Mit dem Dorfplatz fing alles an Das macht der Kulturverein Lessenich-Meßdorf

Lessenich · Seit 20 Jahren engagiert sich der Kulturverein Lessenich-Meßdorf für die Orte. Ein Rückblick auf die Anfangszeit und die wichtigsten Projekte.

 Der Dorfplatz hinter St. Laurentius führte zur Gründung des Lessenich/Meßdorfer Kulturvereins, dessen Gründer und Vorsitzender Christoph Pinsdorf mit seiner Stellvertreterin Heli Bonn eine Ortsbesichtigung vornimmt.

Der Dorfplatz hinter St. Laurentius führte zur Gründung des Lessenich/Meßdorfer Kulturvereins, dessen Gründer und Vorsitzender Christoph Pinsdorf mit seiner Stellvertreterin Heli Bonn eine Ortsbesichtigung vornimmt.

Foto: Stefan Hermes

Es klingt nach einer Geschichte von Don Camillo und Peppone: Der Vater des Lessenich-Meßdorfer Kulturvereingründers Christoph Pinsdorf war vor mehr als 20 Jahren als Ortsvorsteher von Lessenich zwar kein Kommunist, wie sein angriffslustiger italienischer Amtskollege. Und der damalige Oberpfarrer Karl Blasberg sollte auch nicht die Schlitzohrigkeit des Pfarrers aus den Romanen von Giovannino Guareschi unterstellt sein. Aber Pinsdorf nutzte das Bild, um zu veranschaulichen, wie mühsam es gewesen sein musste, bis die St. Laurentius-Kirche einen Teil ihres Grundstücks den Lessenichern als Dorfplatz überließ. „In das Herz eines Dorfes gehört ein Dorfplatz“, erinnert sich Pinsdorf an Prämisse und Motivation seines Vaters Matthias.

Mit der Fertigstellung des Lessenicher Dorfplatzes entstand schnell die Frage, was man nun dort veranstalten sollte. Mit ein Grund dafür, dass am 22. November 1999 das Treffen engagierter Bürger in der Gaststätte „Zur Linde“ zur Gründungsversammlung des Kulturvereins Lessenich/Meßdorf wurde. Nach dem Bestreben von Christoph Pinsdorf, der zu dieser Zeit als persönlicher Referent des Bonner Kulturdezernenten Jochem von Uslar und danach zehn Jahre lang Geschäftsführer der Bonner Musikschule war, sollte der neue Dorfplatz vor allem dazu dienen, das Miteinander von Einheimischen, Zugezogenen und Gästen zu fördern. Von den damals 20 Anwesenden erklärten sich 13 spontan bereit, Verantwortung im Vorstand und der Organisation des Vereins zu übernehmen. Auch wenn der erste Weintag schon wenige Wochen vor der Vereinsgründung stattgefunden hatte, gehört er genauso zur Erfolgsgeschichte des Vereins, wie die Kulturnächte, bei denen mit bis zu 2000 Besuchern manchmal schon die Kapazitätsgrenze des Dorfplatzes erreicht wurde.

Dem Kulturverein fehlt der Nachwuchs

Mit ansteckender Begeisterung berichtet Pinsdorf von den Festen, die vor allem dazu beitragen sollten, die Lessenicher mit anderen Kulturen vertraut zu machen. Den Auftakt bildete eine deutsch-türkische Nacht, die in einem großen Zirkuszelt stattfinden konnte, was zu dieser Zeit zufälligerweise an der Grundschule aufgebaut war. Mit türkischen Spezialitäten, Musik und Bauchtanz wurde der Start zu einem großen Erfolg. Es folgten etwa zehn Kulturnächte, die nicht nur Bräuche und Spezialitäten aus Spanien, Italien, Griechenland oder Brasilien nach Lessenich brachten, sondern auch unter dem Motto von rheinischem oder bayerischen Brauchtum stattfanden. „Bei der rheinischen Nacht hatten wir uns verschätzt“, erinnert sich Pinsdorf an die übriggebliebenen 700 Portionen rheinischen Sauerbratens: Die Besucher bevorzugten knusprige Reibekuchen. So erfolgreich die binationalen Veranstaltungen auch waren, so sehr bedauert Pinsdorf heute, dass der damit verbundene Aufwand derart groß war, dass sich kaum noch jemand aus dem Verein dazu in der Lage fühlt, solche Ereignisse zu stemmen.

„Dafür haben die Meisten von uns auch ein Alter erreicht, in dem man nicht mehr nachts die Aufbauten bewacht, Kühlschränke schleppt und die ganze Veranstaltung über an der Fettpfanne Reibekuchen wendet“, sagt der 64-jährige Frühpensionär. Dem Kulturverein fehlt der Nachwuchs. „Die jungen Leute haben ja alle keine Zeit mehr.“ Jetzt konzentrieren sich die 20 Aktiven unter den etwa 50 Mitgliedern auf viele kleine Veranstaltungen, die an verschiedenen Orten schon zu Geheimtipps wurden.

"Kultur kann man nie genug haben"

Vor allem die sehr unterschiedlichen Musikabende im Innenhof der Alten Mühle an der Bahnhofstraße haben inzwischen einen großen Freundeskreis gefunden. Nach dem gerade noch stattgefundenen Dixieland-Abend mit den Hot Jazz Five steht für Mitte August schon eine Jam Session auf dem Programm, für die der Bonner Jazz-Schlagzeuger Richard Münchhoff befreundete Musiker und Bands in die historische Mühle einlädt. Kabarettveranstaltungen, Vorträge und Filmabende stehen heute ebenso auf dem Programm des Kulturvereins wie Besichtigungen von Sehenswürdigkeiten oder Führungen in Bonner Museen. Keinesfalls wolle man eine Konkurrenz für die kulturellen Angebote der anderen Vereine rund um Lessenich sein, sagt Pinsdorf und schmunzelt: „Kultur kann man ja nie genug haben.“

Die Jam-Session mit Richard Münchhoff ist am Samstag, 11. August am späten Nachmittag. Der Lessenicher Weintag ist am Sonntag, 30.September, ab 15 Uhr auf dem Dorfplatz.

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