Diskussion um das Festspielhaus: Heftige Kritik an Schwarz-Grün

BONN · Der Kulturausschuss am Mittwochabend, bei dem Schwarz-Grün einen Änderungsantrag zum Festspielhaus mit einem Ultimatum an die Post verknüpfte hat ein Nachspiel. Zwar hat CDU-Fraktionschef Klaus-Peter Gilles den kritischen Passus entfernt, trotzdem gibt es heftige Reaktionen.

Deutliche Worte fand die Intendantin des Beethovenfestes, Ilona Schmiel. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte sie, das Verhalten gegenüber spendenwilligen Bürgern und dem Sponsor Deutsche Post/DHL sei "stillos". Man könne nun nicht mehr nur von Mutlosigkeit innerhalb der Koalition sprechen: "Das ist eine Geringschätzung des bürgerlichen Engagements." Dass die Würdigung der von IHK-Präsident Wolfgang Grießl initiierten Sammelaktion "5000 für Beethoven" gestrichen wurde, löste bei ihr Unverständnis aus.

Besorgt äußern sich auch die Festspielhausfreunde: "Um den Bau eines privat finanzierten Beethoven Festspielhauses, von dem die Stadt Bonn erheblich profitieren würde, jetzt noch zu realisieren, benötigt man vor allem klare Entscheidungen und eine erhebliche Anstrengung seitens Verwaltung und Rat der Stadt", heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme.

Helmut Pojunke, Geschäftsführer der Festspielhausfreunde und stellvertretender Intendant des Beethovenfestes, befürchtet zudem, dass die Bonner Politik nun zielgerichtet auf eine Sanierung der Beethovenhalle zum Jubiläumsjahr 2020 zusteuere. Das erscheint ihm weder im Hinblick auf die Feierlichkeiten zu Beethovens 250. Geburtstag sinnvoll, noch was das finanzielle Engagement der Stadt für dieses Datum angeht.

"Anders als der mit privaten Geldern finanzierte Bau des Festspielhauses müsste eine angemessene Sanierung der Beethovenhalle öffentlich finanziert werden", sagte er am Donnerstag. Dass mit solchen Unternehmungen auch erhebliche finanzielle Risiken auf die Stadt zukämen, habe zuletzt die Kostensteigerung um mehr als zehn Millionen Euro bei der Sanierung der Kennedybrücke gezeigt.

Verärgerung ist auch bei den Bürgern für Beethoven herauszuhören. "Dieses Handeln ist nicht dazu geeignet, das Festspielhaus voranzubringen, sondern eher es zu blockieren", sagte deren Vorsitzender Manfred Jung.

Nach heftigen Protesten hatte Gilles am Mittwochabend das Ultimatum an die Post aus dem Änderungsantrag von Schwarz-Grün genommen. Bärbel Richter kritisierte den Umgang der Koalition mit Sponsoren: "Meinen Sie, dass uns mit solchen Knebelbedingungen die Sponsoren zulaufen?" Wilfried Löbach (FDP) sagte, es bringe nichts, wenn man der Post die Pistole auf die Brust setze. Ralf-Jochen Ehresmann (Linke) meinte: "So geht man mit jemandem um, den man nicht will."

Betreiberstiftung soll gegründet werden

Beschlossen wurde der abgespeckte Antrag von Schwarz-Grün, der die Errichtung "eines neuen Konzertsaales" vorsieht, an dessen Investitionskosten sich die Stadt Bonn nicht beteiligen wird. Die Verwaltung soll, so der Beschluss, beauftragt werden, eine Betreiberstiftung vorzubereiten und den "finanziellen Beitrag der Stadt Bonn für den Betrieb des Konzertsaales auf ein verantwortbares Maß" zu beschränken.

Bedingung für das finanzielle Engagement der Stadt ist, dass es "keine zusätzliche Belastung für den Haushalt generiert". Die Stadt werde sich, so der Beschluss, der am kommenden Donnerstag den Rat passieren soll, "nicht an den Investitionskosten für den Neubau" beteiligen. Die Verwaltung solle die Sanierungskosten für die Beethovenhalle "a. als Multifunktionshalle; b. als hochwertigen Konzertsaal" ermitteln. Bis zum 30. Juni 2012 muss die Finanzierung stehen.

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