"Ciao.Ciao" am Kessenicher Rheinweg Die Bänke vor der Eisdiele müssen weg

KESSENICH · Mats schleckt genüsslich an seinem Eis. "Stracciatella und Schoko" erklärt der Vierjährige kurz und knapp. Währenddessen wedelt sich Mutter Petra Stolin mit einer Serviette ein wenig Abkühlung zu. Drinnen ist es schwül, kein Lüftchen geht.

 Sind zwei schmale Bänke zum Verweilen schon so etwas wie Außengastronomie? Janderson Buratto, Betreiber der Eisdiele "Ciao.Ciao" findet, das dem nicht so ist.

Sind zwei schmale Bänke zum Verweilen schon so etwas wie Außengastronomie? Janderson Buratto, Betreiber der Eisdiele "Ciao.Ciao" findet, das dem nicht so ist.

Foto: Barbara Frommann

"Vor der Tür ist es viel angenehmer. Aber dort dürfen wir ja nicht mehr sitzen", reagiert sie frustriert. Vor einer Woche musst Janderson Buratto die beiden schmalen Bänke, die er vor seiner Eisdiele "Ciao.Ciao" am Kessenicher Rheinweg aufgestellt hatte, wieder hereinholen. Der Grund: Ein Passant hatte sich beschwert.

Für Buratto ist das nichts Neues. Seit vier Jahren betreibt er die gut gehende Eisdiele in Kessenich und jedes Jahr hatte er Besuch vom Ordnungssamt. Denn: Das "Ciao.Ciao" hat keine Genehmigung für eine Außengastronomie. "Das ist keine Gastronomie", meint Janderson Buratto. "Ich habe lediglich zwei schmale Bänke aufgestellt, damit meine Kunden sich hinsetzen und in aller Ruhe ihr Eis essen können."

Diesmal hatte offenbar ein Fußgänger das Ordnungsamt eingeschaltet. "Zugegeben, der Bürgersteig ist hier nicht sehr breit, und auch die Autos parken teilweise auf dem Gehweg", weiß Petra Stolin als Stammkundin. "Doch wenn man gegenseitig Rücksicht nimmt, kommt man sich doch nicht ins Gehege."

"Es ist wirklich schade, dass alles kaputt gemacht wird"

Als Mats kleiner war und noch im Kinderwagen saß, hat sie gerne auf der Bank gesessen. "Wenn jemand mit dem Fahrrad oder einem Rollator vorbeikam, dann habe ich den Buggy einfach zur Seite geschoben und Platz gemacht. Das war überhaupt kein Problem. Ich verstehe nicht, wie man sich darüber aufregen kann", so die junge Mutter. "Es ist wirklich schade, dass alles kaputt gemacht wird."

Mit Kopfschütteln reagiert auch Frank Schützky auf die Entfernung der Sitzbänke. "Da fahren wir im Urlaub in den Süden und freuen uns darauf, dass man überall draußen sitzen kann. Wenn aber hierzulande jemand versucht, ein Stück südländisches Lebensgefühl zu schaffen, dann werden gleich Behörden mobilisiert", regt er sich auf und lässt sich sein Eis in Zukunft einpacken.

Janderson Buratto will jetzt so schnell wie möglich einen entsprechenden Antrag an die Stadt stellen. Das wird allerdings nicht ganz so einfach sein. Denn es geht nicht nur darum, eine öffentliche Fläche zu nutzen. "Es gibt ein weiteres Problem", erklärt Stefanie Zießnitz vom Presseamt der Stadt.

"Der Bebauungsplan vor Ort sieht einen Laden, aber keine Gastronomie - dazu zählen Eisdielen - vor. Deshalb muss der Betreiber zunächst beim Bauordnungsamt einen Nutzungsänderungsantrag stellen. Ist der durch, kann die Sondernutzung für die Außengastronomie beantragt werden."

Eine Ecke weiter gibt es ebenfalls Ärger mit der Außengastronomie. Denn auch im Lindenhof gab es entsprechende Beschwerden. Deshalb wird derzeit draußen kein Bier serviert.

Schon länger streitet sich ein Nachbar mit dem Eigentümer. "Das Gericht hat entschieden, dass der Nachbar im Recht ist und keine Außengastronomie vorgesehen ist. Deshalb und weil die Fläche, auf der die Tische und Stühle standen, drei Stellplätze für Autos sind, kann das Bauordnungsamt keine Baugenehmigung zum Betrieb der Außengastronomie erteilen.

Im Haus gibt es Wohnungen, und für diese Nutzung müssen die Stellplätze immer anfahrbar sein", erklärt Stefanie Zießnitz vom Presseamt dazu.

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