Kommentar zum Bonner OB Sridharan Das falsche Signal

Meinung | BONN · Dass Oberbürgermeister Ashok Sridharan nach Entlastung sucht, ist menschlich. Aber der Rücktritt aus dem Aufsichtsrat der Stadtwerke-Tochter Bus und Bahn ist ein strategischer Fehler. Er fällt in eine Zeit, in der dort wichtige Entscheidungen getroffen werden.

Die Last der Verantwortung ist groß für Ashok Sridharan. Der Oberbürgermeister hat als Chef der Stadtverwaltung derart viele Probleme und Aufgaben zu bewältigen, dass Otto Normalbürger schwindlig werden könnte. Sridharan koordiniert die Verhandlungen mit dem Bund über einen Ergänzungsvertrag zum Berlin/Bonn-Gesetz. Er muss Vorschläge erarbeiten, wie die Bäderfrage zu lösen ist, wie es im Viktoriakarree weitergehen soll, wie dem Sanierungsstau bei Oper, Stadthaus und Stadthalle begegnet werden soll, wie Wohnraumknappheit und zunehmende Verkehrsprobleme entschärft werden können – um nur einige Beispiele zu nennen. Das alles bei knapper Stadtkasse und dem Dauerärger in der Beethovenhalle. Dazu kommen noch zahllose Repräsentationstermine inner- und außerhalb der UN-Stadt Bonn.

SWB spielen im Kampf um reinere Luft eine entscheidende Rolle

Allzu menschlich also, dass Sridharan nach Entlastung sucht. Allerdings ausgerechnet den Vorsitz im Aufsichtsrat des Stadtwerke-Verkehrsbetriebs abzugeben, ist ein strategischer Fehler. Das wirkt, als wolle er sich aus der direkten Verantwortung stehlen – ausgerechnet in einer Zeit, in der die SWB mit Ausfällen und Unpünktlichkeiten Schlagzeilen machen und der Stadt Fahrverbote auf zwei wichtigen Straßen drohen. Dabei spielen die Stadtwerke im Kampf um saubere Luft eine entscheidende Rolle, und alle wichtigen Investitions- und Personalentscheidungen müssen erst durch den Aufsichtsrat.

Der OB gibt den Vorsitz mit der Begründung an Kämmerin Heidler ab, in ihrem Dezernat sei die städtische Beteiligungsverwaltung angebunden. Das ist nicht überzeugend. Nach dieser Logik wäre der Aufsichtsratsvorsitz der SWB-Konzernholding für Heidler viel interessanter: Dort laufen die entscheidenden Finanzzahlen zusammen. Diesen Aufsichtsrat leitet CDU-Fraktionschef Klaus-Peter Gilles. Kein Wunder, dass die SPD die Steilvorlage dankend annimmt und Sridharan vorwirft, er wolle sich mit Blick auf die Kommunalwahl 2020 aus der Affäre ziehen.

Das kann zwar schon deshalb nicht so ganz stimmen, weil ein Oberbürgermeister von den Bürgern grundsätzlich für alle städtischen Probleme in Haftung genommen wird. Aber sein Rückzug aus dem Aufsichtsrat setzt das falsche Signal in einer schwierigen Phase für die Stadtwerke.

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