Neue Restmülltonnen in Bonn Die Eckige passt nicht ins Eckige

Bonn · Viele Mieter und Hausbesitzer in Bonn haben Ärger mit neuen Mülltonnen. Die alten, runden Modelle werden Stück für Stück ausgetauscht.

 Die neue, eckige Restmülltonne passt nicht in den Container, moniert Dieter Hüsken.

Die neue, eckige Restmülltonne passt nicht in den Container, moniert Dieter Hüsken.

Foto: Martin Wein

Für den Fußball und eine Vielzahl Bonner Mülltonnen galt bis dato, dass das Runde ins Eckige musste. Deshalb verstand Dieter Hüsken, der ein Haus am Friedensplatz mit Eingang zur Kasernenstraße besitzt, auch die Welt nicht mehr, als statt seiner alten runden Restmülltonne kürzlich eine neue eckige vor dem Haus stand.

Das Original sei bei der Abfuhr ins Müllfahrzeug gefallen und zerstört worden, erfuhr Hüsken auf Nachfrage bei Bonnorange. „Ist ja schon erstaunlich, dass die ihre eigenen Tonnen für Abfall halten“, findet Hüsken. Doch noch ärgerlicher ist: Die neue eckige Tonne passt nicht mehr in den ebenfalls eckigen, aber zu engen Container, den der Hausbesitzer vor Jahren eigens in die Wand hat setzen lassen.

Nur mit Mühe lässt das Ding sich überhaupt hineinbugsieren, kann aber nicht mehr in die Metallklappe eingehängt werden. Und weil die Tonne zu tief ist, schließt die Klappe gar nicht mehr. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis Betrunkene die neue Tonne nachts auf die Straße zerren und den Inhalt dort auskippen würden, fürchtet Hüsken und zeigt auf die Graffitis an der Hauswand, die Sprayer auch noch in erstaunlicher Höhe angebracht haben. Erst vor drei Monaten habe er die Fassade reinigen lassen.

„Es gibt eine ganze Reihe solcher Container in Bonn, vor allem in der Altstadt“, weiß Bonnorange-Pressesprecherin Jasmin Mangold um das Problem Bescheid. „Da werden einige Hausbesitzer mittelfristig Probleme bekommen.“ Denn runde Ersatztonnen gebe es nicht mehr. „Unsere Mitarbeiter tauschen die sukzessive und in Eigenregie aus, wenn eine kaputtgeht.“

Nach einer „europaweit geltenden Norm“ dürften nur noch Tonnen aufgestellt werden, die eine bestimmte Mindesthöhe und Räder aufweisen, teilte das Unternehmen dem Kunden auf Nachfrage mit. „Verstehen Sie das als Arbeitsschutz für unsere Mitarbeiter, die die Tonnen so nicht mehr heben müssen“, ergänzt Mangold.

Bei der schlechten Figur, die die Europäische Union derzeit in Sachen Flüchtlinge macht, möchte GA-Leser Hugo Sattler die EU-Institutionen nicht auch noch in der Mülltonnenfrage in ein schlechtes Licht gerückt sehen. Hinter dem Tonnenwechsel stecke die DIN-EN-Norm 840. Die sei nicht rechtsverbindlich, sondern lediglich eine Vereinbarung aller am Wirtschaftskreislauf Beteiligten. „Die juristische Notwendigkeit möge Ihnen Bonnorange erst mal darlegen“, schreibt Sattler.

Ganz so eindeutig scheint die Lage in dieser vertrackten Sache allerdings nicht zu sein. Dieter Hüskens alte Tonne, eine sogenannte Ringtonne, entsprach nämlich auch einer Norm, der DIN 6629 für „Systemmülltonnen“ mit einem Volumen von 70 oder 110 Litern. Dieses Behältnis wird aber nach Auskunft von Bonnorange nicht mehr hergestellt, steht ergo nicht mehr zur Verfügung, auch wenn im Internet noch Restbestände gehandelt werden.

Der Hintergrund ist offenbar weniger der Arbeitsschutz als vielmehr die europaweite Anpassung der Tonnen an die Schütt-Mechanik der Müllfahrzeuge. Könnte ja sein, dass nach einer europaweiten Ausschreibung ein Müllwagen aus Madrid mal in Bonn zur Leerung kommt.

Bleibt also künftig nur DIN 840. Die allerdings erlaubt nicht nur „Müllgroßbehälter“ (MGB) mit einer Höhe von 93,5 Zentimetern und einem Volumen von 120 Litern, sondern durchaus auch MGB-Systeme mit 40 oder 80 Litern und einer Höhe von 85 Zentimetern. Die würden in Hüskens Container vermutlich gut reinpassen.

Vielleicht werden die Verantwortlichen bei Bonnorange für ihn und andere Kunden eine kleinere Tonne ins Programm nehmen und vor dem Austausch kurz nachfragen. „Sonst muss ich das neue Ding in den Hausflur stellen. Der ist aber so eng, dass dann kein Kinderwagen mehr durchkommt“, fürchtet Hüsken.

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