So gesehen: Rapider Wertverlust Die Kastanie als Währung

Bonn · Kastanien bleiben liegen. Unbeachtet werden sie auf Wegen und Straßen zertreten und überfahren. Gründe gibt es viele.

Egal ob entlang der Wege in den Rheinauen oder rund um die alten Alleenbestände in der Weststadt. Es zeigt sich vielerorts in Bonn ein ähnliches Bild: Auf dem Boden häufen sich die Kastanien. Während die rotbraun glänzenden Früchte sonst – kaum hatte sie der Wind von den Bäumen geschüttelt – im Nu aufgesammelt waren, liegen sie momentan teilweise noch unberührt in ihrem stacheligen Mantel auf den Gehwegen oder Rasenflächen.

Es ist natürlich reine Spekulation, diese Beobachtung in Verbindung zum Wegzug der Haribo-Tauschaktion von Bonn in die Grafschaft zu setzen. Aber scheinbar haben die Herbstfrüchte als Tauschware für Süßigkeiten bei den Bonnern an Attraktivität eingebüßt. Schließlich müssen die Wäschekörbe, Kisten oder Taschen voll mit der gesammelten Ausbeute nicht mehr nur in den Godesberger Norden gekarrt werden, sondern zum ersten Mal seit 80 Jahren an den neuen Standort in Grafschaft – und das auch noch außerhalb der Herbstferien in NRW.

Kaum hat die natürliche Währung an Beliebtheit verloren, bleibt sie liegen. Aber vielleicht rückt jetzt wieder ein anderer Verwendungszweck der Herbstfrüchte in den Vordergrund, der angesichts der früheren Wechselkurse in Vergessenheit geriet. Nämlich als Bastelmaterial. Kastanienmännchen oder Kastanienpferdchen waren in den vergangenen Jahren eher seltene Anblicke auf den Fensterbänken der Bonner.

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