DZNE in Bonn Dem Vergessen auf der Spur

BONN · Alzheimer entwickelt sich aufgrund der demografischen Entwicklung zunehmend zu einer Volkskrankheit; betroffen sind überwiegend Menschen über 65. Den "Welt-Alzheimer-Tag" am Montag nahm das "Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen" (DZNE) in Bonn zum Anlass, gleich mit einem ganzen Bündel von Veranstaltungen auf seine Arbeit und die neuesten Entwicklungen in der Forschung hinzuweisen.

 Philip Denner ist Leiter der Abteilung "Labor-Automatisierung".

Philip Denner ist Leiter der Abteilung "Labor-Automatisierung".

Foto: Kubik

Medienvertreter hatten die Möglichkeit, bei Laborbesuchen und Führungen einen Blick hinter die Kulissen des Forschungsbetriebs zu werfen.

So demonstrierten mehrere Wissenschaftler die Fortschritte, die sie mit ihren Teams erreicht haben und Hans-Ulrich Fried und Philip Denner gaben bei einem Rundgang durch die zentrale Forschungs- und Serviceabteilung einen Einblick in die Abteilungen Mikroskopie und Labor-Automatisierung.

Es folgte eine Pressekonferenz, an der neben Institutsleiter Professor Pierluigi Nicotera der Direktor für Klinische Forschung Professor Thomas Klockgether, der Unternehmer Olaf Piepenbrock und Professor John Hardy vom University College London teilnahmen, bevor am Abend auf der Galaveranstaltung mit dem Medizin-Kabarettisten Eckart von Hirschhausen der diesjährige "Hartwig Piepenbrock-DZNE-Preis" an John Hardy verliehen wurde. Der britische Alzheimerforscher erhielt den mit 60.000 Euro dotierten Preis für seine wegweisenden Erkenntnisse über die genetischen Ursachen der neurodegenerativen Krankheit; deren erste Anzeichen sind meist eine starke Vergesslichkeit.

Hardy habe nicht nur zum besseren Verständnis der Krankheit beigetragen, sondern auch die Grundlagen für Therapien gelegt, begründete Institutsdirektor Nicotera die Verleihung. "Ich gehe davon aus, dass wir am Ende nicht nur mit einem Wirkstoff an einem Ziel ansetzen werden, sondern mit mehreren Wirkstoffen mehrere Ziele aufs Korn nehmen werden", so Hardy zu künftigen Therapiemöglichkeiten. Der Forscher gilt als einer der Wegbereiter der "Amyloid-Hypothese", die davon ausgeht, dass Alzheimer von körpereigenen giftigen Eiweißstoffen ausgelöst wird, die die Nervenzellen schädigen.

Der "Hartwig Piepenbrock-DZNE-Preis" zeichnet alle zwei Jahre herausragende Verdienste um die Erforschung degenerativer Erkrankungen des Nervensystems aus. Die Auszeichnung wird von der Piepenbrock-Unternehmensgruppe gestiftet - im Andenken an ihren ehemaligen Geschäftsführer, der selbst an den Folgen einer Demenzerkrankung starb. Die Preisträger werden durch ein Gremium unter Koordination des DZNE ausgewählt.

Auch zu einer aktuellen Veröffentlichung im Fachjournal "Nature" äußerte sich Nicotera: Diese habe in den letzten Wochen Anlass zu der Spekulation gegeben, dass Alzheimer von Mensch zu Mensch übertragbar sein könne. Tatsächlich gebe es jedoch keinerlei Hinweise auf eine solche Ansteckungsgefahr, daran änderten auch die Ergebnisse der aktuellen Studie nichts. Das DZNE erforscht die Ursachen von Erkrankungen des Nervensystems und entwickelt Strategien zu Prävention, Therapie und Pflege: Am größten deutschen Standort Bonn arbeiten rund 400 Mitarbeiter.

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