Mundartabend im Endenicher Gasthaus Nolden Die Sehnsucht nach dem Bönnschen Flair

ENDENICH · Oft bleiben kleine Begebenheiten im Leben eines Bonner Jungen oder Mädchens hängen. Kleine Alltagsgeschichten wie die von Melitta Klein, die beim Mundartabend im Gasthaus Nolden am Dienstagabend von ihrer Oma erzählte, wie diese nach dem Krieg "Ketteschlóht" zubereitete und die Kinder aufs Feld schickte, um Löwenzahn für den Salat ("Schlóht") zu ernten. "Dat sollt mer och hück noch ens probiere, dat wor lecker", sagte sie.

 Schwaade,also reden, ist Trumpf beim Mundartabend: Im Gasthaus Nolden lässt Toni Roeder über das Mikro Elisabeth Föhmer zu Wort kommen.

Schwaade,also reden, ist Trumpf beim Mundartabend: Im Gasthaus Nolden lässt Toni Roeder über das Mikro Elisabeth Föhmer zu Wort kommen.

Foto: Barbara Frommann

Wie man Bönnsch ins Hochdeutsche und umgekehrt übersetzt - auf schlitzohrige Weise - ist das Metier von Heimatforscher Herbert Weffer: Wenn ein Ur-Bonner etwa eine Entschuldigung braucht, weil er wegen Augenschmerzen ("Ohchping") nicht kommen konnte, sagt er: "Met mingem Klätschohch konnt ich net unge de Löck jonn." Man merkt: Nur Begriffe übersetzen, ist nicht alles, es kommt auf die gesamte Ausdrucksweise an. Das beweist auch der Hinweis, dass an einem Regentag womöglich ein Schirm ratsam sei. Dann sagt der Bönnsche und auch Weffer: "Ohne Schirm könnt me an dämm Daach dressnaaß werde."

Wie immer geht es bei den Mundartabenden ums Hören und Verstehen, obwohl die vorwiegend vertretenen älteren Semester eigentlich selbst schwierigste Begriffe drauf haben. Aber welcher junge Mensch weiß schon, was Jehöösch (Behausung) bedeutet, dass ein Strühkabass eine Strohtasche ist und Müüsje trecke auch unter "Klingelmäuschen spielen" bekannt ist. Am Kölner Brett hängen Gardinen, aufgehängt von der Schabrack (alte Frau). Und wenn der "Dopp jeschmick" wird, dreht sich der Holzkreisel auf dem Boden, weil er kräftig mit einem Stock gepeitscht wurde. Wenn dann noch Toni Roeder vom "Föttchensföhler-Tango" singt, ist die Welt in Ordnung und der bönnsche Abend gerettet.

Bei der nächsten Bönnsch-Veranstaltung am Donnerstag 26. September, ist ab 19 Uhr im Poppelsdorfer Pfarrsaal, Sternenburgstraße 27, als Premiere Georg Divossens neuer Film "Et Jehöösch - und alles dröm eröm" zu sehen.

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