Pantheon in Bonn Der letzte Vorhang

Bonn · Oben im Foyer, rund um die Bar, herrscht noch Betrieb. Doch der Theatersaal unten ist schon menschenleer, als Pantheon-Chef Rainer Pause noch einmal kurz durch die halboffene Tür winkt – und dann abschließt.

Die dort oben wollen es offenbar noch nicht so recht wahrhaben. Doch die definitiv letzte Vorstellung am Bundeskanzlerplatz ist gerade über die Bühne gegangen – der Kehraus nicht länger aufschiebbar.

„An einem Ort, der Geschichte geschrieben hat und selbst bald Geschichte sein wird“, wie es Stephan Masur zu Beginn der Show gesagt hat. Die Wehmut ist dem Initiator des Varietéspektakels – seit 2009 regelmäßiger Sommergast im Pantheon – anzumerken.

Doch es sieht zunächst so aus, als sollte dies ein ganz normaler Abend werden – einer wie unzählige zuvor. Die Zuschauer an den runden Tischen, auf denen Getränke stehen, unterhalten sich in der Pause. „Heiter, als ob nichts sei“, um es mit Erich Kästner auszudrücken.

„Meine Stimmung in diesem Moment? Erstaunlicherweise weniger wehmütig, als ich das selbst von mir erwartet hätte“, beschreibt Gregor Pallast seine Gefühlslage. „Ich spüre auch bei den anderen noch gar nicht diese Traurigkeit.

Aber schließlich soll es ja auch weitergehen.“ Für ihn, so fügt der Prix Pantheon Kandidat 2016 hinzu, stand fest, „dass ich am letzten Abend auf jeden Fall hier sein sein muss. Und vielleicht ist es genau so auch am besten: einfach tun, was man hier immer schon getan hat und sich nicht in dieses Loch fallen zu lassen.“

„Ich weiß ja, dass es weitergeht“

Peter Kelkel, Stammgast im Pantheon seit 1994, vermag die Abende, die er in diesem Theater verbracht hat, schon längst nicht mehr zu zählen. „Das hier ist mein Wohnzimmer“, bringt er es auf den Punkt. Kelkels unumstrittene Favoriten waren und sind bis heute die politischen Kabarettisten: „Volker Pispers und Georg Schramm, aber auch Max Uthoff.“

Und gegen Anflüge von Wehmut hat er ein Mittel: „Ich weiß ja, dass es weitergeht.“ Daran hält sich auch Ingeborg Becker, überzeugte „Pantheonikin“ seit nunmehr elf Jahren: „Ich kann ohne gar nicht sein.“ Kolja, Christina und ihre Freunde am Tisch schräg vor der Wendeltreppe, die zur Technik hinaufführt, wollen erst noch die zweite Hälfte der Show genießen, bevor der Blues sie packt.

Und das wird er. „Komisch ist das schon“, findet der 27-jährige Bonner. „Ich wohne in Kessenich. Von da aus war das hier immer so schön nah dran.“ Zum Beispiel an Johann König, Carolin Kebekus und Dave Davis. „Und nicht zu vergessen, Pink Punk Pantheon und die Party-Nächte“, ergänzt die 29-Jährige Christina. Auf zehn Jahre Pantheon komme sie alles in allem schon.

Zwischen Traurigkeit und Hoffnung

Für Techniker Thomas Steineck hat das Ganze etwas Unwirkliches: „Ich hab's noch gar nicht richtig realisiert. Mir wird das wahrscheinlich erst in den nächsten Tagen bewusst werden, wenn ich mit meiner Familie im Urlaub bin.“ Ouadirh Ait Hamoud sitzt draußen auf der Treppe vor dem Eingang – und scheint nach außen die Ruhe selbst zu sein.

Er gehört seit 15 Jahren zum Team an der Bar. Und schwankt gerade zwischen Traurigkeit und Hoffnung. „Ich arbeite gern hier, seit 15 Jahren schon. Und ich denke jetzt einfach mal, es geht weiter.“ Das waren fürs Pantheon nicht die letzten Gläser, die er gespült, nicht das letzte Wasser, das letzte Bier und und der letzte Wein, die er ausgeschenkt hat, auch an Kolja und Christina.

Die nächsten Termine sind schon gebucht: mit Horst Evers und den Vorlesern (7. September), mit Gerburg Jahnke und Sechs Frauen auf einen Streich (12. September) und dem WDR-Kabarettfest (10. Oktober) in der Harmonie in Endenich. Dort macht das Pantheon programmtechnisch Zwischenstation auf dem Weg nach Beuel – bis der Umzug über die Bühne gehen kann.

„Wir arbeiten daran“, fügt Rainer Pause hinzu. Auf der Pantheon-Homepage grüßen derweil Fritz Litzmann und Hermann Schwaderlappen mit dunkeln Brillen und dem Versprechen: „Wir sehen uns auf der Sonnenseite.“

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