Villa Zuntz in Bonn Die alte Kaufmannsvilla wird restauriert

BONN · Trotz Schäden und Sanierungsstau haben viele historische Details das vergangene Jahrhundert überstanden: Vor knapp einem Jahr fand die Universität einen Käufer für die Villa, jetzt wird sie aufwendig restauriert und soll in ihrer ursprünglichen Struktur erhalten bleiben.

Das 15 Meter hohe Treppenhaus ist Herz der Villa Zuntz. Wände und Böden sind während der Bauarbeiten verkleidet.

Das 15 Meter hohe Treppenhaus ist Herz der Villa Zuntz. Wände und Böden sind während der Bauarbeiten verkleidet.

Foto: Volker Lannert

Nach außen gibt sich die Villa Zuntz an der Argelanderstraße fast schon hanseatisch zurückhaltend. 1895 zog Richard Zuntz mit seiner Frau Mimi hier ein, Tochter Käthe war gerade geboren. Im Inneren lässt sich erahnen, wie die Kaufmannsfamilie hier gelebt und repräsentiert hat: Es gibt eine 15 Meter hohe Eingangshalle, aufwendig geschnitzte Wandvertäfelungen, Malereien und mehrere Stuckdecken, deren Gestaltung sich von Raum zu Raum unterscheidet. Zurzeit ist die Villa eine Großbaustelle, und das ist ihre Rettung.

Das Haus mit seinen 820 Quadratmetern Nutzfläche war zuletzt Bibliothek des Physiologischen Instituts der Universität Bonn. Es stand dann mehrere Jahre leer, der Sanierungsstau war groß und in einer eisigen Winternacht platzten auch noch die alten Heizkörper. Vor knapp einem Jahr fand die Universität einen Käufer für die Villa, jetzt wird sie aufwendig restauriert und soll in ihrer ursprünglichen Struktur erhalten bleiben. Sorge von Stadtkonservator Franz-Josef Talbot war nämlich, dass das Denkmal in mehrere kleinere Wohnungen zerstückelt wird und damit der großzügige Gesamteindruck unwiederbringlich verloren geht.

"Unser Anspruch ist, das Alte zu erhalten, und das, was neu ist, erkennbar zu machen", sagt Architekt Dirk Schnitzler. Was das bedeutet, kann man auf der Baustelle schon sehen. Den schlichten Kamin zum Beispiel erkennt man auf den ersten Blick als modernes Element. Das historische Tafelparkett hingegen wird restauriert und von den schwarzen Spuren des Heizungswassers befreit, Deckenmalereien und historische Kacheln wurden wieder freigelegt. Aber: Es wird nicht imitiert und rekonstruiert. Da, wo keine alten Fliesen vorhanden sind, wird ein glatter Betonboden eingebaut. Die Spuren, die die Zeit in der Villa hinterlassen hat, bleiben sichtbar, ähnlich wie David Chipperfield das im Neuen Museum in Berlin gemacht hat.

Auffällig ist, dass auch die Rückseite des Hauses einen Ziergiebel hat und der Wintergarten mit der Freitreppe deutlich repräsentativer ist, als die Balkone der Nachbargebäude. Die Erklärung ist vermutlich: Als die Kaffeerösterei noch in Betrieb war, konnte man durch den Garten bis zur Firma gehen, und es ist wahrscheinlich, dass Kunden und Geschäftspartner umgekehrt diesen Weg zur Villa Zuntz nutzten.

Die Handelskontakte der Familie zeigen sich auch anhand der Fenster: Die schmalen Rahmen sind in dieser Form sonst vor allem in Berliner Altbauten zu finden. Die ehemaligen Dienstbotenzimmer im Dachgeschoss haben Oberlichter bekommen, sonst wären die Räume zu dunkel. Ohnehin ist hier - abgesehen von alten Balken - der modernste Teil der Villa. Die Decken wurden geöffnet und an die eigenwillig schräge Dachform angepasst, was jeden Raum zum Unikat macht.

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