Prozess in Bonn Doppelleben wird Bankangestellter zum Verhängnis

Bonn · Niemals würde man der Frau auf der Anklagebank das zutrauen, was sie getan hat: Sie führte ein geheimes Doppelleben mit einem Zweitmann, und weil sie dafür Geld brauchte und als Bankangestellte an der Quelle saß, gewährte sich die 44-jährige mit gefälschten Daten drei Kredite über insgesamt 150.000 Euro.

 Das Doppelleben einer Bankangestellten wird vor dem Schöffengericht verhandelt.

Das Doppelleben einer Bankangestellten wird vor dem Schöffengericht verhandelt.

Foto: dpa

Vor dem Schöffengericht legte die 44-Jährige jetzt ein umfassendes Geständnis ab und erklärte, wie es dazu kommen konnte. Es ist schwer, sich die 44-Jährige als skrupellose Betrügerin vorzustellen, und ihrer Geschichte zufolge war sie es wohl auch nicht. Wie sie schildert, war sie jahrelang kreuzunglücklich in einer lieblosen Ehe, schaffte es aber auch nicht, ihren Mann endgültig zu verlassen.

Sie bekam Depressionen und musste mehrfach stationär behandelt werden. Dann lernte sie 2010 einen verheirateten Mann kennen, bei dem sie das fand, was ihr Mann ihr nicht gab.

Allerdings verriet sie dem Geliebten nicht, wie sie den verblüfften Richtern erklärt, dass auch sie verheiratet war. Vielmehr gab sie vor, allein zu leben, und dafür mietete sie eine Wohnung und richtete sie so ein, als wäre sie dort zu Hause.

Die Trennung von ihrem Mann schaffte sie immer noch nicht. Und damit der nicht misstrauisch wurde, so sagt sie vor Gericht, machte sie mit ihm auch Reisen, die vor allem sie bezahlte. Denn sie war die Gutverdienerin in der Ehe.

Sie hatte sich nach einer Lehre zur Einzelhandelskauffrau weitergebildet, bei der Bank im IT- Bereich eine Stelle gefunden und sich dort hochgearbeitet in eine verantwortungsvolle Position mit Zugang zu Passwörtern und weiteren Zugriffsberechtigungen.

Kartenhaus aus Lug und Trug

Und das nutzte sie schließlich aus. Denn weil das Doppelleben immer mehr Geld verschlang und ein regulärer Kredit die Schulden nicht mehr auffangen konnte, gewährte sie sich 2013 unter falschem Namen mit Urkundenfälschung erst einen Kredit über 50 000 Euro. Und so ging es im Schneeballsystem weiter: Um den ersten Kredit bedienen zu können, fälschte sie sich einen zweiten und schließlich einen dritten.

Im September 2014 stürzte ihr Kartenhaus aus Lug und Trug mit einem gewaltigen Knall ein: Sie flog auf, erhielt die Kündigung und ein Strafverfahren. Auch ihr Doppelleben kam heraus, sie verfiel erneut in Depressionen und wurde behandelt. Inzwischen hat sie, wie sie erklärt, ihr Leben aufgeräumt. Ihre Ehe und die Zweitbeziehung sind beendet, sie zahlt monatlich 550 Euro Schulden ab und hat wieder einen gut bezahlten Job.

Den darf sie nun auch behalten. Denn das Gericht nimmt der bisher unbescholtenen Frau die Reue ab und verurteilt sie wegen dreifachen Computerbetrugs zu 18 Monaten Haft auf Bewährung.

Um aber auch eine Sanktion zu spüren, muss sie 3600 Euro an den Verein „Abenteuer Leben“ für benachteiligte Kinder zahlen. Denn, so Schöffenrichter Dirk Hackler: „Sie haben ja nicht gerade in die Kaffeekasse gegriffen. Ihre Taten zeigen schon eine gewisse kriminelle Energie.“ Erleichtert verlässt die 44-Jährige das Gericht.

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