Dem Begegnungsverkehr geht es an den Kragen

Das neue Ortsteilentwicklungskonzept der Verwaltung in Graurheindorf hat zum Ziel, die Erstermannstraße zu entlasten - Die Bürger sollen an der Diskussion beteiligt werden

Dem Begegnungsverkehr geht es an den Kragen
Foto: Engels

Graurheindorf. Die Graurheindorfer wären gerne mehr. Gäbe es mehr Häuser, dann käme vielleicht auch ein Lebensmittelgeschäft. Dann ist aber auch klar, dass es auf der Estermannstraße für den Begegnungsverkehr endgültig zu eng wird.

Die Probleme im typischen Straßendorf mit seiner Hauptschlagader Estermannstraße sind lange bekannt. An Lösungen wird schon seit den 60er Jahren gearbeitet, sagt Ortsausschussvorsitzender (OA) Dieter Gasten.

1993 forderte Wolfgang Maiwaldt (CDU) dann ein Ortsteilentwicklungskonzept, das wegen wechselnder politischer Mehrheiten lange auf sich warten ließ. Nun legt die Stadt es vor, ausgearbeitet vom Kölner Verkehrsplanungsbüro AB Stadtverkehr.

Das freut Maiwaldt und Gasten. "Wir wollen jetzt noch nicht in die Wertung einsteigen, sondern den Graurheindorfern erst einmal alle Möglichkeiten vorstellen", sagt der OA-Chef. Wenn nach Bürgerversammlungen und der politischen Diskussion eine Mehrheitsentscheidung entsteht, will sich der Ortsausschuss dafür einsetzen, dass die Pläne auch umgesetzt werden. Fünf bis zehn Jahre könne der Prozess dauern, schätzt Gasten.

Das Problem Hochwasserschutz mit einer möglichen Verlegung des Rheindorfer Baches streift das Konzept eher am Rande. In erster Linie beschäftigt es sich mit der Verkehrsführung und - daraus resultierend - der Bebauung im Ort.

Schon in den 80er Jahren hatte es Versuche gegeben, die Straße An der Pfaffenmütze abzubinden oder die Estermannstraße ab der Römerstraße teilweise als Einbahnstraße zu deklarieren - alles ohne Erfolg. Die Regelungen wurden nach ein paar Wochen wieder aufgehoben. Nun gibt es fünf Varianten.

Fünf Vorschläge

  • Variante 1: Im Norden wird an der Mondorfer Fähre der Milchgasserweg gesperrt, also von Graurheindorf abgebunden. Das soll den Schleichverkehr von Hersel aus unterbinden. Ortskundige versichern aber, dass der gar nicht so groß ist. Denn wer einmal in der Estermannstraße stecken geblieben sei, fahre nicht ein zweites Mal dort lang.
  • Variante 2: Links und rechts der Brungsgasse wird die Estermannstraße bis zur nächsten Querstraße zur Einbahnstraße - zur Unterbindung des Schleichverkehrs.
  • Variante 3: Zwischen Kranenweg und Zweimühlenstraße ist die Estermannstraße nur noch stadteinwärts befahrbar. Der Gegenverkehr würde über die Karl-Legien-Straße geführt. Ergänzend könnte die Estermannstraße ab Römerstraße stadtauswärts nur noch bis zur Herpenstraße befahren werden. Eine neue Querstraße würde die Autos ebenfalls zur Legien-Straße führen. Das Problem: Die Verkehrsführung wird sehr kompliziert, auch für den Lieferverkehr. Zudem gebe ist im Norden Graurheindorfs weiter den lästigen Begegnungsverkehr.
  • Variante 4: Die Estermannstraße darf nur stadteinwärts befahren werden. In die andere Richtung müssen die Autos über An der Rheindorfer Burg bis zur Kopenhagener Straße/Brungsgasse. Bei dieser großen Umfahrung müssen Umwege in Kauf genommen werden. Zudem kommt es An der Josefshöhe, wo man zwangsläufig her muss, oft zu Staus.
  • Variante 5: Auch hier geht es auf der Estermannstraße nur stadteinwärts entlang. In die andere Richtung müsste eine Straße durch den Lausacker verlaufen. Die neue Straße verläuft ab der Birkheuserstraße (dort kann es eng werden) bis zur Kopenhagener Straße - über den Bach. Zwischendurch sind Querverbindungen zur Estermannstraße möglich, etwa mit einer neuen Straße in der Verlängerung Kranenweg.

Eine Abwandlung der Variante lässt die neue Ortsdurchfahrt ab dem Ende der Graurheindorfer Straße schräg in den Lausacker einführen. Den Engpass Birkheuserstraße gäbe es dann nicht. Nachteile bei Variante 5: Das Landschaftsschutzgebiet ist betroffen und muss angepasst werden, unter Umständen kommt es zu klimatischen Auswirkungen.

Vorteile: Die neue Ortsdurchfahrt könnte ein- oder beidseitig bebaut werden und so über Anliegerbeiträge finanziert werden. Wenn dann noch das Baugebiet hinter dem Friedhof erschlossen wird, kann Graurheindorf von gegenwärtig 3 311 Einwohnern auf bis zu 4 000 steigen. Und hier kommt dann der Lebensmittelhändler wieder ins Spiel.

Die Graurheindorfer hoffen, dass sich mit neuen Straßen auch die Parkplatzprobleme, speziell im Umfeld des Hafens, lösen lassen. In die Ortsentwicklung spielt auch mit rein, dass in der ehemaligen Königin-Juliana-Schule ein "Bed & Bike"-Hotel für Radfahrer entstehen soll. Die Politiker der Bezirksvertretung Bonn haben das Ortsteilentwicklungskonzept vertagt und wollen es sich von der Stadt nun erst einmal erklären lassen. Die CDU wird es schon einmal den Bürgern vorstellen.

Die CDU lädt alle Graurheindorfer für Donnerstag, 9. November, in den Pfarrsaal Sankt Margaretha ein. Ab 20 Uhr geht es um die neuen Pläne der Stadt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort