Auswilderung in Bonn Die Schildkröten sind zurück im Melbweiher

BONN · Wer am Dienstagvormittag im Botanischen Garten am Poppelsdorfer Schloss unterwegs war, konnte ein Spektakel der besonderen Art beobachten. 46 Europäische Sumpfschildkröten zogen in einer Umsiedlungsaktion in den frisch sanierten Melbweiher ein und schwammen dort um die Wette.

 Der Direktor der Botanischen Gärten, Max Weigend, setzt die Schildkröten im sanierten Melbweiher aus.

Der Direktor der Botanischen Gärten, Max Weigend, setzt die Schildkröten im sanierten Melbweiher aus.

Foto: Roland Kohls

Zwar hat das Wasser im Weiher noch nicht seinen normalen Stand erreicht, da sich aber schon viele Wasserpflanzen ohne das Zutun der Mitarbeiter der Botanischen Gärten wieder angesiedelt haben, war auch die Umsiedlung der Tiere möglich.

Die Europäischen Sumpfschildkröten waren im August vorigen Jahres geschlüpft, im Oktober hatte der Amphibien- und Reptilienschützer Frank Behrend sie an die Botanischen Gärten der Universität Bonn übergeben. Die Tiere hatten in Aquarien überwintert und waren von Mitarbeitern der Gärten intensiv hochgepäppelt worden.

Um die Kleinsten hatte sich Katja Weigend, Frau von Max Weigend, dem Direktor der Botanischen Gärten, zu Hause gekümmert. Im Mai kamen die Tiere in einem großen Betonbecken am Poppelsdorfer Schloss zusammen, wo sie den restlichen Sommer verbrachten. "Hierbei sei es wichtig, dass sich die Tiere von der Aquarienumgebung aus wieder an normale Lufttemperaturen gewöhnen konnten, da sie in dieser Hinsicht sehr empfindlich seien, sagte Weigend.

Schildkröten ziehen in Melbweiher
17 Bilder

Schildkröten ziehen in Melbweiher

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Die Europäischen Sumpfschildkröten kamen früher auch wild im Rheinland vor, so Ingrid Fuchs, Vizepräsidentin des Freundeskreises Botanische Gärten. Im Melbweiher lebten einige von ihnen schon vor der Sanierung gemeinsam mit Nordamerikanischen Schmuckschildkröten. Letztere waren allerdings illegal im Weiher ausgesetzt worden.

Die europäischen Artgenossen seien zwar keine Vegetarier, ernähren sich neben Schnecken und Insektenlarven aber auch von Algen und Wasserpest, sagte Fuchs. Sie sind in Deutschland stark bedroht und gelten als scheuer als ihre größeren nordamerikanischen Verwandten. Rund 50 von ihnen tummelten sich bis vergangenen Oktober im Wasser am Schloss. Sie kamen dann an die private Burg Morenhoven in Swisttal-Morenhoven. Die restlichen Tiere waren an Einzelpersonen abgegeben worden.

In Zukunft sollen es dann nur noch Europäische Sumpfschildkröten sein, die rund um den Weiher zu sehen sind. "Wir hoffen, dass sich die Tiere gut eingewöhnen und überwintern, damit unsere Besucher nicht auf das gewohnte Bild von sonnenbadenden Schildkröten verzichten müssen", sagt Gartendirektor Weigend.

Besonders wichtig ist es, dass von nun an keine falschen Tiere mehr ausgesetzt werden. Diese nichtheimischen Arten können Krankheiten übertragen. Außerdem stellen sie eine Konkurrenz um Sonnenplätze und Nahrung für die Europäischen Sumpfschildkröten dar. Das könnte dazu führen, dass diese unterdrückt werden und sich nicht vermehren.

Mehr zu den Gärten unter www.botgart.uni-bonn.de

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