Anhaltendem Bevölkerungszuwachs im Rheinland Der Bedarf an bezahlbaren Wohnungen in Bonn steigt

Bonn · Experten sehen die Entwicklung in Städten mit Sorge. Mieten und Preise für Wohnimmobilien sind im Rheinland auch im vergangenen Jahr deutlich gestiegen.

Bezahlbare Wohnungen sind knapp, und der Leerstand tendiert in diesen wirtschaftsstarken Städten Bonn, Köln und Düsseldorf inzwischen gegen null. Die Situation bleibt laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) bei anhaltendem Bevölkerungszuwachs angespannt. Politik, Verwaltungen und Unternehmen seien gefragt, den steigenden Bedarf an bezahlbaren Wohnungen zu bewältigen, um Wohnungsnot zu vermeiden.

„Wohnungsmärkte im Rheinland unter Wachstumsdruck“ lautete der passende Titel der fünften Deichmanns Auer Gespräche, die anlässlich der Verabschiedung von BBSR-Direktor Harald Herrmann am Mittwochabend im ehemaligen Bundesbauministerium in Mehlem stattfanden. Als besonderer Gast wurde Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, die oberste Dienstherrin des BBSR, begrüßt.

Mit seinen Beobachtungen des Immobilienmarkts liefert das BBSR nicht nur für die Bundesregierung aktuelle und räumlich detaillierte Informationen. Regionale Auswertungen konzentrieren sich unter anderem auf Bautätigkeit und Wohnungsbestände, Wohnungsnachfrage, Immobilienpreise und Mieten. Harald Herrmann beschränkte sich in seinem Einführungsvortrag auf die Wohnungsmarktsituation im Rheinland.

Wohnraum wird immer teurer

Die Städte Köln, Düsseldorf und Bonn sind seit 2010 in ihrer Bevölkerungszahl um 4,4 bis 5,7 Prozent gewachsen. „In den vergangenen Jahren hat sich die Bautätigkeit auf der Rheinschiene dynamisch entwickelt. 2016 sind die Baugenehmigungen in den großen Städten, aber auch in den Umlandkreisen überdurchschnittlich gestiegen. Insbesondere in Bonn und Düsseldorf ist die Zahl der Baugenehmigungen förmlich explodiert.“ Bonn habe in NRW die höchste Baugenehmigungsquote, nämlich 86 Baugenehmigungen auf 10.000 Einwohner. Oberbürgermeister Ashok Sridharan wird es mit Stolz vernommen haben.

Die starken Nachfragezuwächse sowie eine zunächst verhaltene Angebotsausweitung hatten laut Hermann zu einer Verknappung von Wohnraum auf der Rheinschiene geführt. Seit 2010 seien die Angebotsmieten (netto kalt) in Köln, Düsseldorf und Bonn um rund ein Viertel gestiegen. Die Preisentwicklung für Einfamilienhäuser habe sich in den Kernstädten in den vergangenen fünf Jahren nahezu verdoppelt.

„Wir benötigen bezahlbaren Wohnraum“, forderte Hartmut Miksch, Ehrenpräsident der Architektenkammer NRW, bei der Podiumsdiskussion. „Wir brauchen Regelungen, die uns dazu nötigen, Sozialwohnungen zu bauen.“ Auch für Alexander Rychter, Direktor beim Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland und Westfalen, stellt sich die Frage, wie man Anreize für den Wohnungsbau schaffen könnte. Eine höhere Besteuerung von erschlossenen, bebaubaren, aber brachliegenden Grundstücken schlug Miksch vor, um Bauland in den Städten zur Verfügung zu stellen.

Man könne auch das Baurecht zeitlich begrenzen, ergänzte Herrmann. Der Spielraum müsse ausgeschöpft werden. Die Stadt Bonn benötige, um den erwarteten Bevölkerungszuwachs von zehn Prozent bis 2030 abzudecken, 650 Hektar Bauland. Es stünden jedoch nur 127 zur Verfügung. „So ist abzusehen, dass in der Stadt nur die Reichen wohnen, die anderen draußen“, sagte Miksch, was wiederum zusätzlichen Verkehr erzeugen würde. „Wir müssen für kleinere und mittlere Einkommen bauen“, forderte Herrmann.

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