Familiennachzug geringer als befürchtet Das ist die aktuelle Situation von Flüchtlingen in Bonn

Bonn · Rund 8000 Flüchtlinge leben derzeit in Bonn. Syrer mit befristeter Aufenthaltserlaubnis sind die derzeit größte Gruppe. Der Familiennachzug fiel geringer aus als erwartet.

Lernen fürs Leben: Barbara Kahlen kümmert sich um die 14-jährigen Marman (links) und Nima an der Karl-Simrock-Schule.

Lernen fürs Leben: Barbara Kahlen kümmert sich um die 14-jährigen Marman (links) und Nima an der Karl-Simrock-Schule.

Foto: Frommann (Archiv)

In Bonn leben nach Angaben der Stadtverwaltung derzeit rund 8000 Flüchtlinge. Nur 155 von ihnen wurde tatsächlich Asyl zugesprochen. 4595 Personen genießen Schutz nach der Genfer Flüchtlingskonvention. 1403 sind subsidiär schutzberechtigt. Bei 480 Personen hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) "zielstaatsbezogene Abschiebehindernisse" festgestellt.

Dazu kommen noch 569 Asylbewerber, die noch keinen rechtskräftigen Asylbescheid haben. In weiteren 692 Fällen gibt es einen positiven Bescheid des BAMF, das Verfahren ist aber noch nicht rechtskräftig abgeschlossen. 615 Personen haben mittlerweile nach positivem Ausgang des Asylverfahrens eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis. Dazu kommen dann noch Flüchtlinge, die über besondere Aufnahmeprogramme von Bund und Land nach Bonn gekommen sind, sowie abgelehnte, aber geduldete Asylbewerber.

Die größte Flüchtlingsgruppe kommt aus Syrien. Derzeit haben 2755 Syrer und 1647 Syrerinnen eine befristete Aufenthaltserlaubnis, 30 Männer und 18 Frauen haben lediglich eine Aufenthaltsgestattung. Im August 2019 haben 887 Personen Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten, die für zwölf Monate gewährt werden. Darüber hinaus bekamen 2759 Personen Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II. Aktuell betreut das Jobcenter Bonn 4984 erwerbsfähige Asyl- und Bleibeberechtigte. Davon belegen derzeit 783 einen Integrationskurs. 635 Personen erhalten berufsbezogene Deutschförderung. Diese Kurse finanziert das BAMF.

Der Familiennachzug brachte verhältnismäßig wenige Menschen zusätzlich nach Bonn. Aktuell leben 341 Personen aus den Ländern Syrien, Irak, Eritrea und Afghanistan mit einer Aufenthaltserlaubnis zum Familiennachzug in Bonn. Bei diesen Herkunftsländern ist ein Fluchthintergrund anzunehmen.

In Unterkünften der Stadt leben aktuell 1632 Flüchtlinge, davon 36 Prozent weiblich und 64 Prozent männlich. Im letzten Jahr wurden aber bereits einzelne Unterkünfte aufgegeben und abgemietet oder für andere Zwecke zur Verfügung gestellt. "Auch aufgrund endender Baugenehmigungen wird sich die Zahl der betriebenen Unterkünfte weiter verringern", sagt Vizestadtsprecher Marc Hoffmann. Er weist darauf hin, dass es auch für anerkannte Flüchtlinge in städtischen Unterkünften kaum möglich sei, eine Wohnung in Bonn zu finden.

Seit 2015 haben dennoch 4207 Personen die Unterkünfte verlassen. Wie viele von ihnen in Bonn geblieben, verzogen oder freiwillig wieder ausgereist sind, kann die Stadt nicht sagen. Ebenso wenig ließen sich die Kosten der Kommune für Flüchtlinge beziffern, da diese im Haushalt nicht gesondert ausgewiesen würden. Bund und Land gleichen einen Teil der Kosten aus, die verbleibende Belastung für den Stadthaushalt ist allerdings millionenschwer.

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