Freiwilliges Jahr in Afrika Bonnerin setzt sich für Gehörlose in Tansania ein

BONN. · Die Bonnerin Ivie Ojo hat es nach dem Abitur ins afrikanische Tansania verschlagen. Im Erlernen der Gebärdensprache macht sie täglich Fortschritte.

 Ivie Ojo arbeitet mit Schülern in einer Gehörlosenschule.

Ivie Ojo arbeitet mit Schülern in einer Gehörlosenschule.

Foto: Sebastian Flick

Die vergangenen Weihnachtstage hat sie knapp 7000 Kilometer Luftlinie von ihrer Heimat bei 25 Grad und Sonnenschein verbracht. Doch es waren keine Urlaubspläne, die Ivie Ojo ins Ausland verschlagen haben: Nach ihrem Abitur, das sie 2019 absolviert hatte, entschied sich die 18-Jährige Bonnerin, ein Freiwilliges Jahr in Tansania zu verbringen. Seit drei Monaten ist sie dort jetzt schon im Einsatz und arbeitet als Lehrerin an einer Gehörlosenschule.

Ihre Einsatzstelle, die „Mugeza Viziwi School for the Deaf“, liegt etwas außerhalb der Stadt Bukoba. Die rund hundert sieben bis 18 Jahre alten Schüler, die dort unterrichtet werden, sind gehörlos und haben teilweise weitere Einschränkungen wie eine starke Sehschwäche bis hin zur vollständigen Blindheit. Ivie Ojo unterrichtet die Jahrgangsstufen 6 und 7, also die größeren Mädchen und Jungen, in Englisch.

Die Gebärdensprache beherrschte die 18-Jährige noch nicht, als sie in Tansania ankam, doch Ivie Ojo lernte schnell: „Die Schüler sind da die besten Lehrer. Wenn man das internationale Alphabet sicher beherrscht, kann man nach allen Wörtern fragen. Ich lerne jeden Tag neue Gebärden“, berichtet Ojo. Nach dem Unterricht am Vormittag steht am Nachmittag Sport mit den Schülern auf dem Programm. „Was wir machen, ob Basketball, Fußball, Fangspiele oder ähnliches, entscheiden mein Projektpartner und ich kurz vor Beginn des Sportprogramms, aber wir nehmen natürlich auch gerne Spielvorschläge der Schüler an“, so Ojo.

An ihren Alltag an der Gehörlosenschule hatte sich die Bonnerin schnell gewöhnt und schon bald viel Gefallen an ihrer Arbeit vor Ort gefunden. „Ich hätte vor meiner Reise hierher nie gedacht, dass ich mich in Tansania so wohl fühlen und so gut an der Schule zurechtkommen würde“, freut sich Ojo. Den Wunsch, nach der Schule ein Jahr ins Ausland zu gehen, hatte die Abiturientin schon lange gehabt: „Ich wollte vor allem eine Auszeit für mich selbst“, sagt Ojo. Über den Freiwilligendienst Weltwärts und den Allgemeinen Sportclub Göttingen (ASC) entdeckte sie die Möglichkeit, sich für einen Freiwilligendienst im Sport in Afrika zu bewerben.

Nach der Bewerbung folgte die Einladung zu einem Auswahlwochenende: „Dabei wurde auch auf den eigenen Charakter eingegangen – ob man mit der neuen Kultur zurechtkommt, sich mit anderen Freiwilligen versteht und ob man sich in den Projekten vor Ort gut engagieren kann“, berichtet Ojo. Bei dem Gespräch kristallisierte sich Tansania als idealer Ort heraus. Mit drei weiteren Freiwilligen aus Deutschland wohnt Ivie Ojo heute in Bukoba in einer 4er-WG.

Immer dabei ist auch ihr Projektmanager, mit dem sie sich auf Englisch unterhält. Im Alltag von Tansania wird allerdings kaum Englisch gesprochen, weshalb Ojo und ihre Mitbewohner auch Swahili, die Nationalsprache Tansanias, lernen – auch wenn dies laut Ojo wesentlich schwerer ist als das Lernen der Gebärdensprache.

Nach den ersten drei Monaten ist die junge Bonnerin voller Vorfreude auf das, was in den verbleibenden neun Monaten noch auf sie zukommt. Darüber, Tansania ausgewählt zu haben, ist Ojo sehr glücklich und motiviert daher alle Schüler, die ein Auslandsjahr planen, sich für ein Land in Afrika zu entscheiden. „Afrika ist ein Kontinent, über den wir viel zu wenig wissen. Lasst euch auf die Kultur und auf die Leute ein. Ihr werdet schnell Freunde finden und viele tolle Erfahrungen machen“, sagt Ojo.

Einen wichtigen Tipp hat sie noch für alle, die nach der Schule ins Ausland wollen: „Kümmert euch früh darum. Die Bewerbungsfristen laufen früher ab, als man denkt“. Heimweh hat Ojo bisher übrigens noch kein einziges Mal verspürt. „Wenn man so gut abgelenkt wird, denkt man gar nicht mehr darüber nach, dass man an Weihnachten vielleicht lieber in Deutschland wäre“.

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