Mitgliederversammlung in Bonn Die SPD ist auf der Suche nach sich selbst

BONN · Die Bonner SPD macht ihren Oberbürgermeister-Kandidaten Peter Ruhenstroth-Bauer für die Wahlniederlage am 13. September nicht verantwortlich, sondern sucht die Schuld in den eigenen Reihen. Das wurde am Freitagabend bei einer Aussprache im Erich-Ollenhauer-Haus deutlich, zu der 100 Mitglieder kamen.

 Ganz unterschiedliche Meinungen, warum die SPD die OB-Wahl verloren hat, sind auf den Stellwänden zu lesen.

Ganz unterschiedliche Meinungen, warum die SPD die OB-Wahl verloren hat, sind auf den Stellwänden zu lesen.

Foto: Frommann

"Wir haben eigentlich kein politisches Projekt mehr gehabt", sagte dort zum Beispiel Martin Schilling, früher selbst Vorsitzender des Unterbezirks. Auch ein junges SPD-Mitglied stand auf und stieß ins gleiche Horn: "Mir war nicht klar, für was die SPD hier eigentlich steht", so der Neu-Bonner. Ihre Meinung, warum es mit dem Sieg nichts wurde, konnten Mitglieder auf Karten schreiben und an Stellwände pappen. "Inhaltsleer", "zu friedlich", "Akademiker-Wahlkampf" und sogar "Profillosigkeit" stand da zu lesen.

Was die Stimmung anging, war auch einem Alt-Genossen wie Hans-Walter Schulten klar: "Wir waren unten durch in der Stadt, nach 21 Jahren im OB-Amt war es vielen genug und sie wollten OB und gleiche Ratsmehrheit."

Doch die Motive der Wähler scheinen in den Augen mancher SPD-Mitglieder vielschichtig gewesen zu sein. "Zu viele Alleingänge des OB" (Nimptsch, Anm. d. Red.), hatte einer notiert. Jemand anderes befand die "WCCB-Verantwortung von Bärbel Dieckmann" als mitursächlich, was einer bei der Aussprache so formulierte: "Wir sind nicht ehrlich mit dem WCCB umgegangen und hätten uns zur Verantwortung bekennen müssen, auch wenn alle das Projekt im Stadtrat beschlossen hatten."

Dann der Nachsatz: "Es ist noch nicht zu spät." Der Ruf nach personellen Konsequenzen wurde nur einmal laut, ansonsten zeigte sich die Partei ohne Hang zur Selbstzerfleischung. Allerdings meinte auch Parteichef Gabriel Kunze, es hätte geholfen zu sagen, "welche WCCB-Verantwortung wir für uns übernehmen". Dennoch habe man bewiesen, dass die Partei geschlossen dastehe.

Zwischen den Zeilen der Reden konnte man aber Kritik an der Ratsfraktion lesen, die mehr zum "Kümmerer" werden müsse. Fraktionschefin Bärbel Richter sagte dazu: "Die anderen im Rat klauen uns die Themen." Und die Medien würden nicht genug über SPD-Ideen berichten. Ruhenstroth-Bauer wagte sogar die Aussage: "Mehrheiten für uns sind im Moment überhaupt nicht in Sicht."

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