Kommentar zum Schlachthof-Gelände Der Verfall ist ein Skandal

Meinung | Bonn · Wer am ehemaligen Schlachthof-Gelände in der Bonner Weststadt vorbeigeht, wird sich sicherlich fragen, wie es sein kann, dass mitten in Bonn ein so wertvolles städtisches Areal derart verkommt.

Doch seit dem Auszug der letzten Gewerbetreibenden und der Schließung vor fünf Jahren verrotten die Gebäude und Hallen zusehends. Die meisten gleichen Ruinen. Außerdem treiben sich dort gerne zwielichtige Gestalten herum, immer wieder muss die Polizei eingreifen. Diese Entwicklung ist schlichtweg ein Skandal.

Um so erfreuter waren alle Verantwortlichen, als es Mitte des Jahres so aussah, als seien die Westwerk-Planungen endlich in trockenen Tüchern. Rund fünf Jahre lang sind Pläne zwischen Investoren, Verwaltung und Politik hin und her gewandert. Im September sollten sie vom Stadtrat endlich abgesegnet werden – trotz einiger offener Fragen, wie etwa die nach dem neuen Standort für die sogenannten Verrichtungsboxen am Ende der Immenburgstraße, die bei der Umsetzung der Westwerk-Planung am bisherigen Standort nicht bleiben können. Doch aus dem Beschluss wurde nichts.

Dass die MVA-Gesellschaft in erster Linie an den Betrieb ihrer Anlagen denken muss und deswegen mit der Überarbeitung des Gutachtens auf Nummer sicher gehen will, ist verständlich. Aber es sollte alles dafür getan werden, dass die ohne Frage gute und stimmige Konzeption doch noch und möglichst schnell zum Zuge kommt. Es ist eine Konzeption, die mit dem geplanten Pop-Dome und in Kombination mit Büros für die Kreativwirtschaft, etwa für Eventagenturen und IT-Start-ups, vor allem junge Leute in den Blick nimmt.

Zudem soll die Veranstaltungshalle für 1750 Besucher – vergleichbar mit dem Kölner E-Werk – eine Größe erhalten, die bislang in Bonn nicht angeboten werden kann. Auf keinen Fall dürfen die Investoren weiter hingehalten werden. Alle Beteiligten müssen jetzt an einem Strang ziehen. Sie müssen vor allem aufs Tempo drücken und Nägel mit Köpfen machen. Irgendwann geht auch dem engagiertesten Investor die Puste aus.

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