Neues Schwimmbad im Wasserland Debatte zum Bonner Bäderentscheid wird härter

Bonn · Bis zum 3. August läuft noch der Bürgerentscheid zum geplanten neuen Schwimmbad in Bonn. Derweil kühlt sich die Diskussion um die Bäderfrage nicht ab.

Auf der Zielgeraden zum Bürgerentscheid über das geplante neue Schwimmbad im Wasserland hat sich die Debatte noch einmal intensiviert. Befürworter und Gegner befinden sich im munteren und teilweise verbissen anmutenden Schlagabtausch. Die Stadtverwaltung meldet am Mittwoch, dass 78.522 Bonner bereits per Briefwahl abgestimmt haben. Beim letzten Bürgerentscheid seien es am Ende 97.000 Bürger gewesen, die ihre Stimme abgaben.

Kritik an der Berichterstattung des General-Anzeigers übte die Jamaika-Koalition im Stadtrat. Der GA hatte dargestellt, wie sich im Falle des Schwimmbad-Neubaus die Anfahrtswege - und damit die faktische Schwimmzeit - für die Schulen für den Schwimmunterricht verändern. Politiker von CDU, SPD und Grünen monierten, dass für den Ist-Vergleich das Kurfürstenbad herangezogen wurde, das Bad im Sportpark Nord als bestehendes Schwimmbad für einige Schulen nicht berücksichtigt und zudem einige Schulen gar nicht in der Tabelle aufgeführt worden waren und verlangten eine "Richtigstellung". Als Vergleichsgrößen hatte der GA Frankenbad und Kurfürstenbad angeführt, die beim Bau des Wasserlandbads auf jeden Fall geschlossen werden beziehungsweise geschlossen bleiben sollen.

Nach GA-Informationen fiel an Bad Godesberger Schulen seit Schließung des Kurfürstenbades und Ausfall des Lehrschwimmbeckens am Konrad-Adenauer-Gymnasium im abgelaufenen Schuljahr ein Großteil des Schwimmunterrichts aus, sodass das Kurfürstenbad hier die realistische Vergleichsgröße darstellt. Nicht berücksichtigt wurden jene Schulen, die bisher schon andere Schwimmbäder nutzen als die von Schließungen Betroffenen. Die GA-Grafik stellte exemplarisch dar, wie sich Anfahrtszeiten für Schulen verändern würden. Der Arbeitskreis Schulschwimmen erarbeitet eine Neuorganisation des Schulschwimmens. Die genannten Schulen werden nicht alle ins geplante Wasserlandbad fahren, sondern auch auf andere Bäder verteilt werden.

Für den Bürger Bund Bonn kommentiert Ratsherr und Neubad-Gegner Marcel Schmitt die jüngste Diskussion mit den Worten: "Dass Oberbürgermeister Sridharan (CDU) sein groß angekündigtes Schulschwimmkonzept seit über einem Jahr nicht vorgelegt hat und es auch vor Ende des Bürgerentscheides absichtlich nicht mehr vorlegen wird, bestätigt für uns, dass beim Zentralbad mit weitaus längeren Wartezeiten zu rechnen sein wird." Michael Faber, Chef der Linksfraktion, teilte dazu mit: "Jedem Schulkind leuchtet ein, dass bei einer Reduzierung der Zahl dezentraler Schwimmbäder der durchschnittliche Anfahrtsweg länger wird. Schade, dass sich die Ratskoalition schon mit diesem simplen Fakt schwer tut."

Unterdessen haben die Planungspolitiker Rolf Beu (Grüne) und Gabriel Kunze (SPD) im Campus-Radio der Uni ihre Positionen ausgetauscht. Beu sieht im Wasserlandbad ein Angebot, das "die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts" erfüllt. Er betonte, dass es weiterhin viele Bäder in der Stadt geben werde und keine Zentralisierung stattfinden werde. Kunze dagegen erläuterte die Vorstellung der SPD, das Frankenbad zu sanieren und an der Stelle des Kurfürstenbades ein neues Bad zu errichten. Dann könne man auch über die Schließung von Lehrschwimmbecken wie das des Konrad-Adenauer-Gymnasiums nachdenken.

Die Bürgerinitiativen gegen das Wasserlandbad werfen Oberbürgermeister Ashok Sridharan vor, unerwünschte Kommentare auf seiner Facebook-Seite zu entfernen. Dazu teilte Stadtsprecherin Monika Hörig mit, durch einen Fehler habe der OB einen einzigen Kommentar von Axel Bergfeld (BI "Kurfürstenbad bleibt!") versehentlich gelöscht. Dem Vorwurf einiger Bürger, die Stadt habe Schulen aufgefordert, den Eltern die Wahl für das neue Bad zu empfehlen, tritt Sozialdezernentin Carolin Krause entgegen: "Keinesfalls haben wir einen Appell abgegeben. Aber ich appelliere gerne an alle Eltern, für das neue Bad zu stimmen, damit wir Ausweichmöglichkeiten haben, wenn andere Bäder saniert werden und dauerhaft zusätzliche Möglichkeiten für das Schulschwimmen bekommen."

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