Südüberbauung am Bonner Hauptbahnhof Der Abriss beginnt

BONN · Die Demontage der Südüberbauung liegt im Zeitplan. Ab Montag ist die Untergeschoss-Passage für Fußgänger gesperrt.

Die Entkernung der Südüberbauung schreitet voran. Nach Auskunft des Investors Ten Brinke sind die Bauarbeiter mit diesem Teil ihrer Arbeit fast fertig. Der City-Pick, die Imbissbude auf der Busbahnhofseite, ist bereits vollständig abgerissen. Diesen Samstag werden die noch fehlenden Abbruchbagger angeliefert. Wie Christian van de Loo von Ten Brinke dem GA sagte, beginnen die mechanischen Abrissarbeiten des Südüberbauung genannten Gebäudes gegenüber dem Hauptbahnhof Anfang der Woche, damit verbunden werden auch mehr Lastwagen die Baustelle anfahren. Die Passage im Untergeschoss ist ab Montag gesperrt.

Insgesamt zieht der Bauherr, der Ende Januar mit dem Abriss begonnen hat, ein positives Zwischenfazit nach den ersten Wochen. „Der Verkehr rund um die Südüberbauung läuft zunehmend besser.“ Was weniger gut funktioniere, sei die Beschilderung für die Fußgänger. Eigentlich dürfen sie vom Hauptbahnhof kommend nicht mehr die Fußgängerampel schräg über die Maximilianstraße nehmen, um direkt auf die Südüberbauung zuzugehen. Häufig werde dieses Verbot laut Ten Brinke ignoriert. Ebenfalls ein Problem: Fußgänger, die am Bauzaun gegenüber dem Bahnhofsgebäude direkt auf der Autospur vorbeigehen. Nun habe man zusätzliche Schilder aufgestellt in der Hoffnung, dass Passanten sich an die Wegführung halten.

Auch die Stadt sieht zurzeit keine größeren Verkehrsprobleme. Die Baustellenabsperrungen reichten derzeit nicht wesentlich in den öffentlichen Verkehrsraum hinein. Das könne sich ändern, wenn die Maximilianstraße bald von mehr Lkw angefahren wird, sagte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. Einige Male musste bei An- oder Ablieferung eine Spur der Maximilianstraße gesperrt werden.

Beschwerden von Händlern oder Bürgern liegen der Stadt nach Hoffmanns Auskunft nicht vor. „Bislang zeigen Anwohner und Geschäftsleute viel Verständnis“, teilte auch Ten Brinke mit. Die Bauzäune seien so aufgestellt, dass für Fußgänger mehr als die genehmigten 3,50 Meter in Poststraße und Maximilianstraße zur Verfügung stünden; das entspreche also den Vorgaben der Stadt.

Fußgänger Stefan Urlau hat sich mittlerweile an die Auswirkungen des Baustellenbetriebs gewöhnt. „Natürlich ist ein solcher Anblick nicht schön, aber als Pendler, der beinahe täglich hier entlang muss, bin ich froh, dass überhaupt etwas an dieser Stelle passiert“, sagte er.

Nadine Becker sieht das im Grundsatz ähnlich. Allerdings sitzt sie im Rollstuhl und hat in den Zeiten, wenn reger Betrieb herrscht, arge Probleme, die Straßen rund um die Südüberbauung schnell zu passieren. „Ich hoffe und gehe davon aus, dass der barrierefreie Ausbau eine Verbesserung für mich bringen wird.“ Hilde Groß findet, dass Dreck und Lärm bisher erträglich sind. Sie wohnt in der Häuserzeile neben der Cassius-Bastei. „Natürlich betrachte ich diese ganzen Bauarbeiten mit einer gewissen Sorge“, erklärt sie.

Vor allem mit Blick auf die anstehenden Aufbauten für das Projekt Urban Soul auf dem Nordfeld über dem Bonner Loch, das diesen Herbst beginnen soll – direkt vor Groß' Haustür. Die Händler können noch nicht sagen, ob und wie sich die Baustelle auf das Geschäft auswirkt. Lorenz Schneider, Geschäftsführer des Schreibwarengeschäfts Papier & Schreibkultur in der Gangolfstraße, sagte: „Gefühlt kommen weniger Kunden.“ An Zahlen kann er das aber nicht festmachen.

Gleiches gilt für den Plattenladen Mr. Music in der Maximilianstraße, der kurz nach Beginn der Bauarbeiten die Geschäftsaufgabe zum 30. Juni ankündigte. Der Grund dafür liegt jedoch hauptsächlich im Niedergang der Tonträger-Branche. Der stellvertretende Chef, Carsten Krey, sagte: „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir noch keine messbaren Auswirkungen zu Verkaufszahlen machen.“ Bislang halte sich der Krach und Staub in Grenzen. „Die Baustelle wächst aber weiter. Sie ist erst in der Embryonalphase“, so Krey.

Den festen Entschluss, weiterzumachen, hat Dirk Multhoff gefasst. Der Geschäftsführer des Tui-Reisebüros in der Maximilianstraße hat sogar in den vergangenen drei Wochen umfassend renovieren lassen. „Noch spüren wir keinen Rückgang der Kundenzahl. Ich gehe von einer Aufwertung des Standortes nach den ganzen Bauarbeiten aus“, sagte Multhoff.

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