Notizen aus B. Die nächste Lunte liegt schon

Meinung | Bonn · Eine Materie wie Sprengstoff ist natürlich viel zu heiß, um darüber Witze zu machen. Wo wüsste man das besser als in Bonn, wo hier doch inzwischen die Geldautomaten schneller explodieren als die Müllgebühren.

Voller Sprengstoff wird am 19. März,das Bonn-Center stecken.

Voller Sprengstoff wird am 19. März,das Bonn-Center stecken.

Foto: Benjamin Westhoff

Aber die vernehmbare Lust auf den 19. März, wenn das Bonn-Center nassgemacht wird, zwingt natürlich auch uns zur Auseinandersetzung mit dem gesamtgesellschaftlichen Phänomen, dass in dieser Stadt der kleinste Knallfrosch gleich als Freudenfeuerwerk missbraucht wird. Was haben wir hier nicht schon alles hochgehen sehen: Karrieren, Kanzler, Koalitionen zerbarsten im Nachthimmel, und ganze Bundesparteizentralen pulverisierten sich formvollendeter als in Berlin jede Kanzlerkandidatur der SPD.

Die nächste Lunte liegt schon – am Bäderkonzept. Mittels Bürgerbegehren. Da sieht man mal wieder, dass genug Übung den Sprengmeister macht, wo doch der städtische Haushalt längst als verrußter Böllerrest an geplatzten Festspielhäusern vorbeiweht. Apropos: Wenn Sie sich in dieser Woche gefragt haben, wo genau die Druckwellen zwischen solch neuen Begriffen wie „alternative Fakten“ und Alternativlosigkeit verlaufen, dann machen Sie doch mal einen Spaziergang. Vielleicht vom WCCB zum Bahnhofsvorplatz oder so.

Ja, so ein Bonner Loch ist eine feine Sache, denn da lassen sich nicht nur Pizzakartons, sondern auch eine komplette Südüberbauung hineinkippen, damit man endlich eine neue Südüberbauung bauen kann. Den Rest erledigt dann Bonnorange, was Sie jetzt bitte nicht mit Magenta verwechseln, auch wenn die Verteidigung der Telekom Baskets zuletzt ebenfalls ziemlich geschliffen wurde. Und das ausgerechnet von den Bayern, womit die pulverschwarze Serie jetzt schon seit 433 Jahren und 42 Tagen hält. Auf die Sprengung der Godesburg ist der Angstgegner bis heute derart stolz, dass er sie im Münchener Hofgarten auf einem blutrünstigen Wandgemälde verewigt hat.

Die Bonner konterten phasenweise mit Witz und gründeten 1995 einfach das Deutsche Museum neu. Apropos neu: Sollten sich die jüngsten Meldungen vom Drachenfels erhärten, ließe sich bei einer bühnenreifen Dekonstruktion sicher Nachbarschaftshilfe leisten, sei es auch Knall auf Fall. Ohne hier den Rahmen sprengen zu wollen, sei noch kurz berichtet, dass es Umfragen gibt, die sind noch dünner als das Eis auf den Rheinauenseen. So belegt die Bundesstadt beim jüngsten Städte-ranking zur durchschnittlichen Intelligenz Platz 95 von 100. Weit hinter Orten wie Dortmund, Essen, Bottrop und Dessau-Roßlau. Aber vor Magdeburg und Cottbus. Also lassen Sie's krachen.

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