Poppelsdorfer Friedhof Der Name von Trotha soll verschwinden

Bonn · Die Stadt Bonn will Hinweisschilder am Poppelsdorfer Friedhof, die auf die Grabstätte des einstigen kaiserlichen Generals Lothar von Trotha hinweisen, austauschen. Das Grab selbst bleibt jedoch als Denkmal erhalten.

 Das Grab von Lothar von Trotha auf dem Poppelsdorfer Friedhof..

Das Grab von Lothar von Trotha auf dem Poppelsdorfer Friedhof..

Foto: Benjamin Westhoff

Vor gut acht Jahren ließ die Stadtverwaltung den Namen des umstrittenen Generals auf den Hinweistafeln überkleben. Der Lokalhistoriker Rainer Selmann hatte die Stadt wegen der aus seiner Sicht ungerechtfertigten Ehre für den Mann dazu aufgefordert. Von Trotha war 1904 im heutigen Namibia für die Niederschlagung des Herero-Aufstands und den anschließenden Tod eines Großteils des afrikanischen Stammes verantwortlich. Doch so oft der Name und die dazugehörige Nummer 57 seines Grabes überklebt und schließlich abgekratzt wurde, so oft haben Unbekannte ihn immer wieder mit einem wasserfesten Stift nachträglich aufgetragen. Auch aktuell ist er dort zu lesen.

Bereits jahrzehntelang ruhte der Leichnam des 1920 gestorbenen Generals von Trotha auf dem Poppelsdorfer Friedhof, bis Selman, der regelmäßig Führungen über den alten Friedhof mit zahlreichen Gräbern von bekannten Persönlichkeiten und verdienten Bonnern anbot, der Kragen platzte. Er wandte sich an die Stadt und regte an, den Namen des hohen Militärs aus der wilhelminischen Zeit zu entfernen.

Historiker sprechen heute bei dem Einsatz der deutschen Kolonialmacht in Deutsch-Südwest-Afrika vom ersten deutschen Völkermord im zwanzigsten Jahrhundert. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat erst vor einem Jahr zum 100. Jahrestag des Endes der deutschen Kolonie in Deutsch-Südwestafrika öffentlich erklärt, an den heutigen Maßstäben des Völkerrechts gemessen sei die Niederschlagung des Herero-Aufstandes ein Völkermord gewesen.

Die Stadtverwaltung reagierte damals prompt auf die Kritik Selmanns und entfernte den Namen. Später wurde auf den Tafeln an den Eingängen auch der Hinweis auf „Ehrengräber“ wegradiert, weil viele Gräber– auch das des Generals – gar keine Ehrengräber sind, sagte Andrea Schulten vom städtischen Presseamt. Aufgrund des erneuten Hinweises auf den nicht gewünschten Namenszug auf den Tafeln wolle die Stadt Bonn nun in diesem Frühjahr alle Hinweistafeln austauschen.

„Auf den Hinweisschildern auf dem Friedhof werden sowohl Ehrengräber, als auch historische Gräber, die aus stadthistorischen, denkmalpflegerischen oder künstlerischen Gründen erhaltenswert sind, sowie Gräber von bekannten Persönlichkeiten namentlich aufgeführt“, erklärte sie. Während für die Pflege der Ehrengräber die Stadt Bonn zuständig ist, werden Gräber, deren Ruhezeiten nicht verlängert wurden, normalerweise eingeebnet. Es sei denn, es handelt sich um letzte Ruhestätten, die unter Denkmalschutz stehen – wie das Grab von Lothar von Trotha.

Die Liste der Gräber besonderer Persönlichkeiten auf den Hinweistafeln am Poppelsdorfer Friedhof wird übrigens trotz der endgültigen Streichung des Namens des Generals von Trotha nicht kürzer: So wurde auf Initiative der SPD die Grabstätte des 1962 verstorbenen und von den Nazis verfolgten Bonner Zahnmedizinprofessors Alfred Kantorowicz inzwischen als Ehrengrab deklariert. „Als wir im Jahr 2015 feststellten, dass bereits mit der Einebnung der Grabstätte begonnen worden war, war klar, dass die Stadt dieses Grab weiterpflegen sollte, um ein dauerndes Andenken zu ermöglichen“, so SPD-Ratsherr Herbert Spoelgen. Kantorowicz habe sich sowohl durch seine medizinische Arbeit als auch durch sein politisches Engagement hohes Ansehen erworben.

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