Unibibliothek in Bonn Die lange Nacht des Schreibens

BONN · Um die "Lange Nacht des Schreibens" zu überstehen, brauchte Mathestudent Florian Wechsung viel Zucker. Waffelröllchen, Schokoriegel und Orangensaft hatte er in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) dabei.

Dort nutzten mehr als hundert Studenten die Möglichkeit, bis zwei Uhr nachts an ihren Haus-, Bachelor- und Masterarbeiten zu schreiben. Die Aktion der Philosophischen Fakultät sollte aber auch ein Beratungsangebot sein.

Im Foyer warteten deshalb Mitarbeiter der einzelnen Fachschaften auf Hilfesuchende. "Viel war bei uns nicht los, aber die Nachfrage ist auf jeden Fall da", erzählte Lena Ruwoldt, die im Team des Studienmanagements der Anglistik-Fachschaft ist. Unter der Woche kommen viele Studenten in das Büro und wollen sich über wissenschaftliche Arbeiten erkundigen. "Die meisten Mankos gibt es in der Struktur, das sieht man an den fertigen Arbeiten", sagte Dozentin Dr. Stefanie Pohle, die aus Interesse in die Bibliothek gekommen war.

Sie fand es deshalb schade, dass die Beratungen nicht intensiver genutzt wurden. "Doch wer kam, dem wurde auch geholfen", so Ruwoldt. Die erste Frage einer Studentin lautete beispielsweise, ob sie mit ihrer Arbeit überhaupt noch fertig werde. Zwei Wochen blieben ihr noch bis zur Abgabe, zwölf von 16 Seiten waren schon geschrieben.

"Wir sind alles Stück für Stück durchgegangen, ich habe ihr Verbesserungsvorschläge gemacht", sagte Ruwoldt. Dass viele Fachschaften vor Ort waren, musste laut Pohle so sein: "Denn die Arbeitsweisen unterscheiden sich in jedem Fach."

Dagny Schwarz organisierte die lange Nacht als Studiengangsorganisatorin der philosophischen Fakultät mit vielen Helfern, die auch aus der ULB kamen. "Die Idee dazu hatte unser Schreiblabor", erklärte sie. In Anlehnung an die bundesweite Aktion "Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten" wollte man etwas ähnliches in Bonn etablieren.

"Weil wir uns aber nicht nur an Hausarbeiten binden, sondern viel mehr abdecken wollten, suchten wir einen anderen Namen aus." Heraus kam ein vollgepacktes Programm mit Workshops. Es wurde Kaffee serviert, sogar ein kleiner Sportkurs angeboten.

Das Paar Orlando und Verena pausierte aber lieber bei den Vorträgen. "Es ist toll, wenn man bei etwas Sinnvollem ausspannen kann", sagte sie. Die Erstauflage der langen Nacht fanden sie gut, auch wenn sie schon am Nachmittag mit dem Lernen begonnen hatten und ihnen später fast die Augen zufielen.

Florian Wechsung schätzte die Leere. "Tagsüber kriegt man hier keinen Platz am Fenster. Und am Ende des Semesters manchmal überhaupt keinen, ich saß schon auf dem Boden", erzählte er. Deshalb sah er es eher als Vorteil, dass der Andrang noch nicht so groß war.

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