RAF in Bonn Die "Dritte Generation" schlug auch in Bonn zu

Bonn · Ende der 1980er Jahre kam es auch im Bonner Stadtgebiet zu Attentaten auf Gerold von Braunmühl, Hans Tietmeyer und Hans Neusel.

"Mein Mann ist erschossen worden", dies waren die Worte, die Hilde von Braunmühl am Abend des 10. Oktober 1986 unter Schock ins Telefon sprach. Am anderen Ende der Leitung: Hans-Dietrich Genscher, als Bundesaußenminister der höchste Vorgesetzte des Politischen Direktors im Auswärtigen Amt, Gerold von Braunmühl.

Er komme sofort, sagte Genscher und fragte, wo von Braunmühl jetzt sei. Die Antwort der Ehefrau: "Er liegt noch auf der Straße." So beschrieb es Genscher Jahre später in seinen Erinnerungen. Die RAF-Terroristen hatten von Braunmühl vor dessen Haus an der Buchholzstraße in Ippendorf aufgelauert. Als er aus dem Taxi steig, schoss ihm ein Täter in den Unterleib. Der Vater von drei Kindern versuchte, hinter einem Auto Schutz zu suchen. Dann aber erschien ein zweiter Verbrecher und schoss ihm in den Kopf. In Endenich wurde später das Fluchtfahrzeug gefunden. Aufgeklärt ist der Mord bis heute nicht.

Verhältnismäßig spät - zur Zeit der so genannten "Dritten RAF-Generation" - wurde die Bundeshauptstadt Bonn, in der angesichts der RAF-Bedrohung in den späten 70er Jahren die Anti-Terrorgesetze verabschiedet worden waren, zum Schauplatz blutiger Attentate. Am 20. September 1988 wurde auf dem Heiderhof mit einer Schrotflinte auf das Auto von Finanzstaatssekretär Hans Tietmeyer geschossen. Ermittler vermuteten, dass er nur knapp einer Geiselnahme entging. Tags darauf bekannte sich ein RAF-Kommando zu der Tat.

Am 27. Juli 1990 überlebte Staatssekretär Hans Neusel auf dem Weg ins Innenministerium an der Graurheindorfer Straße einen Bombenanschlag des RAF-Kommandos "Jose Manuel Sevillano" nur deshalb, weil sein Fahrer Urlaub hatte und der Staatssekretär seinen ungepanzerten BMW selbst steuerte. Der von den Terroristen an der Leitplanke der Autobahnabfahrt Bonn-Auerberg deponierte Sprengsatz war auf die Beifahrerseite ausgerichtet. Neusel wurde bei dem Anschlag nur leicht verletzt. Die Bombe wurde wie beim Attentat auf den Bankier Alfred Herrhausen ein halbes Jahr zuvor mit einer Lichtschranke gezündet. Im Februar 1991 feuerten Terroristen 200 Schuss Munition aus einem Sturmgewehr von Königswinter aus auf die US-Botschaft in Mehlem.

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