Kommentar Die Gretchenfrage

Schwer zu sagen, was spannender ist: Der Prozess, sein Verlauf und sein Ausgang - oder die Motive für das monatelange Gezerre hinter den Kulissen, ob ein weiteres Gerichtsverfahren überhaupt stattfindet.

Denn in dem nun nahenden Prozess wird im Detail die Gretchenfrage aufgearbeitet werden müssen, wie es zu der Bürgschaft kam und wer was von städtischer Seite entschieden hat.

Davon unabhängig hat die Stadt Bonn schon vor Jahren festgelegt, für diese im Raum stehende 82-Millionen-Forderung keine Rücklage zu bilden. Sie wähnt per Gutachten das Recht auf ihrer Seite, weshalb Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) auch nicht zu einer außergerichtlichen Einigung mit der Sparkasse bereit war.

Aus Nimptschs Perspektive drohte ihm andernfalls ein Untreue-Risiko. Das ist nun auch die Wegkreuzung, an der der OB an sich denkt und nicht an den Schutz von Parteifreunden, die möglicherweise durch einen Prozess belastet werden.

Losgelöst von der Frage, wer für die städtische Bürgschaft verantwortlich ist: Für die marode Stadtkasse kommt das WCCB-Erbe zur Unzeit. Allein von den Prozesskosten könnte man manche Schultoilette oder Sportanlage wieder instandsetzen. Sollte nach einem Urteil der Bürge jedoch Bürge bleiben, dürfte der Rotstift, bisher nur zart geschwungen, zur Rotwalze werden und quer durch Bonn rollen.

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