sie nun Tipps im Rahmen ihrer Lesereise.

 In Aktion: Doris Dörrie während des Schreibworkshops bei Thalia.

In Aktion: Doris Dörrie während des Schreibworkshops bei Thalia.

Foto: Benjamin Westhoff

Als Schriftstellerin und Regisseurin ist Doris Dörrie schon lange im Geschäft, weniger bewusst ist den meisten, dass sie inzwischen auch als Dozentin tätig ist und jungen Menschen das kreative Schreiben vermittelt. Das betrifft allerdings zum Glück nicht nur Studenten, sondern Dörrie ermutigt auch Laien, zu schreiben und arbeitet mit ihnen. Ende August erschien ihr Buch "Leben, Schreiben, Atmen: Eine Einladung zum Schreiben", mit dem sie momentan auf Lesereise ist. Lesereise ist in dem Fall jedoch etwas anders zu verstehen, denn sie bietet Schreibworkshops an - Mitmachen ist also Pflicht!

Nach ganz großen Runden in Hamburg und Berlin hatte sich im Café in der Thalia-Buchhandlung am Markt am Dienstag eine kleine Arbeitsgruppe um einen der Tische dort versammelt. Alles Laien, jedoch alle mit Schreiberfahrung und aus verschiedenen Altersstufen - plus eine Journalistin, die eigentlich nur berichten wollte, bei der kleinen Runde aber sofort integriert wurde. Zunächst führte Dörrie in ihr Buch ein, indem sie ein Baukasten-System entwickelt hat, um auch Laien Starthilfen für's Schreiben an die Hand zu geben. Ihre Technik, mit der auch all ihre Bücher und Drehbücher entstehen, ist dabei das Stream-of-Consciousness-Writing. Schnell wurden die Regeln hierfür festgelegt, die fast alle leichter klangen, als sie zu befolgen waren: Zehn Minuten den Stift nicht vom Papier nehmen, nichts korrigieren, per Hand schreiben, nicht nachdenken und von sich selbst keine Qualität erwarten.

Einsteigender Satz zum Schreiben ist immer "Ich erinnere mich an", wobei Dörrie nicht selten von Kindheitserinnerungen ausgeht. "Ich finde die Einzigartigkeit jeder einzelnen Biografie so faszinierend. Deshalb unterrichte ich auch so gerne", sagte sie zur Erläuterung des biografischen Einstiegs. So lautete die erste Übung für die Teilnehmenden auch zehn Minuten ununterbrochen zu schreiben zu "Ich erinnere mich an den Boden unter meinen Füßen als Kind" - und schon wirkten zehn Minuten ausgesprochen lang. Die kleine Runde ermöglichte es, am Tisch über die Gedanken und Ideen, die jedem zu dem Thema einfielen, in Ruhe zu reden. So merkte man schnell, wie faszinierend auch für die Zuhörer das Eintauchen in die Biografie der anderen Teilnehmer sein konnte - waren die Erinnerungen nur gut beschrieben. "Wir versuchen, in unsere Kindheitserinnerungen zurückzugehen, um heute wieder den wachen Blick der Kindheit zu haben", erläuterte Dörrie.

Und tatsächlich klappte gerade bei der zweiten Schreibübung, "Ich erinnere mich an Essen", bei vielen Teilnehmern ein ganzer Kosmos an Themen, Familiengeschichten und potenziellem Material für Geschichten auf. Und auch hier zeigte sich in der Besprechungsrunde im Anschluss, wie sehr die anderen Teilnehmer eintauchten in die Geschichten und Erinnerungen der anderen - alleine aufgrund detaillierter Beschreibungen, die teils sogar schon innere Bilder entstehen ließen. Laut Dörrie sind gerade diese Details, an die man sich oft erinnert, wenn man in Kindheitserinnerungen schwelgt, das, was Leser fesselt und mitnimmt: "Zu Beginn eines Buches vom Plot auszugehen, ist tödlich. Es gibt keinen Plot, den man nicht viel besser bei Shakespeare finden würde." Mit zahlreichen, teils auch ganz persönlichen Tipps entließ Dörrie nach gut zwei Stunden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem - im wahrsten Sinne des Wortes - persönlichen Schreibworkshop.

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