1947 in Bonn Das Jahr der großen Dürre

Bonn · 1947 litt Bonn unter einem Jahrhundertsommer, wie es ihn seitdem nicht mehr gegeben hat. Der Rheinpegel fiel auf 90 Zentimeter, einige wagten es, durch den Fluss auf die andere Seite zu gehen.

 Abkühlung im Beueler Strandbad: Das wurde im Sommer 1947 immer schwieriger, der Rheinpegel fiel kontinuierlich bis auf 90 Zentimeter.

Abkühlung im Beueler Strandbad: Das wurde im Sommer 1947 immer schwieriger, der Rheinpegel fiel kontinuierlich bis auf 90 Zentimeter.

Foto: GA-Archiv

Der Rhein ist schmal. Vier Bötchen schaffen den Verkehr zwischen den Ufern. Um die Schiffe zu erreichen, müssen die Passagiere eine gute Strecke über Kies, Geröll und Steine laufen mit nachkriegsmäßig schlechtem Schuhwerk oder barfuß. Die alte Rheinbrücke, in den letzten Kriegstagen gesprengt, bietet eine düstere Kulisse während des Wartens unter glühender Sonne und während der Überfahrt.

Bonn liegt im Sommer 1947, zum erheblichen Teil zerstört und durch Evakuierung gespenstisch leer, unter der blassblauen Glocke drückender Hitze. Die Situation ist besonders belastend, weil nach schweren Bombenangriffen der letzten Kriegszeit der Wohnraum knapp geworden ist. Nichts von dem, was wir heute an sommerlicher Erfrischung ordern können, ist damals zu haben gewesen.

Sicherlich können sich nur noch wenige Zeitzeugen an den Sommer 1947 erinnern. Er ist nach wie vor der heißeste Sommer, den Bonn seit 1895 erlebt hat. Die Kombination aus langanhaltender Hitze und Trockenheit brachte ihm vor 70 Jahren den Titel „Jahrhundertsommer“ ein. Mit einer Durchschnittstemperatur von 21,7 Grad rangiert er immer noch unangefochten auf Platz eins in den Bonner Wetterannalen.

Niederschlagsmangel trocknete Gräser aus

Was machte den Sommer 1947 so einzigartig? Er wies 22 Tropentage mit Temperaturen über 30 Grad auf, aber nur 25 Regentage. Die 22 Tropentage sind ebenfalls immer noch Rekord, auch wenn die Sommer 1995 und 2006 ihn mit ebenfalls 22 Tropentage einstellten.

Der Sommerverlauf wies einige Besonderheiten auf: Vom 8. August bis 13. September 1947 fiel kein einziger Tropfen Regen, was dem Sommer auch den Beinamen „Steppensommer“ einbrachte. Der Niederschlagsmangel brachte am Sommerende die Gräser und Bäume zum Verdorren, die Gräser wurden gelb, die Blätter färbten sich braun oder fielen ab. Schon am 27. Juni wurde mit 37,9 Grad die höchste Temperatur des Sommers gemessen, am 13. Juni waren es nur 5,4 Grad.

Der Juli war mit 23,7 Grad der zweitheißeste Juli in der Bonner Wetterhistorie. Noch wärmer war nur der Juli 2006 mit 23,9 Grad. Der August 1947 schließlich trug erheblich dazu bei, den Titel „Jahrhundertsommer“ zu erringen. Er wies eine Durchschnittstemperatur von 22,5 Grad auf und ist immer noch der Spitzenreiter aller Augustmonate seit 1895. Demgegenüber standen nur drei Regentage mit minimalem Niederschlag.

Rhein war nur noch ein Rinnsal

Die anhaltende Trockenheit nicht nur in Bonn, sondern in ganz Deutschland hatte verständlicherweise Konsequenzen für den Rhein: Den gesamten Sommer über fielen die Pegelstände kontinuierlich und setzten sich im Herbst weiter fort: Am 4. November 1947 wurde mit 90 Zentimetern einer der niedrigsten Pegelstände des 20. Jahrhunderts gemessen. Das sind 2,61 Meter unter dem heutigen Normalpegel. Die Schifffahrt musste eingestellt werden.

Der Rhein war nur noch ein Rinnsal, und einige Mutige wagten es, durch den Fluss auf die andere Seite zu gehen. 1947 war die Rheinbrücke nach Beuel noch zerstört, die Pontonbrücke in Bad Godesberg, auch als Hodges-Brücke bekannt, war schon im Dezember 1945 wieder abgebaut worden, da sie die Schifffahrt behinderte.

Der zweitwärmste Sommer war übrigens der im Jahr 2003 mit 20,4 Grad.

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