Kandidatin Wibke Janssen Diese Frau will Superintendentin in Bonn werden

Bonn · Wibke Janssen predigt als Kandidatin für das Amt der Superintendentin in der Bonner Kreuzkirche. Ihr Thema: „Synagoge und Kirche in unserer Zeit“.

 Will Superintendentin werden: Wibke Janssen.

Will Superintendentin werden: Wibke Janssen.

Foto: Hans Peter Brodüffel

Zwei Frauen sitzen nah nebeneinander. Sie wirken wie Vertraute, die in einem gleichberechtigten Gespräch vertieft sind. Sie sind einander zugewandt, haben Bibel und Thora offen auf dem Schoß: „Synagoge und Kirche in unserer Zeit“ heißt die 2015 geschaffene Skulptur des amerikanischen Künstlers Joshua Koffmann. Sie steht im Kontrast zu etlichen mittelalterlichen Darstellungen, in denen die Kirche als Sieger und die Synagoge als Verlierer gezeigt wird.

Für Wibke Janssen, Kandidatin für die Nachfolge von Superintendent Eckart Wüster, bildete die Aussage der Skulptur die Kernforderung ihrer Predigt im Abendgottesdienst in der Kreuzkirche am Israelsonntag: die Aufarbeitung der Judenfeindlichkeit in der Geschichte der Kirche und die Förderung des christlich-jüdischen Dialogs.

„Kirche und Synagoge lassen sich nebeneinander nieder und nehmen sich Zeit für ein Gespräch, in einer gemeinsamen Suchbewegung, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führen darf“, sagte die 54-jährige Pfarrerin und Mutter von drei Kindern.

Auch das Markusevangelium (Markus 12) ist für Janssen Aufforderung, Gespräche in Wertschätzung und ohne das Sieger-Verlierer-Schema zu führen. „Welches ist das höchste Gebot von allen?“, fragt der jüdische Schriftgelehrte Jesus im Tempel von Jerusalem. Janssen: „Jesus entscheidet sich nicht für ein höchstes Gebot, sondern für zwei. Die Liebe zu Gott und zu seinen Mitmenschen ist nicht in eine Rangordnung zu packen. Sie balancieren gemeinsam an der Spitze.“

Die Frage nach dem höchsten Gebot sei menschlich. Es sei spannend zu sehen, wer an der Spitze steht, wer am Ende übrig bleibt, wer siegt. Rangfolgen, so Janssen, hätten ihren Nutzen, bei Stiftung Warentest, in Abstimmungen, bei Wahlen. Aber im Gespräch? „Jesus lässt nichts davon erkennen, dass er als Sieger den Tempel verlassen will, und der andere Schriftgelehrte auch nicht.“

Was treibt die Pfarrerin an, höchste Rangvertreterin der evangelischen Christen in Bonn, Bornheim und Alfter zu werden? „Gestaltungswille“, antwortet Janssen im Gespräch mit dem GA. „Ich will die Kirche mehr zu Stadtgesellschaft hin öffnen und die Jugendarbeit intensivieren. Die Kirche muss auch Gesprächsforum für heikle Themen sein.“

Pfarrer Dietmar Pistorius ist der zweite Kandidat aufs Superintendentenamt. Er stellt sich am Sonntag, 15. September, ab 18 Uhr in der Kreuzkirche vor.

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