Reinhold Messner in de Beethovenhalle Die weltweite Suche nach Glück

Bonn · Rekordbergsteiger Reinhold Messner berichtet in der Beethovenhalle von seinem Leben. Die Besucher erlebten Berichte von seiner Kindheit in den Dolomiten über Berichte von seinen schwierigsten Routen und die Tragödie mit seinem Bruder Günther am K2 bis zur Himmelsbestattung durch hungrige Geier in Tibet.

 Vor seinem Vortrag in der Beethovenhalle signiert Reinhold Messner zahlreiche Bücher.

Vor seinem Vortrag in der Beethovenhalle signiert Reinhold Messner zahlreiche Bücher.

Foto: Martin Wein

Es gibt ihn noch, den Maßstab des Unmöglichen. Er ist 7821 Meter hoch, steht im Norden Pakistans und hat nicht nur einen unbestiegenen Nebengipfel, sondern auch eine unbezwungene senkrechte Felswand - doppelt so hoch wie die Eiger-Nordwand. Diesen Masherbrum wird Rekordbergsteiger Reinhold Messner wohl nicht mehr bezwingen. Trotzdem zeigte sich der 71-Jährige am Freitagabend bei seinem Gastspiel in der Beethovenhalle hoch zufrieden, dass die Erde Menschen trotz aller Technik weiterhin vor scheinbar unmögliche Aufgaben stellt.

Messner ist diesem Drang völlig verfallen, bei jedem Rückschlag nach neuen Wegen zu suchen. Sechs Leben habe er auf diese Weise geführt, ob als Felskletterer, Höhenbergsteiger, Streckenwanderer, EU-Politiker, Buchautor oder Direktor seiner inzwischen sechs Museen. Zur Politik etwa kam er nach seiner Darstellung nur durch einen gebrochenen Fuß, der ihn zum Sitzen zwang. Als das Gelenk wieder voll belastbar war, zog es ihn zurück in die Berge. In seiner Autobiografie "Über-Leben" fasst Messner seine philosophische Hausapotheke zusammen.

Unterstützt durch Bilder auf der Großleinwand, die teilweise allerdings eher dokumentarischen Wert hatten, berichtete der Südtiroler zwei Stunden lang über seine weltweite Suche nach Glücksmomenten. Wahres Abenteuer gebe es nur mit echtem Risiko und einem Aufbruch ins Unbekannte. "Wir gehen dahin, wo man umkommen könnte, um nicht umzukommen." Nach der Rückkehr von seinen Touren, zu denen Messner heute noch einmal jährlich, oft mit seinem Sohn aufbricht, fühle er sich wie wiedergeboren.

"Der Mann ist extrem vielseitig. Das kann man nur bewundern", sagte Sabine Corcelius, die mit ihrem Mann in die Beethovenhalle gekommen war. Berge mögen die zwei auch, aber lieber von unten. "Wir hätten keinen Drang, da rauf zu steigen. Uns interessiert mehr die Kultur." Christoph Tepper faszinierte, dass Messner mit seinen Erzählungen noch heute große Hallen zu füllen vermag. "Das schaffen viele Politiker nicht mal ohne Eintritt", sagte er. Messners Gedanken zu Tod, Gott und Wiedergeburt fand der Bonner dann aber doch etwas überhöht: "Das ist mir zu prophetisch."

Tatsächlich sprang Messner an diesem Abend in den Themen von seiner Kindheit in den Dolomiten über Berichte von seinen schwierigsten Routen und die Tragödie mit seinem Bruder Günther am K2 bis zur Himmelsbestattung durch hungrige Geier in Tibet. Mit ihnen würde Messner gern irgendwann die letzte Reise antreten, aber in Südtirol dürfte das schwierig werden. Vorher signierte Messner jedenfalls erst einmal noch Dutzende Bücher für seine begeisterten Zuhörer.

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