Naturschutz am Rhein Die Rückkehr des Maifischs

Bonn · Sie galten in Deutschland als ausgestorben: die Maifische. Wegen Überfischung und der Bebauung der Ufer verschwanden die Tiere vor rund 100 Jahren aus dem Rhein.

 Fischretter bei der Arbeit: Christoph Heider von der „Hit Umwelt- und Naturschutz Stiftung“, der neunjährige Leon und Andreas Scharbert vom Rheinischen Fischereiverband setzen Maifischlarven im Rhein ein.

Fischretter bei der Arbeit: Christoph Heider von der „Hit Umwelt- und Naturschutz Stiftung“, der neunjährige Leon und Andreas Scharbert vom Rheinischen Fischereiverband setzen Maifischlarven im Rhein ein.

Foto: Dennis Sennekamp

Doch eine Projektgruppe, in der sich unter anderem der Rheinische Fischereiverband, die Hit Umwelt- und Naturschutz Stiftung und das Landesprojekt „Finne“ engagieren, will der Heringsart mit dem frühlingshaft klingenden Namen neues Leben einhauchen. Dafür hatten die Aktivisten anlässlich des internationalen „World Fish Migration Day“ am Samstag alle Kinder und Jugendlichen zu einer Wiederbesiedlungs-Aktion am Rheinufer eingeladen.

Während sich auf dem zeitgleich stattfindenden Flohmarkt in der Rheinaue Tausende Schnäppchenjäger tummelten, zogen deshalb etwas weiter abseits mehr als 35 000 stecknadelgroße Maifischlarven in dichten Schwärmen durch zwei große Plastikbottiche, die die Projektgruppe am Rheinufer aufgestellt hatte. Immer wieder liefen Kinder zu den Becken, schöpften mit kleinen Eimern einen Teil der Jungtiere ab und setzten sie im Rhein aus.

„Ich habe über 500 Fische freigelassen“, erzählt der neunjährige Leon. „Es sind sehr flinke Tierchen, sobald man einen Finger ins Wasser hält, schwimmen sie blitzschnell davon!“ Es war das erste Mal, dass Leon bei einer solchen Aktion dabei war, aber er wusste trotzdem schon sehr viel über Maifische.

Zum Beispiel woher ihr Name kommt. „Sie heißen so, weil sie im Mai vom Meer über den Rhein zu ihren Laichplätzen wandern“, erklärt Leon. „Auf dem Weg dorthin wurden sie dann früher von den Fischern gefangen.“

"Mittlerweile gibt es wieder eine kleine Population"

Doch woher kommen überhaupt die Larven, die von den Kindern ausgesetzt wurden, wenn der Maifisch doch bei uns ausgestorben ist? „Wir kaufen sie in Südwestfrankreich“, sagt Andreas Scharbert vom Rheinischen Fischereiverband. Mithilfe von neu entwickelten Techniken könne man dort mit wenigen Elterntieren eine große Anzahl von Larven züchten, die dann nach Deutschland gebracht werden, so Scharbert.

„Von den 35.000 Larven, die an diesem Tag ausgesetzt wurden, werden es aber nur 0,25 Prozent schaffen, ein ausgewachsener Maifisch zu werden.“ Das Projekt ist erfolgreich: „Seit 2008 setzen wir jedes Jahr im Mai Larven aus, mittlerweile gibt es wieder eine kleine Population.“

Der Maifisch war zwar das Hauptthema, aber die Kinder konnten auch viel über andere Fischarten und ihre Lebensräume lernen. Neben der Maifischbesatzaktion gab es deshalb auch verschiedene Forscherstationen, an denen die Kinder Wissenswertes über Wanderfische erfahren konnten und weshalb frei fließende Flüsse so wichtig für die Wanderfische sind.

„Der Rhein steckt voller Entdeckungen“, stellt Leon abschließend begeistert fest. „Wenn man nur bis zum Grund tauchen könnte – man würde dort bestimmt ganz viele interessante Tiere finden!“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort