Signa will sich zu Ideen nicht äußern Das plant die Stadt Bonn für das Viktoriakarree

Bonn · Die Stadt Bonn will im Viktoriakarree Nägel mit Köpfen machen und für das gesamte Areal nun einen Bebauungsplan auf den Weg bringen. Der österreichische Investor Signa äußert sich zu den Vorschlägen bislang nicht.

Mit zwei großen Brocken muss sich nach Karneval die Kommunalpolitik befassen: Es geht zum einen um den Vorstoß der Verwaltung für das Viktoriakarree. Zum anderen liegt seit Dienstag eine Beschlussvorlage auf dem Tisch, die den Umzug des Stadtarchivs in die frühere Pestalozzischule gegenüber dem Stadthaus beinhaltet, wo außerdem Neubauten für das Archivmagazin und für das Stadtmuseum entstehen sollen. Kostenschätzung: 33,4 Millionen Euro. Im Wirtschaftsplan des Städtischen Gebäudemanagements sind aktuell 15 Millionen Euro dafür eingestellt.

Und die Planer haben es plötzlich eilig: Die Sache sei dringlich und müsse auf jeden Fall so schnell wie möglich beschlossen werden. Hintergrund: Bei jedem stärkeren Regenguss oder Schneefall kommt es zu Wassereinbrüchen im Stadtarchiv, das teilweise unter der Garage des Stadthauses beheimatet ist. Ein Problem, mit dem Stadtarchivar Norbert Schlossmacher und sein Team, wie berichtet, allerdings schon seit Jahren zu kämpfen haben. „Um die drohende Beschädigung oder gar den Verlust des Archivguts zu verhindern, muss die Unterbringung des Stadtarchivs im Bestand der Pestalozzischule und Errichtung des Neubaus auf dem Schulhof umgehend auf den Weg gebracht werden“, heißt es in der Vorlage.

Auch den Neubau für das Stadtmuseum soll die Politik alsbald beschließen. Dabei verweist die Verwaltung auf ihren Vorstoß für das Viktoriakarree: Nach den jüngsten Vorschlägen von Stadtbaurat Helmut Wiesner für das Karree soll das im ehemaligen Viktoriabad untergebrachte Stadtmuseum dort nicht verbleiben.

Last but not least schlägt die Verwaltung vor, für die ebenfalls im Viktoriabad beherbergte Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus eine mögliche Bleibe in der Turnhalle der Pestalozzischule zu schaffen. Wie berichtet, steht allerdings auch ein Gebäude des früheren Endenicher Klosters als mögliche Heimstatt für die Gedenkstätte zur Diskussion.

(Dieses Video ist Teil einer Kooperation von GA und WDR.)

Die Pläne für das Stadtmuseum und die Gedenkstätte sind im engen Zusammenhang mit den frisch auf dem Tisch liegenden Vorschlägen der Stadt zu sehen. Sie will nach den gescheiterten Plänen des Investors Signa für ein Einkaufszentrum für das Viktoriakarree nun einen Bebauungsplan auf den Weg bringen. Die städtischen Flächen will sie mit Wohn- und Geschäftsgebäuden beplanen. Je nach Wohnungsgröße und Mix entspricht das Stadtbaurat Wiesner zufolge einem Umfang von 50 bis 70 Wohnungen. Wie Wiesner am Dienstag auf einer Pressekonferenz weiter mitteilte, solle gemäß dem Konzept, das die Empfehlungskommission im Rahmen der Bürgerwerkstatt vorgelegt hatte, das Karree durch eine autofreie Viktoriagasse geteilt werden. Dadurch soll im Innenbereich Platz für Neubauten entstehen, während das frühere Viktoriabad eine neue Nutzung erhalten und der Standort des Stadtmuseums aufgegeben werden soll.

Die erste Reaktion seitens der Ratspolitiker fällt hinsichtlich der Pläne für Stadtarchiv und Stadtmuseum zurückhaltend bis kritisch aus: Angesichts der Kostenfrage könne es sich bei dieser Beschlussvorlage nur um eine erste Lesung handeln, machte Horst Gehrmann (CDU) deutlich, dass dem Wunsch der Verwaltung nach einem schnellen Beschluss wohl eher nicht Rechnung getragen wird. Ähnlich argumentiert Hardy Lohmeyer (Grüne): „Wir werden mit Sicherheit eine Entscheidung von solcher Bedeutung und mit dieser finanziellen Dimension nicht im Schweinsgalopp treffen.“ Für Werner Hümmrich (FPD) sind die Pläne fürs Stadtarchiv zwar okay, kritisch sehe er aber mit Blick auf die „immensen Kosten“ die Vorschläge für das Stadtmuseum.

Die Linksfraktion plädiert Holger Schmidt zufolge ohnehin für den Verbleib des Stadtmuseums im Viktoriabad, ebenso der Bürger Bund Bonn.

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