Kommentar zum Bonner Hallenkonzept Die Ausrede zieht nicht

Meinung | Bonn · Die Hängepartie um das fehlende städtische Hallenkonzept könnte sich dem Ende zuneigen - nach elf Jahren. Die Stadt führt das auf fehlende Kapazitäten zurück.

Schon bemerkenswert, wie konsequent die Stadtverwaltung bisher den Auftrag ignoriert hat, ein Hallenkonzept zu erarbeiten. Elf Jahre sind seit dem unmissverständlichen Ratsbeschluss vergangen, und es ist noch kein Handschlag getan. Das klingt rekordverdächtig.

Sicher: Während all der Zeit, in der Bonn das umstrittene Festspielhausprojekt diskutiert hat, gab es einen Grund, mit dem gesamtstädtischen Konzept zu warten. Aber auch in den Jahren davor hat die Stadtverwaltung nicht geliefert – ebenso wenig wie nach dem Aus für das Festspielhaus im vorigen Jahr.

Die Begründung, es hätten Kapazitäten für dieses Projekt gefehlt, zieht nicht. Es mag aufwendig sein, aber Hexenwerk ist es ganz bestimmt nicht. Bei der Tourismus und Congress GmbH etwa, an der Bonn beteiligt ist, existieren natürlich Daten zu den Hallen und Sälen in der Stadt.

Es geht im Kern um die Frage, wie viel Geld die klamme Kommune demnächst in ihre maroden Hallen stecken soll. Bei der Beethovenhalle, deren Sanierung mindestens 60 Millionen Euro kostet, ist das schon beschlossen. Aber was ist mit der Stadthalle Godesberg, dem Brückenforum, dem Opernhaus, den Kammerspielen?

Bisher treffen Stadt und Rat diese Entscheidungen im Blindflug, weil sie den Bedarf gar nicht genau kennen. Und das auf einem Markt, der immer größer wird: Zum städtischen WCCB, zum Telekom Dome, zum Telekom Forum und zum Maritim-Saal soll künftig noch das Westwerk auf dem Schlachthofgelände mit einem Konzertsaal für bis zu 1.700 Zuschauer und einem Club für rund 600 Gäste kommen.

Entscheidend ist also, nicht nur Zustand und Auslastung städtischer Hallen zu ermitteln, sondern vor allem den realen Bedarf festzustellen. Dazu wird die Stadt professionelle Veranstalter, große Bonner Unternehmen und Institutionen fragen müssen. Am Ende könnte sich zeigen, dass es besser wäre, eine der eigenen Hallen aufzugeben – anstatt Millionen zu investieren, die Bonn gar nicht hat.

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