Verstorbene Regierungschefs Diese Orte in Bonn sind nach Bundeskanzlern benannt

BONN · Auch über die Hauptstadtzeiten hinaus prägten die Bundeskanzler das Bonner Stadtbild. Viele Plätze und Straßen sind nach den Regierungschefs benannt. Ein Überblick.

Konrad Adenauer ist unangefochten an der Spitze. Nicht nur, wenn es um das Alter im Amt des Bundeskanzlers geht - sondern auch in Bonns Straßenbild. Zwei Straßen, ein Platz, eine Brücke und sogar ein Gymnasium tragen seinen Namen. An der Adenauerallee, direkt vor dem Bundeskanzleramt, steht eine mannshohe Büste. "Er ist nun einmal der erste Kanzler der Bundesrepublik gewesen, ihm kam schon zu Hauptstadtzeiten eine besondere Bedeutung zu", sagt Ansgar Sebastian Klein, der ein Buch über die Straßennamen Bonns geschrieben hat.

Bis auf Helmut Kohl haben bisher alle ehemaligen Kanzler eine Widmung im Stadtplan bekommen. Jüngst wurde der Helmut-Schmidt-Platz am neu entstandenen Trajektkreisel eingeweiht. In der Mitte steht das stählerne Kunstwerk "Arc '89". Warum Schmidt gerade an dieser Stelle verewigt wurde? "Das Bundesviertel ist der Ort, an dem der Wandel unserer Stadt deutlich sichtbar wird. Schmidt ging hier ein und aus", sagte Oberbürgermeister Ashok Sridharan bei der Einweihung.

Man könnte natürlich auch die Parallele zu Schmidts Liebe zum Qualmen ziehen. Denn täglich passieren den Kreisel Zehntausende Fahrzeuge. Seit dort die Geschwindigkeit kontrolliert wird, stimmt auch das Licht für den SPD-Mann: Alle paar Minuten blitzt es rot. Bis zu Schmidts Parteigenossen Willy Brandt ist es nicht weit. Er bekam 1999 ein Stück von Adenauers Allee ab. Auf 700 Metern erstreckt sich die Willy-Brandt-Allee.

Auch Kanzler Ludwig Erhard hat ein Stück seiner Allee abgeben müssen, die früher einmal an der kompletten Rheinaue entlangführte - an Petra Kelly. "Das Problem ist, dass die Straßen immer weniger werden, vor allem im Regierungsviertel konzentrieren sich die Politiker", erklärt Klein. Damit würden die Straßen immer weiter zerstückelt. 87 Personen stehen derzeit auf der sogenannten Straßenbenennungsliste des Stadtrats - nur 24 davon sind Frauen. Auch im Stadtbild haben die meisten Straßen männliche Namensgeber. "Was natürlich daran liegt, dass vor allem Männer in den wichtigen Positionen waren", sagt Klein. Deshalb sei die Stadt bemüht, vor allem Frauen eine Widmung zukommen zu lassen.

Doch warum wird nicht einfach ein Platz oder eine Straße nach Kanzlerin Angela Merkel benannt? "Das geht erst, wenn diejenige Person verstorben ist", sagt Klein. Und danach gelte eine Frist von einem Jahr, bevor die Widmung passieren kann. Deswegen beschloss die Stadt schon im vergangenen Jahr, den ehemaligen Platz der Vereinten Nationen nach Altkanzler Helmut Kohl zu benennen.

Kurt Georg Kiesinger ist etwas versteckt

Doch das war etwas vorschnell: Wie sich nun herausstellte, fällt der Platz am Ende der A562 in den Zuständigkeitsbereich des Bundes, weshalb er nicht eigenmächtig umgewidmet werden kann. Die benachbarte Stadtbahn-Haltestelle scheidet aus, weil die Umbenennung wegen der vielen Schilder und Pläne rund 130.000 Euro kosten würde. Die Stadt empfiehlt nun, eine Alternative zu suchen.

Etwas versteckt ist Kurt Georg Kiesinger. Obwohl an seiner Allee, die von einer grünen Insel getrennt und mit Bäumen gesäumt ist, die Adressen für zwei wichtige Institutionen sind. Das Bundeseisenbahnvermögen hat hier seinen Hauptsitz, ebenso wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Das Hotel Maritim hat die Hausnummer eins. In direkter Nachbarschaft, am Robert-Schuman-Platz, liegen das Bundesumweltministerium und das Bundesverkehrsministerium.

"Dass Plätze und Straßen nach Personen benannt werden, kam erst im 20. Jahrhundert auf", sagt Ansgar Sebastian Klein. Das sei auch ein Spiegel der Gesellschaft, wie sich am heutigen Friedensplatz zeigt. Der lag ursprünglich vor dem Sterntor und war der Viehmarkt. Nach Abriss des Sterntors wurde der Platz von 1899 bis 1922 Friedrichsplatz genannt, nach Kaiser Friedrich III. von Preußen. In der Zeit des Nationalsozialismus trug er dann ab 1933 den Namen Adolf-Hitler-Platz - bis er nach Kriegsende den Titel Friedensplatz bekam.

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