Sanierung der Kreuzkirche in Bonn Die Glocken schweigen während der Bauarbeiten

BONN · Viele Ziegelsteine am Kirchenturm der Kreuzkirche müssen ersetzt werden. Alle Gottesdienste und Konzerte finden wie geplant statt. Die Kosten liegen bei 1,4 Millionen Euro.

 Schauen sich die Sanierungsarbeiten an der Kreuzkirche an: Reiner Lemke (l.), Jennifer Graf-Weber und Pfarrer Gerhard Schäfer.

Schauen sich die Sanierungsarbeiten an der Kreuzkirche an: Reiner Lemke (l.), Jennifer Graf-Weber und Pfarrer Gerhard Schäfer.

Foto: Barbara Frommann

Manche Dinge grenzen doch an kleine Wunder: In rund 15 Metern Höhe haben Handwerker alte Ziegelsteine an der Kreuzkirche abgeklopft, und dahinter haben sie teils einfach verputzte Verschalungen freigelegt. 1935, bei der letzten großen Sanierung an dieser Stelle, hat man es sich leicht gemacht und die roten Ziegel einfach davor gesetzt. „Das entspricht keinem Standard“, sagt Reiner Lemke, Chef des zuständigen Kölner Ingenieurbüros Schwab/Lemke. Und dennoch: Als beim Luftangriff auf Bonn im Oktober 1944 eine Bombe in die noch heute größte evangelische Stadtkirche einschlug, hielt das Gemäuer der Detonation stand.

Mehr als 80 Jahre später müssen die Bauarbeiter ran. Ein großes Gerüst umhüllt den unteren Turm des Kirchenhauses, reicht teilweise bis in 30 Meter Höhe. Gelbe Markierungen zeigen, welche der alten Steine ersetzt werden müssen. An manchen Stellen sind es große Flächen, an anderen nur vereinzelte Steine. „Wir wollen erhalten, was zu erhalten ist“, erklärt Projektleiterin Jennifer Graf-Weber.

1944 hielt die Kreuzkirche einem Bombenangriff stand

Wer die schmalen Gerüstwege in luftiger Höhe entlangläuft, tritt auf Gesteins- und Fugenreste, die auf den Gittern liegen. Bohren, Lärm, Staub. Die Arbeiten sind seit Juni im Gange, die Fugen an diversen Stellen schon entfernt. Wo viele Steine herausgebrochen sind, halten Holzbalken die verbliebenen Ziegel am Rand davon ab herunterzufallen. Vorarbeiter Michael Barta-Schiller und seine Kollegen von der Kasseler Firma Torkret haben mindestens bis Ende des Jahres zu tun auf dieser Baustelle. Das große Puzzeln kommt noch. „Aber ich puzzle gerne“, sagt er.

Wenn alle markierten Flächen herausgelöst sind, müssen die neuen Backsteine, die zum größten Teil aus Dänemark kommen werden, schließlich wieder hinein. Währenddessen, sagt Kreuzkirchenpfarrer Gerhard Schäfer, bleibe die Kirche geöffnet. „Auch die Gottesdienst und Konzerte finden wie angekündigt statt.“ Allerdings hätten die Besucherzahlen doch nachgelassen, seit das Gerüst vor der Kirche steht und weiße Planen die Fassade dahinter verdecken.

Das Geläut ist vorerst nicht zu hören. Die schwere Glocke lässt das Gemäuer vibrieren, was aus statischen Gründen nicht erwünscht ist. Vor allem, weil Vibrationen nach dem Einspritzen der Fugenmasse während der mehrwöchigen Trockenphase zu feinen Haarrissen im kalkbasierten Kleber führen würden. Die Farbe der Ziegel hat Projektleiterin Graf-Weber bereits mit dem städtischen Denkmalschutzamt abgestimmt. Sie wird den vorherigen Ton nicht ganz treffen, aber das halten die Ingenieure für nicht weiter schlimm. „Wer genau hinschaut, kann erkennen, dass im Laufe der Jahrzehnte ohnehin verschiedene Steine an der Kreuzkirche verbaut wurden und ein lebendiges Bild erzeugen“, sagt Lemke.

700.000 Euro zahlt die Gemeinde selbst

An den Stellen, an denen bloß vor den Putz gemauert wurde, werden die neuen Backsteine der Stabilität halber durch Stahlanker mit dem Untergrund verbunden. Abschließend sind Fenster und Rahmen, die an einigen Stellen ebenfalls Risse bekommen haben, an der Reihe. Das Glas über dem Eingang ist während der Sanierung zum Schutz eingehaust.

Die ganze Kreuzkirche habe 1935 eine enorme Metamorphose erfahren, weiß Schäfer. Ursprünglich sei sie im neogotischen Stil erbaut worden. Die Backsteinhülle habe 1935 den modernen Vorstellungen einer protestantischen Kirche entsprochen. Die Preußen haben bei der Erbauung 1871 übrigens einen denkbar kleinen Teil mitfinanziert. „Die Kosten für die Kirche waren eigentlich immer Sache der Gemeinde“, sagt Schäfer.

Beim jetzt begonnenen Bauabschnitt, der nicht der letzte sein wird, kostet die Sanierung 1,4 Millionen Euro. Der Bund zahlt 600.000 Euro aus Bundesmitteln des Staatsministeriums für Kultur, jeweils 50.000 Euro steuern die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Kiba-Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler bei. Die übrigen 700.000 Euro finanziert die Gemeinde über Kredite. Sie tut also wieder einmal das Ihre dazu, um das Gotteshaus zu erhalten.

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