Anliegenportal der Stadt Bonn Der wilde Müll war im Nu beseitigt

BONN · Auf dem Anliegenportal der Stadt Bonn können Bürger Misstände melden. GA-Redakteure haben den Praxistest gemacht: Sie haben Ärgernisse gemeldet – und geprüft, ob sie bearbeitet und beseitigt wurden.

 Hubertinumshof in Bad Godesberg: Ein Graffito verunstaltet eine Wand. Vor einem Monat gemeldet, ist es noch nicht entfernt worden.

Hubertinumshof in Bad Godesberg: Ein Graffito verunstaltet eine Wand. Vor einem Monat gemeldet, ist es noch nicht entfernt worden.

Foto: FRIESE

Im Internetportal für die Bürgeranliegen herrscht in der Regel ein guter Ton. Es geht weniger darum, sich mit markigen Worten zu beschweren. Vielmehr wollen Bürger mit Fotos über Missstände der Verwaltung Tipps geben, wo sie etwas reparieren oder aufräumen kann.

Die jüngsten Einträge sind direkt mit Bildern auf der Homepage einsehbar. Wer reinklickt, erfährt mehr über das Problem, und ob es schon eine Lösung gibt.

GA-Redakteure haben im Praxistest überprüft, ob das städtische Anliegenportal, das es seit 2012 gibt, funktioniert. Es funktioniert. Zumindest weitgehend.

Beispiel aus Poppelsdorf

Beim Beispiel Sternenburgstraße in Poppelsdorf lagen noch mehr als eine Woche nach der Sperrmüllabfuhr Reste auf dem Gehweg. Niemand kümmerte sich um das Häufchen mit Styropor, Plastiktüten, Pappe und alten Reifen. Auch nicht, als der Wind den Abfall schon durch die Gegend pustete. Abends gemeldet, am nächsten Tag war das Problem schon gelöst: Die Verwaltung hat also eine richtig schnelle Truppe losgeschickt, um den Dreck der anderen wegzuräumen – was leider beim Sperrmüll immer wieder vorkommt. In Grün kommt auf der Internetseite mit einem Haken „Erledigt/Beauftragt“.

Beispiel aus der Südstadt

Der Elektroschrott an der Nassestraße in der Südstadt lag ebenfalls eine Woche unbeachtet dort. Nach der Meldung wurde er entfernt. Nahe der Rheinaustraße am Beueler Rheinufer liegt der Müll allerdings seit dem 21. September herum. Über den Status „In Bearbeitung“ ist der Fall bislang nicht hinausgekommen.

Auch Hinweise über defekte Leuchten bei Ampeln können über das Portal leicht eingegeben werden. Das Foto – mit dem Smartphone ja meist schnell geschossen – und die Adressabgabe hilft der Stadt, die entsprechende Stelle schnell zu finden. Früher musste man für solche Angelegenheiten die Telefonnummer der Verwaltung raussuchen. Die defekte Laterne am Otto-Kühne-Platz beispielsweise wurde am 13. September gegen Mittag gemeldet und leuchtete bereits zwei Tage darauf wieder hell. Eine entsprechende Informationsmail an die Melderin versandte die Verwaltung tags darauf.

Beispiel aus Lessenich

An einer Hauswand der Oedekovener Straße hängt ein Straßenschild, das in die Jahre gekommen ist – und dem ein „en“ fehlt. Den Schreibfehler „Oedekover Straße“ haben wir am 10. August auf der Internetseite gemeldet. Obwohl der Eintrag mit „erledigt/beauftragt“ gekennzeichnet ist, war das Schild auch am 19. September noch falsch. Wie die Stadt auf Anfrage begründet, werden die Anzeigen fehlerhafter Straßenschilder gesammelt abgearbeitet; deshalb nehme der Austausch längere Zeit in Anspruch. Den Haken „erledigt/beauftragt“ bekomme das Anliegen in dem Moment, wo es an die zuständige Fachabteilung weitergereicht werde, sagte Andrea Schulte aus dem Presseamt.

Beispiel aus der Innenstadt

Noch recht frisch ist ein vermutlich umgefahrener Baumschutzbügel auf dem Münsterplatz. Der Eintrag stammt vom vergangenen Freitag und bekam am gleichen Tag den Status „erledigt/beauftragt“ verpasst. Bis Montag war die Stange bereits entfernt, wenn auch noch nicht ersetzt. Die entstandenen Löcher im Boden wurden zugeschüttet.

Vor einem Monat (am 13. September) meldeten wir ein großes Graffito im Durchgang von der Koblenzer Straße zum Hubertinumshof. Die „Ampel“, mit der auf dem Anliegenportal der Status gekennzeichnet wird, zeigt weiterhin ein gelbes Feld: „In Bearbeitung“.

Fazit

Bei den einfachen Ärgernissen scheint das Anliegenportal gut zu funktionieren und solide von den städtischen Mitarbeitern abgearbeitet zu werden. Seit zwei Jahren werden die eingehenden Meldungen über das Bürgertelefon 770 sowie die Behördennummer 115 ebenfalls online auf der Internetseite anliegen.bonn.de eingepflegt. Seit Januar 2015 ermöglicht eine Browser-App die einfache Eingabe in mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets. Ärgerlich dagegen, wenn – wie beim Straßenschild mit Rechtschreibfehler in der Oedekovener Straße – trotz grünem Button wochenlang nichts passiert. Das sollte man besser erklären, vielleicht einen Zeitrahmen nennen.

Wie die Stadt in ihrem letzten Sachstandsbericht zu diesem Bürgerangebot erklärte, nutzen von Jahr zu Jahr mehr Bürger den Service. Über 8600 Ärgernisse im Straßenraum haben Bonner zu Graffitti, Grünüberwüchsen in den Verkehr, verstopften Bachläufen oder defekten Straßenschildern mittlerweile an die Stadt auf diesem Weg herangetragen.

Das Portfolio ist allerdings beschränkt. Eine Meldung zu einer durch ein Lagerfeuer abgebrannten Rasenfläche und eine Frage zu einem dornigen Strauch hat die Stadtverwaltung folgendermaßen beantwortet: Beide Fälle seien an die weiteren Fachabteilungen weitergeleitet. Ein Statusbericht im Rahmen des Anliegenportals sei aber nicht möglich. Nicht in allen Fällen war die Stadt zuständig.

447 Beiträge betrafen Fremdflächen von Privatbesitzern oder den Stadtwerken. Besonders viel gemeldet: Wilde Müllkippen, defekte Laternen und herrenlose Fahrräder sowie Schrottfahrzeuge. Zurzeit prüft die Stadt, ob sie weitere Kategorien in das Portal einpflegt.

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