SERIE Mensch Nachbar: Vorsitz des Festausschuss Röttgen Die Kirmes ist die erste Mammutaufgabe von Frank Edelmann

RÖTTGEN · Formulare, Papiere, Anträge. Eigentlich würde Frank Edelmann lieber etwas Handfestes machen. "Nützt aber nix, da muss ich durch", sagt der 45-Jährige und quält sich derzeit durch einen Wust an Unterlagen.

 Kirmes aus Leidenschaft: Als Jugendlicher hat Frank Edelmann, 45, den Schaustellern beim Autoscooter-Einparken geholfen.

Kirmes aus Leidenschaft: Als Jugendlicher hat Frank Edelmann, 45, den Schaustellern beim Autoscooter-Einparken geholfen.

Foto: Roland Kohls

Bisher hatte Gustav Hecker dies erledigt. Mehr als 20 Jahre lang war er im Festausschuss Röttgen "Controller", "Security-Manager" sowie "Disponent für Getränke und Lebensmittel". Vor ein paar Wochen hat Frank Edelmann den Vorsitz im Verein übernommen - und startet gleich mit einer Mammutaufgabe: "der Vorbereitung unserer Kirmes", erzählt der gebürtige Röttgener. Allerdings muss er nicht alleine dafür sorgen, dass Ende August wieder alles rund läuft im Festzelt und auf dem Kirmesplatz nahe der Pfarrkirche. Mit Tanja Koep hat er kompetente Hilfe an seiner Seite. Sie ist die zweite Vorsitzende im Verein.

Denkt Edelmann, verheiratet und von Beruf Techniker, an die Kirmes, dann kommen ihm gleich viele Erinnerungen an seine Jugend. "Wir haben früher für die Schausteller die Autoscooter nach jeder Runde zurück in die Parkposition gefahren. Dadurch konnten wir den ganzen Tag kostenlos fahren", erzählt der neue Chef im Festausschuss, der sein freizeitfüllendes Hobby ist. Damals - in den 1980er Jahren - waren die Kirmesvorbereitungen auch noch nicht so aufwendig wie heute. Während seit ein paar Jahren eine stabile Konstruktion mit festem Tanzboden auf dem Parkplatz am Kindergarten steht, gab es damals nur ein Provisorium aus Stangen und Blech. "Auch da haben wir tolle Abende verbracht", erinnert er sich gerne. In diesem Jahr muss er nicht nur den Zeltaufbau organisieren. Durch die Bauarbeiten am neuen Gemeindezentrum zwischen Kindergarten und Kirche muss er stets Kontakt mit den beteiligten Firmen haben, damit man sich nicht "ins Gehege" kommt.

Auch heute noch ist die Kirmes einer der Höhepunkte im Ort. Während die Schausteller viele Orte gar nicht mehr ansteuern, bekommt der Festausschuss Röttgen bereits Jahre im Voraus Anfragen. Das liegt daran, dass der Verein zur Kirchweih ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm anbietet. "In unserem Festzelt gibt es jeden Tag Livemusik", so Edelmann zum aktuellen Programm für die Zeit vom 28. bis 31. August. Draußen sorgt der Verein für die Verpflegung der Besucher. "Das organisieren wir in Eigenregie. Das Geld, das dort eingenommen wird, bleibt im Dorf."

Zwar hat der Festausschuss nur 21 Mitglieder - "aber wir haben mehr als 200 Ehrenamtliche, die uns unterstützen. Ohne sie wäre unsere Arbeit gar nicht möglich." Sie packen allerdings nicht nur zur Kirmes mit an. Beim Kinder- und Seniorenkarneval, der Weiberfastnachtssitzung, Proklamation des Kinderprinzenpaares und der Organisation des Karnevalszuges, beim Martinszug, Andheri-Basar und natürlich bei der traditionellen Schifffahrt der Senioren nach Linz sowie der Wahl der Senioren-Maikönigin sind sie stets zur Stelle. Damit das Vereinsleben wie gewohnt weitergeht, fehlt dem Festausschuss bis jetzt jedoch eines: "Wir haben noch kein Kinderprinzenpaar für die kommende Session und würden uns freuen, wenn sich jemand meldet", so Edelmann.

Die Fußstapfen, die Hecker hinterlassen hat, sind zwar groß. Doch Koep und Edelmann sind sicher, dass sie mit der Zeit hineinwachsen. Ganz allein können sie das Dorf- und Vereinsleben für Röttgen und Ückesdorf allerdings nicht in Schwung halten. "Es wäre schön, wenn sich mehr junge Leute für eine Mitarbeit interessierten", so Edelmann. Denn viele Helfer seien bereits 70 oder gar 80 Jahre alt. "Wir wollen und können nicht auf die Älteren verzichten. Aber es wäre schön, wenn wir die teilweise körperlich schwere Arbeit auf jüngere Schultern verteilen könnten", wünscht sich der Vorsitzende. Deshalb hofft er, dass die vielen neuen Familien, die ins Neubaugebiet Am Hölder einziehen, aktiv am Dorfleben teilnehmen und sich engagieren. "Der Festausschuss wird sich nicht verändern. Das Gerüst bleibt stehen wie bisher. Vielleicht werden wir etwas aktualisieren", verspricht Tanja Koep.

Dass die Kirmes in diesem Jahr wieder ein Erfolg wird, daran besteht für beide kein Zweifel. Auch wenn gleichzeitig "Bonn olé" in die Rheinaue lockt. "Das ist keine Konkurrenz für uns", lacht Edelmann. "Wir sind vielmehr eine Konkurrenz für Bonn olé."

0 In der Serie "Mensch Nachbar" stellen wir Menschen aus den Ortsteilen vor, die einem außergewöhnlichen Beruf oder Hobby nachgehen oder vielleicht auch etwas Besonderes können. Die Reihe erscheint in loser Folge.

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