Interview zum Tag der Pflege „Die Belastung durch Mehrarbeit steigt“

Bonn · Horst Löffel von den Unikliniken beklagt einen wachsenden Mangel an Personal. Aushilfen, Studenten und Bundesfreiwilligendienstler müssten immer öfter Engpässe kompensieren. Dies gehe auf Kosten der Qualität und damit auf Kosten der Patienten.

Seit wann und warum gibt es den Tag der Pflege?

Horst Löffel: Der Tag der Pflege wird seit 1967 zum Gedenken an Florence Nightingale, eine Pionierin der modernen Krankenpflege, vor allem von den Gewerkschaften und Berufsverbänden begangen. In den letzten Jahren wurde zunehmend auf die mangelhafte Personalausstattung in der Kranken- und Altenpflege hingewiesen. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland zusammen mit Spanien auf dem letzten Platz beim Verhältnis von Patienten zu Pflegekräften. Hier kommt eine Pflegekraft auf 10,3 Patienten, in Norwegen liegt die Quote sogar bei 3,8 zu 1, in den Niederlanden bei 4,9 zu 1. Man geht davon aus, dass mehr als 162 000 Pflegekräfte in Deutschland fehlen.

Wie ist aktuell die Lage im UKB?

Löffel: Auch hier im Uniklinikum besteht ein wachsender Mangel an Pflegepersonal. Aushilfen, Studenten und Bundesfreiwilligendienstler müssen immer öfter Engpässe kompensieren. Dies geht auf Kosten der Qualität und damit auf Kosten der Patienten.

Welche Folgen hat das für die Pflegekräfte am UKB?

Löffel: Die Belastung der Pflegekräfte durch Mehrarbeit und Überstunden steigt. Viele reagieren mit Erschöpfungszuständen und Krankheit bis hin zum Burn-out. Aus diesem Grund weisen die Gewerkschaften auf den bestehenden Überstundenberg bundesweit hin. Wenn man der eigentlichen Aufgabe, Patienten zu pflegen, dem Berufsethos entsprechend nicht nachkommen kann, verliert man die Motivation und die Lust an der Arbeit.

Und wie sieht es generell in den Krankenhäusern aus?

Löffel: Aus vielen Gesprächen wissen wir, dass es ein zunehmendes Wettrennen zur Personalgewinnung unter den Krankenhäusern gibt. Manche Berufsgruppen werden schon durch Prämien abgeworben. Besonders betroffen sind hiervon die Unikliniken, die durch den Tarifvertrag der Länder gegenüber dem Tarifvertrag der Kommunen schlechter gestellt sind.

Worauf müssen sich die Krankenhauspatienten künftig einstellen?

Was fordern Sie?

Löffel:Wir fordern eine gesetzliche Personalbemessung sowie mehr finanzielle Spielräume für eine ausreichende Personalausstattung, die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes, eine Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufs unter anderem durch eine bessere Bezahlung und die Schaffung von mehr Ausbildungsplätzen.

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