Gefahr für Bäume Der Buchsbaumzünsler frisst alles kahl

BONN · 15 Jahre lang hat Susanne Hennche ihre beiden Kugeln gepflegt. Düngen, gießen, schneiden. Hier ein paar wuchernde Triebe kappen, dort etwas frische Erde einarbeiten. Die Buchsbäume im Vorgarten ihres Hauses in Poppelsdorf waren ein echter Hingucker.

 Gefrässig: Bevor sich die Raupe des Buchsbaumzünslers zum Schmetterling verwandelt, frisst sie die Blätter des Buchs.

Gefrässig: Bevor sich die Raupe des Buchsbaumzünslers zum Schmetterling verwandelt, frisst sie die Blätter des Buchs.

Foto: Peter Walter

Auf den ersten Blick war der Hobbygärtnerin klar: Hier hat der Buchsbaumzünsler ganze Arbeit geleistet. Ein in einem Gartencenter gekauftes Gegenmittel brachte mäßigen Erfolg. "Bisher sind noch nicht alle Schädlinge ausgerottet. Es sind immer noch Raupen im Buchs", sagt Hennche. Der Befall der beliebten Garten- und Terrassenpflanze ist kein Einzelfall.

In Bonn ist der Befall besonders schlimm

Der "Cydalima perspectalis" frisst sich im Wortsinn seit 2006 durch Deutschland. In Bonn ist der Befall in diesem Jahr allerdings besonders schlimm. "Vor drei Jahren haben wir die ersten vereinzelten Fälle registriert. Aber in diesem Jahr hat sich der Schädlingsbefall massiv ausgebreitet", weiß Michael Dreisvogt.

Der Technische Leiter im Park Härle in Oberkassel kontrolliert die grünen Kugeln und Pyramiden regelmäßig, denn schließlich wachsen im Park an der Büchelstraße Exemplare, die rund 100 Jahre alt sind. "Wenn die von den Raupen kahl gefressen würden, dann wäre das wirklich eine Katastrophe", sagt Dreisvogt.

Doch es keimt Hoffnung: Im Handel gibt es ein biologisches Pflanzenschutzmittel, das umweltverträglich ist, aber dennoch gegen die Raupen des Kleinschmetterlings hilft. Denn nur mit dem Abpflücken der grünlichen Krabbeltierchen ist es nicht getan. "Wenn der Zünsler nicht wirksam bekämpft wird und sich weiter ausbreitet, dann gibt es in Bonn bald keinen Buchsbaum mehr", warnt Dreisvogt.

Raupe hat hierzulande keine natürlichen Feinde

Eingeschleppt wurden die ersten Larven wahrscheinlich mit Billigimporten aus China. 2006 wurden in Süddeutschland erstmals die Schäden entdeckt. Von dort aus fraß sich die nimmersatte Raupe in nördliche Richtung durch - und hat inzwischen die Gärten in unserer Region erreicht. Und hier kann sie es sich so richtig gut gehen lassen. "In China hat der Zünsler einen natürlich Feind", weiß Dreisvogt. Dort gebe es eine Schlupfwespe, die den Schädling in Schach hält.

"Doch wir können diese Tier nicht einfach hierzulande ansiedeln. Deshalb muss der Zünsler mit anderen Mitteln bekämpft werden." Als Vorsichtsmaßnahme empfiehlt der Botaniker, die Pflanzen regelmäßig zu kontrollieren. "Hellbraune Kotkrümel und ein Raupengespinst sind untrügerische Zeichen." Am besten werden die Tiere zunächst per Hand eingesammelt, bevor das Gegenmittel eingesetzt wird.

Befallene Bäume werden verbrannt oder über Restmüll versorgt

Ist der Buchs allerdings schon kahl gefressen ist, hilft nur noch ausgraben und vernichten. Aber Vorsicht: "Die Bäume nicht zum Grünmüll oder auf den Kompost geben. Denn dann breitet sich die Plage noch weiter aus", warnt der Experte. Entweder werden die befallen Pflanzen verbrannt oder über den Restmüll entsorgt.

Keine Probleme mit dem gefräßigen Zünsler gibt es im Botanischen Garten. "Wir haben keinen Buchs", erklärt Direktor Maximilian Weigend. Denn der gehört seiner Meinung nach in Schloss- und Barockgärten oder auf den Friedhof. "Aber nicht in einen Botanischen Garten."

[stichwort]Als Wissenschaftler interessiert ihn vor allem die Bedrohung der natürlichen Buchsbaumpflanzen an der Ahr. "Die gehören dort zum ursprünglichen Bestand und sind teilweise mehr als 100 Jahre alt."

Susanne Hennche ist zuversichtlich. Sie wird ihre befallenen Kugeln weiter "behandeln" - obwohl in der Nachbarschaft bereits viele Buchsbäume abgestorben sind. Nur die Exemplare auf ihrem Balkon sind verschont geblieben. "Ich hoffe, dass das so bleibt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort