WCCB Die Zukunft des Hotels bleibt offen

BONN · Die Weichen für die Fertigstellung des World Conference Center Bonn (WCCB) sind nach vier Jahren Baustillstand anscheinend gestellt: Die Stadt Bonn baut gemäß Ratsbeschluss von Montagabend einen Teil, das reine Konferenzzentrum, in Eigenregie zuende.

Den dazu von der Verwaltung veranschlagten Betrag von 76,8 Millionen Euro kappte die Ratsmehrheit indes um zwölf Millionen. Für den anderen Teil, das Hotel, gibt es noch keine Zukunft.

Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung beauftragte der Rat die Verwaltung, sie solle mit den beiden von ihr für gut befundenen Investoren, dem Bonner Jörg Haas (Kameha-Hotel) und der Accor-Hotelkette, die Verhandlungen bis zur Beurkundungsreife fortführen und dem Rat alle alternativen Szenarien zum Hotelverkauf wirtschaftlich darstellen.

Unterm Strich zeigten sich die Spitzen der Ratsfraktionen bis auf die Linken mit dem Ergebnis zufrieden. Obwohl Bernhard Wimmer, Fraktionschef des Bürgerbunds Bonn (BBB), den Änderungsantrag von Schwarz-Grün gemeinsam mit der FDP unterzeichnet hatte, enthielten sich seine Fraktionskollegen Johannes Schott und Marcel Schmidt. "Ich halte den Beschluss für übereilt", erklärte Schott, das WCCB sei für ihn ein "Fass ohne Boden" und für ihn noch viele Fragen offen. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) sprach dagegen "von einem guten Tag für Bonn".

Während die Würfel für den Fertigbau des Konferenzteils also politisch gefallen sind, macht der Beschluss für das Hotel deutlich: Teile des Stadtrats plagen noch Bauchschmerzen, ob es ein langfristig für die Stadt Bonn guter Plan ist, das absehbar chronisch defizitäre Konferenzzentrum zu behalten und das gewinnträchtige Hotel (siehe Millionenfalle 89) einem Investor zu überlassen.

Noch größere Bauchschmerzen dürften die Stadtratsmitglieder plagen, dass mit Haas jetzt ausgerechnet ein Investor das Rennen um das WCCB-Hotel anführt, der offenbar bereits im Oktober/November 2009 mit Verwaltungschef Nimptsch fernab der Öffentlichkeit einig geworden war, dass er den Zuschlag erhält (damals noch für das gesamte WCCB). Das war rund sechs Wochen nach dem Zusammenbruch der Baustelle, nach bundesweiten Razzien, Insolvenzen, Verhaftungen und nur rund drei Wochen nach Nimptschs Amtsantritt.

Dem General-Anzeiger liegt eine Mail von Haas an Heinz-Dieter Kals vor - an jenen WCCB-Interessenten, der nach eigener Darstellung von Man-Ki Kim (SMI Hyundai Corporation) mit Hilfe der städtischen Projektgruppe ausgebootet worden war. Am 12. November 2009 schreibt Haas an Kals: "In den letzten zwei Wochen habe ich mit OB, Insolvenzverwalter und dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse KölnBonn verschiedene Sachverhalte sehr vertraulich besprochen. Wir hätten wohl die Möglichkeit zu sehr soliden Konditionen und mit einem überzeugenden Konzept, mit positiver Stimmung in Bonn und einem hohen Vertrauensvorsprung das WCCB zu bekommen."

Dann geht es um Feinheiten: "Die Stadt Bonn versuche ich dahin zu bekommen, die Zinssicherung für Provinzial (Versicherung/Anm. d. Red.) nachrangig zu übernehmen und somit für ein super Rating zu sorgen." Haas schreibt: "Sehr geehrter Herr Kals, wir haben wahrscheinlich die einmalige Möglichkeit, das WCCB für rund 100 Millionen Euro unter Herstellkosten zu übernehmen (...) Das Thema ist nahezu rund. Wir müsse nur extrem leise bleiben. Insolvenzverwalter, Sparkasse und OB haben mir grundsätzlich grünes Licht signalisiert." Gab es demnach das Bieterverfahren nur zum Schein?

Die Wirren ums WCCB haben nun "nur" noch das Hotel für einen Investor übriggelassen. Im Bieterverfahren der Verwaltung liegt nun ausgerechnet Haas mit einer Million Euro vor Mitbewerber Accor. 17 Millionen bietet er nach GA-Informationen für das unfertige Hotel, wobei allein das Grundstück mehr wert ist. Nimptsch hatte jüngst noch juristisch argumentiert: Die Gemeindeordnung verbiete, dass die Stadt das Hotel fertigbaue und später Pachterlöse einstreiche.

Dem hatte der Verwaltungsrechtler Wolfgang Löwer im GA widersprochen: Das Ziel, den UN-Standort zu fördern, sei ein öffentlicher Zweck im Sinne der Gemeindeordnung, sagte der an der Bonner Universität lehrende Jurist. Demnach wäre es möglich, dass die Stadt das Hotel verpachtet, um so das Defizit aus dem Kongressbetrieb abzufedern.

Der Ratsbeschluss
Im Zuge des geplanten Weiterbaus des World Conference Center Bonn (WCCB) soll entsprechend des Änderungsantrages von CDU, Grünen, FDP und Bürger Bund Bonn der Kongressaal so fertiggestellt werden, dass er teilbar ist. Damit trägt der Stadtrat einem nachträglichen Wunsch der UN Rechnung.

Zudem soll die Verwaltung prüfen, ob eine zusätzliche Investition in die Nutzung des Saals als Konzertsaal vor dem Hintergrund der geplanten Sanierung der Beethovenhalle wirtschaftlich darstellbar ist. Zudem stimmte der Rat dem Vorschlag von OB Nimptsch zu, einen Generalunternehmen zu beauftragen. Weil das Parkhaus bereits betriebsfähig ist, soll die 1,5 Millionen Euro teure Investition in die Fassadengestaltung vorerst zurückgestellt werden. Das WCCB soll bis Ende August 2014 fertiggestellt sein.

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