Tag des offenen Denkmals Der alte Saal der Bundespressekonferenz öffnet seine Türen

BONN · Ein Hauch von Prestige haftet ihm noch immer an: Dem Saal der Bundespressekonferenz im Tulpenfeld. Bei einer Abendveranstaltung mit rund 80 Gästen bedauerten am Sonntag Geschäftsführerin Gabriela Büssemaker von der Engagement Global gGmbH und Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch in ihren Einführungsstatements, dass der Saal keine aktive Funktion mehr habe.

 Wie in alten Zeiten trafen sich einstige Weggefährten aus Politik und Medien in Bonn im Saal der Bundespressekonferenz.

Wie in alten Zeiten trafen sich einstige Weggefährten aus Politik und Medien in Bonn im Saal der Bundespressekonferenz.

Foto: Barbara Frommann

Aufgrund eines einmaligen Nutzungsrechtes zum Tag des Offenen Denkmals war er noch einmal geöffnet worden. Und rasch kam wieder Leben in den still gelegten Saal: Auf dem Podium hatten die einstigen Gastgeber und die Interviewten Platz genommen, die sich seit 1967 auf den "heißen Stühlen grillen lassen" mussten.

Helmut Hohrmann (71), langjähriger Journalist bei der Bundespressekonferenz und Korrespondent für Deutschlandfunk und RIAS, erinnerte sich: "Das war keine Käseglocke. Dadurch, dass man sich mit der Zeit kannte, konnte man Dinge erfahren und veröffentlichen, die man gar nicht recherchiert hätte."

Politologe Günter Wagenknecht (71), Kanzleramtsmitarbeiter unter Kiesinger, Brandt, Schmidt, Kohl, Schröder und Merkel, plauderte ebenfalls aus dem Nähkästchen. Was vor oder nach der Bundespressekonferenz passiert sei, sei oftmals wichtiger als die Konferenz selber gewesen.

Das bestätigte auch Friedhelm Ost, Helmut Kohls früherer Regierungssprecher. Er gab zu, dass Altkanzler Kohl nicht das beste Verhältnis zu den Medien gehabt habe und kein Freund der Bundespressekonferenzen gewesen sei. Aber dafür war er offen für Hintergrundgespräche - in Bonn habe man im Gegensatz zu Berlin Dinge sagen können, die von Journalisten wie zugesagt auch vertraulich behandelt wurden.

Mit ein bisschen Verspätung fand sich Friedel Drautzburg (75) auf dem Podium ein. Von Moderatorin Ute Lange wurde der Promi-Wirt gefragt, ob Ulrich Wickert damals tatsächlich bei ihm auf dem Tresen die Hosen herunter gelassen habe.

Drautzburg, Mitinhaber der Polit-Kult-Kneipe "Ständige Vertretung" (Stäv) in Berlin, hatte in den 70er Jahren in Bonn die "Schumann-Klause" betrieben. "Gute Gastronomen zeichnen sich dadurch aus, dass sie diskret sind", konterte er. "Aber Wickert ist ein guter Freund von mir und es war ja damals ganz normal, dass man mal ausflippte."

Bundespressekonferenz

Im alten Saal im Bonner Tulpenfeld fanden zwischen November 1967 und August 1999 die Bundespressekonferenzen (BPK) statt. Seit 1953 ist die BPK ein eingetragener Verein mit dem Zweck, hauptberuflich tätigen Journalisten "Möglichkeiten einer umfassenden Unterrichtung der Öffentlichkeit zu verschaffen." Aufgrund seiner politikgeschichtlichen Bedeutung steht der Bundespressesaal in Bonn unter Denkmalschutz.

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