Eckart von Hirschhausen las in Bonn Die Medizin braucht mehr Verzauberung

Südstadt · Begegnung, Lachen, Alltagsrituale, all das kann zur Heilung und zum Gesundbleiben beitragen, ist Eckart von Hirschhausen überzeugt. "Mein Grundthema ist, dass wir Verzauberung brauchen", sagte der Mediziner und Kabarettist am Samstagabend in der Lutherkirche, wo er aus seinem Buch "Wunder wirken Wunder" las.

 Eckart von Hirschhausen liest in der Lutherkirche aus seinem Buch "Wunder wirken Wunder". Mit den Einnahmen wird die Sanierung der Kirchenorgel unterstützt.

Eckart von Hirschhausen liest in der Lutherkirche aus seinem Buch "Wunder wirken Wunder". Mit den Einnahmen wird die Sanierung der Kirchenorgel unterstützt.

Foto: Stefan Knopp

Die klassische Medizin ignoriere das allzu oft. Von Hirschhausen trat aus alter Verbundenheit in der evangelischen Gemeinde auf, um die notwendige Sanierung der Orgel in der Lutherkirche zu unterstützen: Der Eintritt kam komplett diesem Zweck zugute, und da dürfte einiges zusammen gekommen sein, denn die Kirche war voll.

Der Protestant, der im Jahr 2017 Botschafter der evangelischen Kirche für "500 Jahre Reformation" ist, schlug auch eine Brücke von seinem Buch zum Ort des Geschehens: "Die evangelische Kirche braucht mehr Zauber", fand er. Die katholische im Übrigen aber etwas weniger.

"Die Wissenschaft hat die Magie aus der Medizin vertrieben, aber nicht aus uns Menschen", heißt es gleich zu Beginn des Buches. Es gebe so viele Möglichkeiten, mit dem Geist den Körper zu beeinflussen, und die könne und müsse man viel mehr nutzen.

Dieser Zauber könne sich in vielerlei Gestalt zeigen, sagte von Hirschhausen. Er berichtete zum Beispiel von einem Jungen, der eigentlich seit Wochen verstummt war, aber bei einer Zaubershow, die er in einem Krankenhaus durchführte, sich in einer Gruppe anderer Kinder so von deren Begeisterung anstecken ließ, dass er diese Störung vergas. Lachen heilt: Diese Ansicht vertritt der Kabarettist schon lange. "Humor kann Dinge, die wir nicht verändern können, zumindest weniger bedrohlich erscheinen lassen."

Die Selbstheilungskraft des Körpers hat es ihm angetan. Die könne mit einfachen Mitteln aktiviert werden, mit kleinen Ritualen, mit positiven Worten und Gedanken, etwa schon morgens beim Aufstehen. "Die meisten Menschen beginnen den Tag mit Hass auf den Wecker." Von Hirschhausen kann auch dem Plazebo-Effekt viel abgewinnen. "Der Glaube, dass uns geholfen werden kann, lässt es uns gleich besser gehen." Und wenn man schon Medikamente einnehmen müsse, solle man das wenigstens mit einem positiven Gefühl tun - der Körper reagiere anders darauf, wenn man das widerwillig tue.

Viele Medikamente seien aber unnötig. "Die Apotheken sind voll von Zeug, das nichts taugt." Das Problem sei, dass man in der Regel nicht testen könne, ob etwa ein Mittel gegen Erkältung überhaupt wirkt, weil Erkältungen mal länger und mal kürzer dauerten.

Das Publikum erlebte einen unterhaltsamen Abend, bei dem am Ende auch gemeinsam gesungen wurde. Anschließend signierte von Hirschhausen viele Exemplare seines neuen Buches, das im Rowohlt Verlag erschienen ist und 20 Euro kostet. ISBN: 978 3 498 09187 3.

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